Çankaya-Palast
Die Çankaya-Villa (deutsch für Çankaya Köşkü) ist der Amtssitz des Vizepräsidenten der Republik Türkei.[1]
Bis Oktober 2014 war er der Amtssitz des Präsidenten der Republik Türkei und diente danach bis Juli 2018 als Ministerpräsidentenamt. Er befindet sich im Bezirk Çankaya der Hauptstadt Ankara. Der Name wurde auch als Metonym für den amtierenden Präsidenten verwendet. Das Gelände[2] umfasst mit seinem Palast über 1,77 km² Land.[2] Es beherbergt die Museumsvilla des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk, die Rosarote Villa (Pembe Köşk), die Glasvilla (Camlı Köşk) und neue Bürogebäude, darunter den Staatlichen Aufsichtsrat, Empfangshallen und eine Pressekonferenzhalle.[2] Es gibt auch Sportgelände, eine Feuerwehrstation, ein Gewächshaus sowie die Kasernen der Präsidialgarde.[2]
Den Palast nutzt gegenwärtig Vizepräsident Fuat Oktay (Stand April 2020). Als Präsidentschaftspalast dient seit Oktober 2014 der Cumhurbaşkanlığı Sarayı.
Geschichte
Bis zum Völkermord an den Armeniern 1915 war das Land, auf dem heute die Çankaya-Villa steht, ein Weinbaugebiet, das dem armenischen Juwelier und Händler Ohannes Kasabian gehörte.[3] Nachdem die Überlebenden der Kasabian-Familie aus Ankara geflüchtet waren und sich in Istanbul angesiedelt hatten,[3] konfiszierte der osmanische Staat das Haus und übergab es der Bulgurluzâde-Familie.
Mustafa Kemal kaufte das Gebäude 1921 für 4.500 Türkische Lira von Bulgurluzâde Tevfik Efendi.[4][5] Nachdem er vorher in der Ankaraner Schule für Landwirtschaft und nach seiner Wahl zum Sprecher der Großen Nationalversammlung am 23. April 1920 in der Villa des Bahnchefs („Direktionshaus“) gewohnt hatte, zog Atatürk im frühen Juni 1921 in die „Çankaya-Villa“. Hier wohnte zunächst auch seine Mutter Zübeyde Hanım, später seine Frau Latife Uşşaki.
Der Köşk wurde am 29. Oktober 1923, dem Tag der Republik, von Staatsgründer Mustafa Kemal Pascha eingeweiht. 1924 vollzog der Architekt Mehmet Vedat Bey einige Renovierungen an der Kasabian-Villa, darunter den Einbau eines zweiten Geschosses für neue Schlafzimmer, eines Fenstereingangs mit Rahmen an der Vorderseite, einer Speisekammer und Küche im Hinterhaus und eines Turmes an der Seite.[6] Am 1936 wurde der Camlı Köşk (Glasvilla) erbaut, eine Villa südlich von Kızılay, in der die Schwester Atatürks, Makbule Atadan, wohnte.[7]
Weblinks
Einzelnachweise
- Çankaya Köşkü'nün akıbeti belli oldu. Cumhuriyet, 27. Juni 2018, abgerufen am 10. April 2020 (türkisch).
- Presidency of the Republic of Turkey: Çankaya Presidential Campus
- Keyzer, Zeynep: Of Forgotten People and Forgotten Places: Nation-building and the Dismantling of Ankara’s Non-Muslim Landscapes. In: On Location: Heritage Cities and Sites. ed. D. Fairchild Ruggles. New York: Springer, 2012, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche) S. 174.
- Üngör, Ugur Ümit. Confiscation and Colonization: The Young Turk Seizure of Armenian Property. In: Armenian Weekly. 22. April 2011. Abgerufen am 2. Mai 2011.
- Kürşat Bumin: Bir varmış bir yokmuş… [There was and there wasn’t…]. In: Yeni Şafak. 20. Mai 2007, abgerufen am 5. Januar 2009 (türkisch).
- Official Page of Çankaya Municipality (Memento vom 30. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) (türkisch)
- Çankaya-Palast (Memento vom 12. Februar 2004 im Internet Archive) (türkisch)