72 Stunden – The Next Three Days
72 Stunden – The Next Three Days ist ein Suspense-Thriller von Drehbuchautor und Regisseur Paul Haggis aus dem Jahr 2010. Der Film ist eine Neuverfilmung des französischen Thrillers Ohne Schuld aus dem Jahr 2008.
Film | |
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Titel | 72 Stunden – The Next Three Days |
Originaltitel | The Next Three Days |
Produktionsland | Vereinigte Staaten |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2010 |
Länge | 133[1] Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12[1] JMK 14[2] |
Stab | |
Regie | Paul Haggis |
Drehbuch | Paul Haggis Fred Cavayé Guillaume Lemans |
Produktion | Michael Nozik Olivier Delbosc Paul Haggis Marc Missonnier |
Musik | Danny Elfman Alberto Iglesias |
Kamera | Stéphane Fontaine |
Schnitt | Jo Francis |
Besetzung | |
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Handlung
Der Mittvierziger John Brennan, Hochschuldozent am örtlichen College, seine Frau Lara und der gemeinsame Sohn Luke leben in Pittsburgh. Ihr ruhiges Mittelschicht-Leben endet abrupt, als die Polizei in ihr Haus eindringt und Lara festnimmt: Sie wird verdächtigt, ihre Chefin ermordet zu haben. Diese wurde mit einem Feuerlöscher erschlagen und auf dem Parkplatz von Laras Arbeitsplatz aufgefunden. Lara hatte unmittelbar vor der Tat vor Zeugen Streit mit dieser Frau. Ein Kollege sieht kurz nach der Tat Laras gerade davonfahrenden Wagen.
Die Beweise gegen Lara sind erdrückend: Ihre Fingerabdrücke finden sich auf der Tatwaffe, und das Blut der Ermordeten ist auf ihrem Mantel. Laras Aussage, eine wahrscheinlich Obdachlose sei auf dem Parkplatz mit ihr zusammengestoßen und fortgelaufen, ist nicht verifizierbar. Sie wird zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Solange die Rechtsmittel noch nicht ausgeschöpft sind, ist sie in einem örtlichen Gefängnis untergebracht.
Fast drei Jahre später leidet Lara zunehmend darunter, dass sich ihr Sohn Luke, der sie regelmäßig mit ihrem Ehemann John im Gefängnis besucht, von ihr abwendet. John kämpft für eine Revision des Urteils. Doch gibt er diesen Kampf auf, nachdem sein Anwalt ihm mitgeteilt hat, dass die Chancen dafür äußerst gering seien. Kurz nachdem John Lara davon berichtet hat, begeht diese einen Selbstmordversuch. John verspricht seiner Frau, dass ihre Zukunft nicht das lebenslange Dahinvegetieren in einer Gefängniszelle sein werde.
John trifft Vorbereitungen für eine Befreiung seiner Frau. Zuerst kontaktiert er über das Internet einen Mann namens Damon Pennington, dem sieben Mal der Ausbruch aus einem Gefängnis gelungen war und darüber ein Buch geschrieben hat. Dieser gibt ihm grundlegende Informationen: Die ganze Familie benötige neue Reisepässe mit anderen Namen, neue Sozialversicherungsnummern, er ließ auch einen Führerschein auf den neuen Namen machen. Bei der Flucht müsse der innere Kontrollkreis der Stadt nach spätestens 15 Minuten durchfahren sein, die Peripherie nach spätestens 35 Minuten, da Pittsburgh wie alle anderen großen Städte Amerikas Abriegelungspläne für den Fall von Terroranschlägen besitzt: An allen Ausfallstraßen, Bahnhöfen und Flughäfen könnten in kurzer Zeit Kontrollpunkte eingerichtet werden.
Als er versucht, einen Schlagschlüssel für den Fahrstuhl während eines Besuchs im Gefängnis einzusetzen, bricht dieser ab. Alarm wird ausgelöst, und John wird beinahe verhaftet. Auch der Versuch, über kleine Drogendealer die benötigten Papiere zu bekommen, führt zunächst nur dazu, dass er verprügelt und ausgeraubt wird. Ein zweiter Versuch gelingt aber.
Johns Geld wird knapp. Alle Möbel sind verkauft, das Haus der Familie findet zwar einen Käufer, da Lara aber nach dem erfolglosen Antrag auf Revision in ein anderes Gefängnis verlegt werden soll, reichen die noch verbleibenden drei Tage nicht, den Verkauf abzuwickeln. Um an Geld zu kommen, will John eine Bank überfallen. Er ist jedoch zu nervös, um überhaupt aus seinem Wagen auszusteigen und den Überfall durchzuführen. John folgt daher einem Dealer zu einer Crystal-Meth-Produktionsküche und erpresst unter Waffengewalt dort eine große Menge an Bargeld, das die Dealer dort lagern. Der Überfall auf die Meth-Küche endet damit, dass John einen Drogendealer erschießt, ein weiterer stirbt in Johns Auto, als er ihn in ein Krankenhaus bringen will. Mit dieser letzten Szene im Auto hatte der Film bereits begonnen. Dann folgt mit der Einblendung „Three years ago“ zunächst in einer Rückblende die Vorgeschichte bis hierher. Die Szene wird jetzt wiederholt, dann geht es nach der Einblendung „The next three days“ (englischer Originaltitel) weiter.
Die Leiche des Dealers wird von John an einer Bushaltestelle abgelegt. Jetzt nimmt die Kripo Pittsburgh die Untersuchung des Falles auf. John hat bei der Flucht eine Mülltonne gerammt. Das zerbrochene Rücklicht seines Toyota Prius ist eine erste Spur. Hybrid-Fahrzeuge wie dieser Wagen sind nach Ansicht der Polizeiexperten kaum auf Kriminelle aus dem Drogenmilieu zugelassen, so dass der Kreis der Verdächtigen schnell eingegrenzt ist.
Johns Eltern passen immer wieder auf Luke auf. Als John übermüdet zusammen mit Luke bei den beiden einschläft, entdeckt sein Vater, zu dem John ein schwieriges Verhältnis hat, die bereits gekauften Flugtickets für die drei. Als sich John verabschiedet, umarmt ihn sein Vater. Lara ist Diabetikerin. John späht das Versorgungsfahrzeug eines privaten Gesundheitsdienstes aus, der die Behandlung der Gefangenen gewährleistet. Als der Pharmaziebote im Gefängnis ist, sucht John in dessen Lieferwagen Laras Krankenblatt und fotografiert es mit seinem Handy. Er manipuliert das Dokument so, dass die Glucose-Werte Laras auf akute Lebensgefahr hinweisen, und druckt es aus. Bei der nächsten Gelegenheit zerstört er die Telefonleitungen des Labors und tauscht in dem Wagen die geänderte Version gegen das Originalkrankenblatt. Lara wird, nachdem erfolglos versucht wurde, das Labor telefonisch zu erreichen, per Rettungswagen ins Krankenhaus transportiert. John folgt dem Wagen, dringt in das Krankenzimmer ein, bedroht mit seiner Pistole das Personal und flieht mit seiner zunächst widerstrebenden Frau. Nur knapp entkommen sie den Polizisten, die im Fall des toten Drogendealers ermitteln; sie haben entdeckt, dass die Wohnung Johns bereits geräumt ist, und schließen daraus, dass er eine Befreiungsaktion plant. John hat den Ausbruch so geplant, dass er mit einem Eishockeyspiel zusammenfällt, sodass die beiden in der Masse der Fans untertauchen können. Nach einer dramatischen Verfolgungsjagd entkommen John und Lara mit einem nahe einer U-Bahn-Station geparkten Fluchtfahrzeug.
Die Kripo hat in Johns Mülltonne inzwischen einen Sack mit Bildern und Notizen zu dem Befreiungs- und Fluchtplan gefunden. Ein Bild zeigt den Präsidentenpalast von Haiti. John hatte seinen Sohn Luke vor der Befreiungsaktion zu einem Kindergeburtstag gebracht. Als er und Lara ihn abholen möchten, erfahren sie, dass die Kinder einen Ausflug in den Zoo unternommen haben. Ein Umweg über den Zoo würde den Zeitplan für die Flucht gefährden, John will daher Luke zunächst zurücklassen. Als Lara daraufhin verzweifelt versucht, sich aus dem fahrenden Wagen fallen zu lassen, gibt er nach und fährt zum Zoo.
Da John damit rechnet, dass an den Ausfallstraßen nach einem Elternpaar mit einem Jungen gefahndet wird, lädt er ein älteres Ehepaar zur Mitfahrt ein. Auf diese Weise kann die Familie die Kontrollen passieren. Johns Eltern werden verhört. Allerdings hat Johns Vater gerade an diesem Tag mit seiner Frau eine lange Spazierfahrt unternommen, um sich die Herbstfärbung anzusehen. Johns Vater behauptet, mit seinem Sohn nicht zu reden und deshalb sein Ziel auch nicht zu kennen. Auch wenn ihm das nicht wirklich abgenommen wird, kann ihm die Polizei nichts nachweisen. Als die drei bereits im Flughafen die Passkontrolle durchlaufen haben, lässt die Kripo den einzigen Flug des Tages nach Haiti stoppen und durchsuchen. John, Lara und Luke haben allerdings für einen Flug nach Caracas, der Hauptstadt Venezuelas, eingecheckt und entkommen. John hatte absichtlich einen Teil der Notizen für die Polizei leicht auffindbar weggeworfen, um diese auf eine falsche Fährte zu schicken.
Johns Vater schlägt einen Atlas auf und sucht nach einer Karte von Venezuela. Er findet sie und lehnt sich lächelnd zurück.
Der verantwortliche Fahnder nimmt neue Ermittlungen in Laras Mordfall auf. Am Tatort sucht er im strömenden Regen nach einem abgerissenen Knopf, von dem Lara gesprochen hat. Dieser sollte der wahren Täterin gehören und könnte somit die Unschuld Laras untermauern. Der Knopf befindet sich tatsächlich in einem Gully, wird aber vom Fahnder knapp übersehen und beim Herabsenken des Deckels endgültig weggespült.
Kritiken
„Sie [Elizabeth Banks] und der gewohnt überzeugende, zurückhaltend agierende Crowe sind ein glaubwürdiges Paar in einem Familien- und Liebesdrama, das sich in der zweiten Stunde zum Thriller mit unwiderstehlichem Spannungssog entwickelt und dabei bei eigentlich vertrauten Reaktionsmustern nicht nur die Flüchtenden, sondern auch ihren Verfolger, einen aufmerksamen Cop, smart aussehen lässt.“
„Mit dem schleppenden ersten Teil kontrastiert die zweite Filmhälfte, in der ‚72 Stunden – The Next Three Days‘ zu einem adrenalingeladenen Actionthriller wird. Obwohl auch hier teilweise mit unnötigen, unwahrscheinlichen Elementen zusätzlich Spannung erzeugt wird, stellt Paul Haggis unter Beweis, dass er einen Actionfilm handwerklich inszenieren kann: Der von der rastlosen Filmmusik von Danny Elfman und Alberto Iglesias unterstützte, sorgfältige Schnitt lässt einerseits den Zuschauer bei der Parallelmontage den Überblick in keinem Augenblick verlieren, erzeugt andererseits genretypische Spannung, ob das waghalsige Unternehmen gelingen wird. Trotz logischer Unstimmigkeiten und inszenatorischer Schwächen besticht jedoch in ‚72 Stunden – The Next Three Days‘ das Psychogramm seiner Hauptfigur, die zudem von Russell Crowe mit zurückgenommenem Spiel verkörpert wird. Crowes John Brennan überzeugt als Durchschnittsbürger, der aus Liebe zu seiner Familie über sich hinauswächst, als Jedermann, der es mit seinem unbedingten Willen schafft, aus der ausweglosen Lage herauszubrechen.“
„The Next Three Days ist ein spannender Mix aus Drama und Thriller, verliert jedoch einige Plausibilitätspunkte. […] Schliesslich, und das beweist uns allen voran ein meisterhafter Russell Crowe, ist und bleibt es ein Film, der durchaus unterhält.“
„Wie schon das Original lässt sich auch ‚L.A. Crash‘-Regisseur Paul Haggis in seiner zweistündigen Inszenierung extrem viel Zeit für die Planung der Verzweiflungstat. […] Erst im letzten Drittel, in den titelgebenden drei Tagen, nimmt ‚72 Stunden‘ zunehmend Fahrt auf und entwickelt sich zum packenden Thriller, der allerdings oftmals unglaubwürdig wirkt. Zwar zeugen kleinere Fehlschläge von Haggis’ realistischem Ansatz, dennoch ist völlig unklar, wie der liebende Familienvater und gutherzige Lehrer von einer auf die andere Minute zum skrupellosen Killer mutiert. Und wenn er dann noch die Polizei abhängen kann, indem er sich eine andere Jacke anzieht, macht das die Story auch nicht gerade authentischer. Wenigstens täuscht das zurückhaltende Spiel von Crowe […] und Banks […] ein wenig über die hinkende Geschichte hinweg. Die Beantwortung der Frage, ob Laura (sic!) die Tat nun begangen hat oder nicht, hätte man sich nach all dem Trouble aber auch gut und gern schenken können. Fazit: Etwas weit hergeholtes, dafür hervorragend besetztes Kriminaldrama, das erst im letzten Drittel fesselt.“
„Remake eines französischen Thrillers, das den Schwerpunkt auf den moralischen Konflikt der Hauptfigur legt. Die nicht gerade glaubwürdige Geschichte nimmt sich mitunter entschieden zu ernst, versteht es aber, mit vielen Winkelzügen und einem scharfen Auge für Details die Vorgänge spannend und interessant zu halten.“
Bei Metacritic erreicht der Film einen Metascore von 52 %.[8] Von den bei Rotten Tomatoes gesammelten Filmkritiken fallen 50 % positiv aus.[9] (Stand Juni 2021)
Veröffentlichung
Nach der Premiere des Films am 9. November 2010 in New York City startete der Film am 19. November 2010 in den US-amerikanischen Kinos. In Deutschland startete der Film am 20. Januar 2011 in den Kinos.[10] Österreichischer Filmverleih ist Elmo Movieworld, der deutsche Filmverleih ist Kinowelt. Bei einem Budget von ca. 30 Mio. US-Dollar spielte der Film an den Kinokassen weltweit ca. 67,5 Mio. US-Dollar ein.[11]
Weblinks
- 72 Stunden – The Next Three Days in der Internet Movie Database (englisch)
- The Next Three Days bei Rotten Tomatoes (englisch)
- The Next Three Days bei Metacritic (englisch)
- 72 Stunden – The Next Three Days in der Online-Filmdatenbank
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für 72 Stunden – The Next Three Days. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, Januar 2011 (PDF; Prüfnummer: 126 121 K).
- Alterskennzeichnung für 72 Stunden – The Next Three Days. Jugendmedienkommission.
- Kritik zu 72 Stunden – The Next Three Days bei kino.de
- Kritik zu 72 Stunden – The Next Three Days bei textezumfilm.de
- Kritik zu 72 Stunden – The Next Three Days bei outnow.ch
- 72 Stunden – The Next Three Days. In: cinema. Abgerufen am 12. Juni 2021.
- 72 Stunden – The Next Three Days. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 12. Juni 2021.
- The Next Three Days. In: Metacritic. CBS, abgerufen am 12. Juni 2021 (englisch).
- The Next Three Days. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 12. Juni 2021 (englisch).
- Veröffentlichung von 72 Stunden – The Next Three Days in der Internet Movie Database
- Einspielergebnis von 72 Stunden – The Next Three Days bei Box Office Mojo