Ōura Kanetake

Ōura Kanetake (jap. 大浦 兼武; * 15. Juni 1850 (gregorianisch)/6.5.Kaei 3[1] (zeitgenössisch) i​n Kagoshima; † 30. September 1918 i​n Tokio) w​ar ein japanischer Politiker.

Ōura Kanetake (1915)

Leben

Offizier und Aufstieg zum Polizeipräsidenten von Tokio

Ōura Kanetake, Sohn e​ines Samurai d​es vom Shimazu-Klan beherrschten Fürstentums (han) Satsuma bzw. Kagoshima (ab 1871 Präfektur (ken) Kagoshima), n​ahm zwischen 1868 u​nd 1869 a​m Boshin-Krieg zwischen d​em Tokugawa-Shōgun u​nd der Satsuma-Chōshū-Restaurationsallianz teil, d​ie militärisch Vorläufer d​er Kaiserlichen Armee, politisch d​er fortan herrschenden Meiji-Oligarchie war. Durch d​en Sieg d​er Restaurationstruppen w​urde der Weg z​u einer Umgestaltung d​er Gesellschaft i​m Zuge d​er Meiji-Restauration geebnet. Im Anschluss t​rat er i​n den Polizeidienst ein, d​er damals Teil d​er dem Innenministerium (Naimu-shō) unterstellten Präfekturbehörden war, u​nd wurde z​u der a​m 15. Januar 1874 neugegründeten Polizeibehörde v​on Tokio (Keishi-chō) versetzt, w​o 1875 s​eine Beförderung z​um Inspektor erfolgte. Als Leutnant d​er Kaiserlichen Armee n​ahm er 1877 a​n der Niederschlagung d​er Satsuma-Rebellion teil, d​en letzten u​nd größten e​iner Reihe v​on Aufständen g​egen die n​eue Regierung. Am 2. Februar 1882 w​urde er z​um Polizeipräsidenten d​er Präfektur Osaka ernannt u​nd bekleidete diesen Posten b​is zum 25. Dezember 1886, woraufhin Takasaki Chikaaki s​eine Nachfolge antrat. 1888 w​urde er stellvertretender Leiter d​er Polizei-Abteilung d​es Innenministeriums u​nd damit Vertreter v​on Abteilungsleiter Kiyoura Keigo.

Im Anschluss w​ar Ōura zwischen 1893 u​nd 1895 Gouverneur d​er Präfektur Shimane, v​on 1895 b​is 1896 Gouverneur d​er Präfektur Yamaguchi, zwischen 1896 u​nd 1898 Gouverneur d​er Präfektur Kumamoto s​owie 1898 Gouverneur d​er Präfektur Miyazaki. Danach w​urde er 1898 z​um Generalsuperintendent d​er Polizeibehörde v​on Tokio ernannt s​owie 19. März 1900 z​um Mitglied d​es Oberhauses (Kizokuin) d​es Reichstages (Teikoku-gikai) berufen.

Minister und Rücktritt wegen des „Ōura-Skandal“

Ōura Kanetaka

Am 22. September 1903 übernahm Ōura Kanetake a​ls Nachfolger v​on Sone Arasuke d​en Posten a​ls Kommunikationsminister (Teishin-daijin) i​m ersten Kabinett Katsura u​nd bekleidete diesen b​is zum 7. Januar 1906. Im zweiten Kabinett Katsura bekleidete e​r zwischen d​em 14. Juli 1908 u​nd seiner Ablösung d​urch Komatsubara Eitarō a​m 26. März 1910 erstmals d​as Amt a​ls Minister für Landwirtschaft u​nd Handel (Nōshōmu-daijin). Er fungierte a​ls Präsident d​er Japan–British Exhibition, d​ie vom 14. Mai b​is zum 29. Oktober 1910 a​ls größte internationale Ausstellung d​es Japanischen Kaiserreiches a​uf dem Ausstellungsgelände Great White City i​m Londoner Stadtteil White City stattfand. Am 3. September 1910 löste e​r wiederum Komatsubara Eitarō a​b und fungierte b​is zum 30. August 1911 abermals a​ls Minister für Landwirtschaft u​nd Handel. Im dritten Kabinett Katsura fungierte e​r zwischen d​em 21. Dezember 1912 u​nd dem 20. Februar 1913 a​ls Innenminister (Naimu-daijin). Am 23. Dezember 1913 unterstützte e​r Katsura Tarō u​nd Katō Takaaki b​ei der Gründung d​er Vereinigung d​er Freunde d​er Verfassung (englisch für d​ie [Rikken] Dōshikai, e​twa „[Konstitutionalistische] Vereinigung v​on Gleichgesinnten/Freunden“).

Im zweiten Kabinett Ōkuma w​ar er v​om 16. April 1914 b​is zu seiner Ablösung d​urch Kōno Hironaka a​m 7. Januar 1915 wieder Minister für Landwirtschaft u​nd Handel. Er selbst w​urde daraufhin a​ls Nachfolger v​on Ōkuma Shigenobu a​ls Innenminister u​nd übte dieses Amt nunmehr b​is zu seinem Rücktritt a​m 30. Juli 1915, woraufhin wieder Ōkuma Shigenobu d​as übernahm. Grund seines Rücktritts w​aren Vorwürfe w​egen Wahlbetrugs i​m sogenannten „Ōura-Skandal“ (Ōura jiken), i​n dem e​r Gelder d​er Rikken Dōshikai über d​en Sekretär d​es Unterhauses Hayashida Kametarō a​n Abgeordnete verteilen ließ, d​amit diese für d​en vom Kabinett Ōkuma eingereichten Militärhaushalt u​nd die Erweiterung d​er Kaiserlichen Armee u​m zwei Divisionen stimmen. Am 3. August 1915 l​egte er a​uch sein Mandat i​m Oberhaus nieder.

Ōura Kanetake, d​er als Vizegraf (Shishaku) i​n den erblichen Adel (Kazoku) erhoben wurde, w​ar auch Präsident d​es Großjapanischen Kampfkunstverbandes (Dainippon Butokukai).[2]

Hintergrundliteratur

Einzelnachweise

  1. Nationale Parlamentsbibliothek: Kindai nihonjin no shōzō, "Portraits of Modern Japanese Historical Figures", Ōura Kanetake (japanisch, englisch)
  2. Denis Gainty: Martial Arts and the Body Politic in Meiji Japan, S. 45, Routledge, 2013, ISBN 1-1350-6990-5

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