Zum Türmchen
Das Haus Zum Türmchen, auch Zur Zinne, war ein Wohn- und Geschäftshaus in Magdeburg im heutigen Sachsen-Anhalt. Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und gilt als verlorengegangenes Baudenkmal.[1]
Lage
Es befand sich in der Magdeburger Altstadt an der Adresse Breiter Weg 20 auf der Ostseite des Breiten Wegs. Unmittelbar nördlich des Hauses mündete die schmale Schildergasse auf den Breiten Weg ein. Etwas südlich gegenüber dem ehemaligen Standort des Hauses Zum Türmchen befindet sich die Einmündung der Himmelreichstraße.
Architektur und Geschichte
Das Brauhaus Zum Türmchen (auch tornichen bzw. Turm) gehörte vor der Zerstörung Magdeburgs im Jahr 1631 einem Kunze und ihm nachfolgend Joachim Lamspring (auch Lambspring). 1631 wurde Hans Lamspring als Eigentümer genannt. Andere Angaben nennen auch 1631 noch Joachim Lamspring. Außerdem wird für 1631, vermutlich fehlerhaft, auch Bernd Knop genannt.[2]
Das Gebäude wurde 1631 zerstört, zumindest war das Grundstück 1641 unbebaut und voller Schutthügel. Da die Erben unbekannt waren, erteilte der Rat I. Fr. Alemann, dem Eigentümer des benachbarten Grundstücks Breiter Weg 19 Zum weißen Roß, die Erlaubnis zur Errichtung eines Schuppens. In der Zeit bis 1652 kehrte dann jedoch Hans Lamspring aus der Fremde wieder nach Magdeburg zurück. Er errichtete im Jahr 1652 auf dem Grundstück behelfsmäßig ein Haus und vermietete es an Hans Elberling. Allerdings waren die Verhältnisse so ärmlich, dass Lamspring die Grundsteuer nicht bezahlen konnte. Sie wurde daher auf das Grundstück als Schuld geschrieben. 1655 wurde das Haus dann für 1400 Taler an den Kämmerer Johann Pohlmann verkauft.
Pohlmann errichtete 1657 ein neues dreigeschossiges giebelständiges Gebäude, das bis zum Zweiten Weltkrieg bestand hatte. In der Gestaltung lehnte sich das Gebäude an das Braunschweiger Gewandhaus an. Es war fünfachsig ausgeführt. Auf den drei Geschossen thronte ein repräsentativ gestalteter dreigeschossiger Volutengiebel. Er war vertikal durch Vorlagen in der Art von Hermen gegliedert. Die Absätze waren mit Schmuck in Form von Pinienzapfen verziert.[3] Nach Pohlmanns Tod 1681 verkaufte sein Erbe Hauptmann Lic. jur. Peter Pohlmann im Jahr 1685 das Anwesen für 3500 Taler an den Handelsmann Valentin Häseler. Häseler blieb bis 1731 Eigentümer.[4] Das ebenfalls Häseler gehörende Haus Zum Turm soll seinen Namen vom Haus Zum Türmchen abgeleitet haben.
Anfang des 18. Jahrhunderts erfolgten Veränderungen an der Fassade. Im 18. Jahrhundert befand sich im Haus die Großhandlung Johann Julius Sengewald. Am 1. April 1784 trat Johann Gottlob Nathusius hier eine Anstellung als erster Buchhalter und Korrespondent an.[5]
Zumindest in der Zeit zwischen 1803 und 1845 gehörte das Gebäude dann der Familie Nathusius und diente als Tabakfabrik. Etwa ab 1850 gehörte das Haus dem Kaufmann Fr. Overlach. Spätere Eigentümer waren Schollmeyer und Boehme. Sie veranlassten 1882 und um 1890 weitere Umbauten. Das ursprüngliche Portal wurde dabei entfernt. In der mittleren Achse des unteren Giebelgeschosses wurde ein kleiner Erker angefügt, der mit einer geschweiften Haube bedeckt war. Im Erdgeschoss entstand eine Gaststätte. Eigentümer blieb alleine O. Boehme und ab Ende der 1930er Jahre seine Witwe A. Boehme. Im Haus wurde das bekannte Café Peters betrieben.
Zum Türmchen gehörte ein an die Schildergasse grenzendes Hinterhaus.[6]
Das Haus Zum Türmchen galt als Beispiel der deutschen Spätrenaissance.[7] Bei Luftangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört. Später erfolgte eine Neubebauung mit Wohn- und Geschäftshäusern, wobei die Schildergasse überbaut wurde.
Literatur
- Götz Eckardt (Herausgeber), Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg, Band 1, Henschel Verlag Berlin, ISBN 3-926642-24-6, Seite 263.
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 33 f.
- Guido Skirlo, Der Breite Weg – ein verlorenes Stadtbild. Hrsg.: Landeshauptstadt Magdeburg, 2005, Seite 100 ff.
Weblinks
Einzelnachweise
- Götz Eckardt (Herausgeber), Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg, Band 1, Henschel Verlag Berlin, ISBN 3-926642-24-6, Seite 263
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 34
- Götz Eckardt (Herausgeber), Schicksale deutscher Baudenkmale im zweiten Weltkrieg, Band 1, Henschel Verlag Berlin, ISBN 3-926642-24-6, Seite 263
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 34
- Günter Hammerschmidt, Magdeburger Familien, Magdeburg 2008, Seite 335
- Ernst Neubauer, Häuserbuch der Stadt Magdeburg 1631–1720, Teil 1, Herausgeber: Historische Kommission für die Provinz Sachsen und für Anhalt, Magdeburg 1931, Seite 34
- Guido Skirlo, Der Breite Weg – ein verlorenes Stadtbild. Hrsg.: Landeshauptstadt Magdeburg, 2005, Seite 100