Zum Grönländer
Zum Grönländer ist der Name eines aus dem 18. Jahrhundert stammenden Geschäftshauses in Leipzig. Das Gebäude ist denkmalgeschützt.[1]
Lage und Baubeschreibung
Das Haus Zum Grönländer befindet sich in der Leipziger Petersstraße Ecke Sporergäßchen. Es hat die Adresse Petersstraße 24 (früher 13).
Das Gebäude ist eine Vierseitanlage um einen rechteckigen Hof von 15 mal 7 Metern. Der zur Petersstraße gewandte Teil ist fünfstöckig und hat sieben Fensterachsen. Die Mittelachse des Baus ziert ein kunstvoller, dreigeschossiger Kastenerker, der im unteren Bereich von zwei liegenden Frauenfiguren flankiert wird. Dazwischen befindet sich ein goldfarbenes Relief, das einen kajakfahrenden Eskimo (Grönländer) darstellt. Das Dach trägt drei Etagen Giebelgauben.
Die übrigen Flügel sind nur vierstöckig. Nach dem Sporergäßchen sind vom Vorderhaus fünf und vom Seitenflügel zehn Fensterachsen gerichtet. Im Sporergäßchen hat die Anlage an ihrem hinteren Ende einen modernen, in Glas und Stahl gestalteten Zugang.
Geschichte
Der aus Annaberg stammende Johann Martin Haugk war seit 1746 Meister in der Kramerinnung von Leipzig.[2] Er ließ sich von 1749 bis 1751 vom Leipziger Baumeister George Werner das barocke Bürgerhaus errichten. Es hieß Haugks Haus. Das Haus blieb bis 1885 im Besitz der bereits 1751 in den Adelsstand erhobenen Familie Haugk. Dann erwarb es der Konditor R. Konze.[3]
Um 1870 hatte ein Mitglied der Familie von Haugk ein Schiff zur Jagd auf Robben und Wale ausgerüstet. Als dieses in Seenot geriet, wurde es von einem sich in einem Kajak nähernden Eskimo in eine sichere Bucht geleitet. Haugk lud später den Retter samt Kajak zum Verbleib nach Leipzig ein. Dieser starb aber unterwegs, und nur das Kajak erreichte Leipzig. Es war lange im Haus ausgestellt, bevor es ins Völkerkundemuseum kam. Über dem Hauseingang wurde 1885 das Relief des Grönländers angebracht.
1908 wurde das Gebäude Messehaus und erhielt den offiziellen Namen Zum Grönländer.
Das stark in Verfall geratene Gebäude wurde von 1992 bis 1994 durch den Architekten Friedrich Gildemeier grundlegend saniert und dabei besonderer Wert auf die Wiederherstellung des historischen Äußeren gelegt. Eine Tafel im Erdgeschoss des Schuhgeschäftes Deichmann erinnert an die Baugeschichte. Das barocke Portal wurde rekonstruiert. Im Inneren sind nur das barocke Treppenhaus und Gewölbe im hinteren Bereich erhalten. Der Hof erhielt ein Glasdach.[4]
Trivia
Der dem „Grönländer“ gegenüber im Gasthof „Zu den drei Rosen“ wohnende Schriftsteller Jean Paul (1763–1825) nahm die volkstümliche Bezeichnung des Hauses zum Anlass, sein erstes Buch im Jahr 1783 Grönländische Prozesse zu betiteln.[5]
Literatur
- Niels Gormsen, Armin Kühne: Leipzig – Stadt des Wandels, Passage-Verlag, Leipzig 2014, 2. Auflage, ISBN 978-3-95415-002-1
- Wolfgang Hocquél: Leipzig. Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. Passage-Verlag, Leipzig 2004, ISBN 3-932900-54-5, S. 82
- Ernst Müller: Die Häusernamen von Alt-Leipzig. (Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs, 15. Band). Leipzig 1931, Reprint Ferdinand Hirt 1990, ISBN 3-7470-0001-0. S. 60
- Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen Heft 18, S. 487/88 (Digitalisat)
Weblinks
- Bürgerhäuser und Hauszeichen (Memento vom 20. Juni 2014 im Internet Archive)
- Haus „Zum Grönländer“ Leipzig. In: architektur-blicklicht.de. Abgerufen am 27. April 2021.
- Grönländer. In: Leipzig-Lexikon. Abgerufen am 27. April 2021.
Einzelnachweise
- Denkmalschutz Objekt-ID 09298393
- Gurlitt, S. 406
- Stadtgesch. Museum
- Hocquél, S. 82
- Beatrix Langner: Jean Paul. Meister der zweiten Welt. Eine Biographie. München 2013. S. 82