Zierbrikett
Zierbriketts, auch Schmuck-, Sonder- oder Sammel-/Sammlerbriketts genannt, sind Kohlebriketts (überwiegend als Braunkohle), die von der herstellenden Brikettfabrik nicht mit dem üblichen Markennamen oder -emblem gepresst werden, sondern die eine aufwendige Sonderprägung mit Text und/oder Bild erhalten.
Der Sonderaufdruck entsteht durch eine entsprechende Negativform auf dem Stempel der Brikettpresse. Die erhabene Prägung wird nach dem Pressen eingefärbt, meist mehrfarbig und von Hand.
Zierbriketts sind nicht wie normale Briketts zum Verheizen gedacht, sondern als Andenken, Ehrung oder Werbeträger. Sie werden von den Fabriken vorzugsweise zu besonderen Anlässen wie Feiertagen, Jubiläen, Veranstaltungen, Eröffnungen oder Stilllegungen von Betriebsteilen u. ä. in limitierter Anzahl hergestellt.[1] Insbesondere zu Zeiten der DDR und des Deutschen Reiches waren die Briketts gelegentlich auch mit politischen Botschaften versehen (siehe Bild).
Sammlungen
Zierbriketts zählen zu den Sammlerobjekten. Sie werden von interessierten Privatleuten gesucht, systematisch erfasst und auf entsprechenden Sammlermärkten getauscht und gehandelt.[2][3][4][5][6][7] Ähnlich wie bei vergleichbaren Sammelobjekten hängt der Sammlerwert eines Briketts von seinem Alter, dem Erhaltungsgrad, der Höhe der Auflage und den Besonderheiten des Formats und Aufdrucks ab.[8]
Da in Ländern wie Deutschland fast alle Brikettfabriken stillgelegt sind, werden immer weniger neue Auflagen an Zierbriketts herausgegeben. Briketts haben daher unter den Sammlerobjekten im Vergleich zu Alltagsgegenständen, die weiterhin in großer Stückzahl produziert werden, eine untergeordnete Bedeutung. Die Zahl der Sammler ist relativ gering.[9] Einen gewissen Aufschwung erhielt das Hobby im Zuge der Ostalgie-Welle nach Ende der DDR.
Der rheinländische Sammler Josef Kau hat es mit der damals größten derartigen Sammlung der Welt (2560 Stück) zu einem Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde gebracht.[8] Später ist Kaus Sammlung auf mehr als 5500 Stück angewachsen,[10][11] der Rekord wurde aber von Karl-Josef Buchen, einem anderen Sammler aus dem Rheinland, mit etwa 8000 Briketts nochmals deutlich übertroffen.[9]
Ein umfassendes Verzeichnis der Sonderbriketts der deutschen Kohlereviere (nach dem Vorbild anderer Sammlerkataloge wie dem Michel) wird seit 2008 von einer Arbeitsgemeinschaft deutscher Bergbauunternehmen und -museen erarbeitet.[12] Bisher existieren nur lückenhafte Listen.[13][9]
Ausstellungen
Auch einige spezialisierte Museen präsentieren Sammlungen von Zierbriketts als Zeugnis der Montanhistorie:
- Deutsches Bergbau-Museum, Bochum[14]
- Rheinisches Braunkohlerevier:
- RWE-Informationszentrum Schloss Paffendorf, Bergheim[15]
- Museum der Niederrheinischen Seele in der Villa Erckens, Grevenbroich[2]
- Privates Bergbaumuseum, Niederaußem[16]
- Ausstellungsraum „Klüttenstube“ im Gasthaus Kreisch, Brühl[11]
- Lausitzer Braunkohlerevier:
- Mitteldeutsches Braunkohlerevier:
- Museum Brikettfabrik Herrmannschacht, Zeitz[22][10]
- Bergbaumuseum Schwarzer Crux, Suhl-Vesser[23][6]
- Bergbrüderschaft Meuselwitz-Rositzer Braunkohlenrevier, Altenburg: wechselnde Ausstellungen, z. B. im Mauritianum[24] oder im Kundenzentrum der Ewa
- Oberpfälzer Braunkohlerevier:
- Heimat- und Industriemuseum Wackersdorf[25][26]
- Heimat- und Braunkohlemuseum Steinberg am See
Literatur
- Rainer Slotta: Zierbriketts aus Braunkohle. Kulturgeschichtlich bemerkenswerte Erzeugnisse einmal näher betrachtet. In: Saarbrücker Bergmannskalender. 1998, DNB 011243570, S. 67–71.
Weblinks
Quellen
- Inge Hüsgen: Grevenbroich: Kohlebriketts zur Mondlandung. In: Westdeutsche Zeitung (wz-newsline.de). 14. Dezember 2007, abgerufen am 5. September 2012.
- Sascha Klein: Sammlerbörse am Ex-Tagebau. In: Lausitzer Rundschau (lr-online.de). 30. April 2011, abgerufen am 5. September 2012.
- Sascha Klein: Senftenberger bewahrt die gepresste Lausitzer Geschichte. In: Lausitzer Rundschau (lr-online.de). 19. Juli 2004, abgerufen am 5. September 2012.
- Sascha Klein: Sammler erhalten die Historie der Brikettproduktion in der Lausitz am Leben. In: Lausitzer Rundschau (lr-online.de). 5. September 2009, abgerufen am 6. September 2012.
- Dörthe Hückel: Herz für Briketts entflammt. In: Lausitzer Rundschau (lr-online.de). 3. September 2003, abgerufen am 29. November 2013.
- Arne Martius: Ausgefallene Ausstellung in Schmiedefeld zeigt Raritäten. In: Thüringer Allgemeine (online). 17. Mai 2010, abgerufen am 29. November 2013.
- Uta Förster: Hobby: Kohle ohne Ende gestapelt. In: Mitteldeutsche Zeitung (online). 17. Juli 2001, abgerufen am 21. Juni 2021.
- Elisabeth Trees: Das wirklich kleinste Brikett. Der Sammler über den Winzling: Der Bau der Maschine war eine Wahnsinnsarbeit. In: Berliner Zeitung. 12. Oktober 1996, abgerufen am 6. September 2012.
- Ingo Schmitz: Sammel-Leidenschaft: Buntes Leben im schwarzen Keller. In: Rhein-Erft Rundschau. 20. August 2012, abgerufen am 6. September 2012.
- Hartmut Landes: Neue Kohle macht glücklich. In: Mitteldeutsche Zeitung (online). 27. November 2007, abgerufen am 16. Juli 2021.
- „Glück auf“ in der Klütten-Stube. (Nicht mehr online verfügbar.) Gasthaus Kreisch, archiviert vom Original am 14. Dezember 2012; abgerufen am 6. September 2012.
- Deutsche Braunkohlenreviere: Brikettsammler gesucht. In: BWK - Das Energiemagazin. 20. Mai 2008, abgerufen am 6. September 2012.
- Deutscher Braunkohlen-Industrie-Verein (Hrsg.): Braunkohle im Zeitraum 1985 bis 2010. Rohstoff – Mensch – Natur – Technik. Alert-Verlag, Berlin 2010 (Rezension in der Zeitschrift Bergbau 11/2010 [PDF; 9,4 MB] mit Sonderbrikett-Datenbank auf einer Daten-DVD).
- Halle 19: Aufbereitung und Rohstoffveredlung. (Nicht mehr online verfügbar.) Deutsches Bergbau-Museum Bochum, archiviert vom Original am 30. Juni 2012; abgerufen am 6. September 2012.
- Schloss Paffendorf: Dauerausstellung. RWE Power, abgerufen am 6. September 2012.
- Das Bergbaumuseum. (Nicht mehr online verfügbar.) Kreisstadt Bergheim, archiviert vom Original am 23. September 2012; abgerufen am 6. September 2012.
- Zier-, Sonder- und Schmuckbriketts. (Nicht mehr online verfügbar.) Bergbaumuseum Niemtsch, archiviert vom Original am 19. Februar 2015; abgerufen am 5. September 2012.
- Hans Hörenz: Wo Briketts Geschichte erzählen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Lausitzer Rundschau (lr-online.de). 7. April 2005, archiviert vom Original am 19. Februar 2015; abgerufen am 5. September 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Heimatstube Welzow / Domowniska śpa Wjelcej. Arbeitskreis Lausitzer Museenland, abgerufen am 5. September 2012.
- Dorfmuseum Zeißholz. (Nicht mehr online verfügbar.) Sächsische Landesstelle für Museumswesen, archiviert vom Original am 12. September 2013; abgerufen am 5. September 2012.
- Reichlich Kohle im Regal. In: Amtsblatt für die Stadt Senftenberg. Jahrgang 8, Nummer 02. Senftenberg 31. März 2005, S. 24 (senftenberg.de [PDF]).
- Hartmut Landes: Eine Renaissance des Briketts. In: Mitteldeutsche Zeitung (mz-web.de). 14. August 2008, abgerufen am 22. Juni 2018.
- Bergbaumuseum „Schwarze Crux“. Ilm-Kreis in Thüringen, abgerufen am 5. September 2012.
- Jana Fuchs: Dauerleihvertrag für Schmuckbriketts unterzeichnet. ABG-Info.de, 29. März 2012, abgerufen am 5. September 2012.
- Heimat- und Industriemuseum Wackersdorf auf oberpfaelzer-seenland.de
- Heimat- und Industriemuseum Wackersdorf auf der Webpräsenz der Verwaltungsgemeinschaft Wackersdorf