Émile Duployé
Émile Duployé [eˈmil dyplwaˈje] (* 10. September 1833 in Liesse-Notre-Dame, Département Aisne; † 9. Mai 1912 in Saint-Maur-des-Fossés, heute im Département Val-de-Marne) war ein französischer Geistlicher, Pädagoge und der Erfinder eines französischen Stenografiesystems.
Leben
Duployé beschäftigte sich schon während seiner Studienzeit und danach als Geistlicher und Lehrer eingehend mit der Kurzschrift. Nachdem er erfolgreich sein Studium beendet hatte, bekam Duployé eine Anstellung als Geistlicher in der Gemeinde Sincery. In den Jahren zwischen 1860 und 1867 entwickelte er teilweise schon zusammen mit seinem Bruder Gustave sein System der Stenographie.
Dies war logisch aufgebaut und funktionierte auf rein phonetischer Basis. Dieses „System Duployé“ kam ohne Kürzungen aus und war eigentlich eine Weiterentwicklung der Arbeit von Aimé Paris. Damit war Duployé nur bedingt zufrieden und erweiterte sein System mit der Zeit um die Arbeiten von Tourault. Bereits 1860 konnte Duployé sein erstes Lehrbuch (Sténographie Duployé) veröffentlichen.
1872 trat Duployé von allen seinen Ämtern zurück und ließ sich in Paris nieder. Dort gründete er das Institute sténographique des Deux-Mondes. Diese Einrichtung war mit einer eigenen Druckerei ausgestattet und erlaubte ihm nun auf sehr kostengünstige Weise das Veröffentlichen seiner Werke. Neben mehreren Zeitungen und den Lehrbüchern entstand in den nächsten Jahren die Bibliothèque sténographique, in der belletristische Werke in Kurzschrift publiziert wurden.
Durch seine Arbeit am Institut sténographique konnte Duployé sein System bereits in wenigen Jahren in ganz Frankreich verbreiten. Später übernahmen auch andere französischsprachige Staaten diese Art der Kurzschrift. Bereits zu Duployés Lebzeiten erschienen in Frankreich über zwanzig Zeitungen und Zeitschriften in der Kurzschrift nach dem System Duployé.
Im Alter von 79 Jahren starb Émile Duployé am 9. Mai 1912 in Saint-Maur-des-Fossés, Val-de-Marne.
Das System Duployé ist streng logisch aufgebaut, ist aber in seiner Ästhetik sehr mangelhaft, da Duployé keinerlei Wert auf Schriftbild oder handgerechtes Schreiben legte. Ähnlich dem System von Isaac Pitman besaß es aber den unschlagbaren Vorteil der sehr leichten Erlernbarkeit. Neben dem französischen Sprachraum eroberte Duployé auch die Englische, die Spanische und die Deutsche Sprache. In letzterer tat sich u. a. Jean Joseph Weiler als Lehrer und Übersetzer hervor.
Werke
- Sténographie-Duployé: écriture plus rapide que toute autre s'apprenant sans maître en quelques heures se lisant comme l'écriture ordinaire. 1860.
- Die Stenographie Duployé für die deutsche Sprache bearb. von J[ean]. Jos[eph] Weiler. 5., rev. Aufl., Paris: Duployé, 1909.
Literatur
- Hubert Brück: Lehrbuch der deutschen Stenographie Duployé-Brück, Worré-Mertens, Luxemburg 1936
- J.-F. Germanet: La sténographie. Ses origins et son histoire, ses principes et son avenir, Berger-Levrault, Paris 1899
- Bernhard Klöpel: Das Duployésche Stenographiesystem und seine Metagraphie, Eberlein, Pirna 1909
- Paul G. Mitzschke: Emile Duployé et son oeuvre, Duployé, Paris 1908
- Isaac Pitman: The Pitman's shorthand instructor, Selbstverlag, London 1913