Zikmund Schul
Zikmund Schul (* 11. Januar 1916 in Chemnitz; † 2. Juni 1944 im KZ Theresienstadt) war ein deutscher Komponist.
Leben
Zikmund Schul (auch Sigmund oder Siegmund) übersiedelte mit seiner Familie jüdischer Herkunft 1928 nach Kassel. Dort kam 1932 seine Sketch-Revue Liebe im Reagenzglas zur Aufführung. Dieses Stück wie auch zwei weitere Operetten (Spleen, Süd-Expreß) sind nicht mehr erhalten.[1] Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Schul 1933 nach Prag. Kurzzeitig studierte er auch an der Berliner Musikhochschule bei Paul Hindemith.[2] In Prag wurde er Privatschüler bei Alois Hába[1] und studierte bis zum Abschluss 1938[3] an der Deutschen Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag Komposition bei Fidelio Finke sowie Dirigieren bei George Szell und Fritz Rieger.[1] In Prag lernte er auch den Komponisten Viktor Ullmann kennen. Schul legte in diesen Jahren mit dem Arzt Salomon Lieben eine umfangreiche Sammlung Alt-Prager synagogaler Gesänge an.[4] Am 30. November 1941 wurde er in das KZ Theresienstadt deportiert.[3] Er komponierte weiter, von seinen dort entstandenen Werken kamen u. a. Zwei Chassidische Tänze und Divertimento ebraico zu Aufführung. Schul starb in Lagerhaft nach langem Leiden 1944 an Tuberkulose.[2]
Werke
Opus | Datum | Titel | Informationen |
---|---|---|---|
op 9b Nr.1 | 1937 | Die Nicht-Gewesenen | Lied für Altstimme und Klavier nach Isolde Kurz[2] |
- | 1941 | Mogen Ovos | Orgel und Chor |
- | 1941 | Fuge in E (3. Satz aus einer Klaviersonate) | Klavier[2] |
- | 1941–42 | 2 Chassidic Dances | Bratsche und Cello |
- | 1942 | Divertimento ebraico | Streichquartett[2] |
- | 1942 | Zaddik | Streichquartett |
- | 1942 | Cantata Judaïca Op. 13 (finale) | Tenorstimme und Chor |
- | 1942 | Ki tavoa al ha'aretz (When you will go to the land) | Knabenchor |
- | 1942 | Uv’tzeil K’nofecho (In the Shadow of your Wings) | Streichquartett[5] |
- | 1942 | V'l'Yerushalayim | Stimme und Streichquartett arrangiert nach Vilem Zrzavy |
aus op. 15 | 1943 | Schicksal | Lied für Altstimme, Flöte, Bratsche und Violoncello aus "Dunkle Klänge" |
- | 1943 | Duo | Geige und Bratsche |
Aufnahmen
- Chassidische Tänze Op. 15 – Ensemble Alraune; Novantiqua NA08
- Chassidische Tänze Op. 15 – Julia Rebekka Adler, Viola, Thomas Ruge, Cello; NEOS 10805
- Die Nicht-Gewesenen – Wolfgang Holzmair, Bariton, Russell Ryan, Klavier; Bridge Records 9280
Einen Überblick über Musik, die in Konzentrationslagern geschrieben wurde, gibt das CD-Lexikon KZ Musik von Francesco Lotoro.[6]
Literatur
- Schul, Siegmund. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Auflage. K. G. Saur, München 2008, ISBN 978-3-598-25030-9, S. 265 (Volltext in der Google-Buchsuche [abgerufen am 24. Februar 2022]).
- Initiative Hans Krása in Hamburg: Komponisten in Theresienstadt ISBN 3-00-005164-3
- Kay Weniger: Zwischen Bühne und Baracke. Lexikon der verfolgten Theater-, Film- und Musikkünstler 1933 bis 1945. Mit einem Geleitwort von Paul Spiegel. Metropol, Berlin 2008, ISBN 978-3-938690-10-9, S. 412.
Weblinks
- Werke von und über Zikmund Schul im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Siegmund Schul im Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit (LexM), Stand: 30. Januar 2012
Einzelnachweise
- Ingo Schultz: Schul, Siegmund. In: Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Zweite Ausgabe, Personenteil, Band 15 (Schoof – Stranz). Bärenreiter/Metzler, Kassel u. a. 2006, ISBN 3-7618-1135-7 (Online-Ausgabe, für Vollzugriff Abonnement erforderlich)
- David Bloch: Zikmund Schul. In: holocaustmusic.ort.org. 2022 (englisch).
- Siegmund Schul (1916–1944) in: Musica reanimata
- Martha Stellmacher: Siegmund Schul’s and Salomon Lieben’s ‘Collection of Old Prague Synagogue Chants’ (1935–1941), Judaica Bohemiae 52,2, Prag 2017 (englisch)
- Uv’tzeil K’nofecho, (In the Shadow of Your Wings) (Terezin, 1943) by Zigmund Schul auf: Terezin Music Foundation (englisch)
- Enciclopedia Discografica della Letteratura Musicale Concentrazionaria: KZ Musik (24 CDs). Musikstrasse, 2001–2011.