Zentrum für Regenerative Therapien Dresden
Das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden bzw. Center for Regenerative Therapies Dresden (CRTD) ist ein Forschungszentrum mit Sitz in Dresden. Es zählt zu den wissenschaftlichen Einrichtungen der Technischen Universität Dresden. Das CRTD widmet sich der Erforschung der menschlichen Selbstheilungsprozesse und der Entwicklung regenerativer Therapien für bisher unheilbare Krankheiten. In der ersten und zweiten Runde der Exzellenzinitiative des Bundes wurde das CRTD als Exzellenzcluster der TU Dresden bewilligt und von 2006 bis 2019 gefördert.
Lage
Das Forschungsgebäude befindet sich in der Johannstadt an der Fetscherstraße 105 Ecke Tatzberg im Umfeld des Bioinnovationszentrums und des Universitätsklinikums „Carl Gustav Carus“.
Geschichte
Das CRTD wurde 2005 als „erste[s] Forschungszentrum der DFG im Bereich der Stammzellenforschung“ bewilligt[1] und am 1. Januar 2006[2] als DFG-Forschungszentrum in Dresden eingerichtet. Es wurde an der TU Dresden angesiedelt, die sich im Wettbewerb um das Forschungszentrum gegen zehn Mitbewerber durchgesetzt hatte.[3] Die Förderungsdauer der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) läuft von 2006 bis 2019;[veraltet][4][5] die Förderungshöhe beträgt im Gesamtzeitraum rund 60 Millionen Euro.[6] Am 13. Oktober 2006 erhielt das CRTD im Rahmen der ersten Runde der Exzellenzinitiative des Bundes für ihr Forschungsvorhaben From cells to tissues to therapies: Engineering the cellular basis of regeneration die Bewilligung als Exzellenzcluster der TU Dresden. In der zweiten Runde der Exzellenzinitiative wurde das CRTD 2012 als Exzellenzcluster bestätigt.
Initiator und Gründungsdirektor des CRTD von 2005 bis 2014 war Michael Brand. Von 2014 bis 2016 wurde das CRTD von Elly Tanaka, 2016 bis 2018 von Ezio Bonifacio, von 2019 bis 2020 erneut von Michael Brand, und seit 2021 von Federico Calegari als Direktor geleitet. Das CRTD setzt sich aus 20 Forschergruppen vor Ort, geleitet von sechs Professoren und elf Forschungsgruppenleitern, und mehr als 90 forschenden Vollmitgliedern an weiteren Instituten in Dresden bzw. Sachsen zusammen. Dazu zählen Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik, des Max-Planck-Instituts für Physik komplexer Systeme, des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf, des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und des Universitätsklinikums „Carl Gustav Carus“.
Im Juli 2007 wurde ein Neubau für das CRTD beschlossen, dessen Mitarbeiter bis dahin auf verschiedene Dresdner Forschungseinrichtungen verteilt waren. Die Grundsteinlegung erfolgte am 21. August 2009.[1] Der von Gunter Henn entworfene Bau in Dresden-Johannstadt liegt in Nachbarschaft des Universitätsklinikums und des Bioinnovationszentrums und wurde im Oktober 2011 eröffnet.[7] Im Juli 2012 war das CRTD Ausrichter des 4. Internationalen Stammzellkongresses.
Im Rahmen der Standortinitiative Deutschland – Land der Ideen wurde das CRTD 2008 als einer von 18 sächsischen Standorten zum Ausgewählten Ort im Land der Ideen ernannt.[8] In einer Umfrage des Magazins The Scientist – Magazin der Lebenswissenschaften erreichte das CRTD 2011 Platz 6 der besten internationalen Arbeitsplätze für Postdocs außerhalb der USA.[9] Spiegel-Online bezeichnete das CRTD 2007 als „einzigartige Institution für biomedizinische Grundlagenforschung“.[10] „Sechzehn interdisziplinäre Arbeitsgruppen forschen an Therapien für Alzheimer, Parkinson, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, und nach nicht einmal vier Jahren gelten die Dresdner hier schon als führend in Europa“, so Die Zeit 2009 über das CRTD.[11]
Forschung
Das CRTD widmet sich der Erforschung tierischer und menschlicher Regenerationsprozesse und der Stammzellbiologie. Ziel ist es, auf der Basis von Stammzellen und anderen Vorläuferzellen Therapien für bisher unheilbare Krankheiten und Verletzungen beispielsweise am Hirn und Rückenmark zu entwickeln. Die Forschungsschwerpunkte liegen dabei auf den Gebieten:[12]
- Hämatologie und Immunologie – Erforschung und Anwendung blutbildender Stammzellen z. B. gegen akute myeloische Leukämie (AML), Stammzelltherapie immunologischer Erkrankungen, unter anderem Untersuchung der Entwicklung weißer Blutkörperchen und T-Zellen
- Diabetes – Erforschung von Ursachen und Therapien für Typ-1-Diabetes
- Neurodegenerative Erkrankungen und Regeneration des Nervensystems und der Retina – Therapien für Parkinson, Untersuchung der Nervenzellenneubildung im Gehirn, Forschung am Zebrafisch und am Axolotl (Regeneration von Organen und Gliedmaßen), Erforschung der Nervenzellenregeneration der Netzhaut
- Knochenersatz – Entwicklung von Biomaterialien für den Knochen- und Knorpelersatz, Therapien gegen Osteoporose, Forschung am Zebrafisch (Knochenregeneration).
Geforscht wird in den Bereichen Medizin, Zell- und Entwicklungsbiologie sowie Biomaterialien, Nanotechnologie und Ingenieurwissenschaften. Mechanismen der Stammzellphysiologie werden an Axolotl, Zebrafisch und Maus untersucht.[13] Das CRTD hat eine eigene Zebrafisch-Zucht mit rund 100.000 Tieren.[14]
Forschungsergebnisse umfassten 2008 die erstmalige Bildung dreidimensionaler künstlicher Nervennetzwerke (in Zusammenarbeit mit Forschern aus Berkeley)[15] und 2009 die Entzifferung des Gens smp, mit dem der Zebrafisch die Entwicklung von Organen einschaltet. Die in Zusammenarbeit mit Forschern vom Max-Planck-Institut in Tübingen gefundenen Erkenntnisse wurden in der Fachzeitschrift Developmental Biology veröffentlicht.[16] Ebenfalls 2009 konnten die Forscher am CRTD erstmals nachweisen, dass sich Regenerationszellen im Axolotl grundsätzlich ähnlich wie Zellen in Säugetieren verhalten. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden 2009 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.[17] Im Jahr 2011 konnte erstmals die Quelle der Nervenzellen identifiziert werden, die der Zebrafisch bei schweren Hirnverletzungen zur Regeneration großer Hirnregionen nutzt. Die Erkenntnisse über Herkunft der neuen Nervenzellen und Mechanismen der Regeneration wurde 2011 in Development publiziert.[18][19] Erstmals gelang es 2011 zudem, Nervenzellen in einem Säugetiergehirn – die Forscher testeten an Mäusen – gezielt zu vermehren.[20]
Einzelnachweise
- Grundsteinlegung für neues Forschungszentrum der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Technischen Universität Dresden. In: Pressemitteilung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst. 21. August 2009, abgerufen am 5. März 2015.
- Vgl. CRTD in Zahlen (Memento vom 1. Oktober 2014 im Internet Archive)
- Mario Beck: Forschungszentrum TU Dresden sticht Leipziger Uni aus. In: Leipziger-Volkszeitung, 3. September 2005, S. 4.
- DFG-Forschungszentren. In: Jahresbericht 2017 - Aufgaben und Ergebnisse. iley-VHC Verlag, Weinheim [2018], S. 209.
- Förderungsverlängerungen erfolgten 2009 (Förderung bis 2013) und 2012 (Förderung zunächst bis 2017).
- Lilo Berg: Regenerative Medizin aus Dresden. Erstes DFG-Zentrum in Ostdeutschland. In: Berliner Zeitung, Nr. 206, 3. September 2005, S. 16.
- Vgl. Pressemitteilung (PDF; 43 kB)
- News Archiv. In: crt-dresden.de. 13. Juni 2016, abgerufen am 20. Dezember 2018.
- Dresdner Institute auf Spitzenplätzen. In: Sächsische Zeitung, 3. März 2011, S. 6.
- Unsere versteckte Elite. In: Spiegel Online, 8. April 2007.
- Maren Soehring: Labore des Pioniergeists. Gestern Harvard, heute Dresden-Klotzsche: Was exzellente Forscher in Sachsens Hauptstadt lockt. In: Die Zeit, Nr. 48, 19. November 2009, S. 15
- Vgl. Broschüre Five for Life des CRTD (Memento vom 23. September 2015 im Internet Archive) (PDF; 2,0 MB)
- Vgl. CRTD: Forschung
- Katrin Tominski: Zebrafische ohne Streifen. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 23. Dezember 2011, S. 17.
- Dresdner bilden Nervennetze nach. In: Sächsische Zeitung, 23. Juli 2008, S. 22.
- Gen für neue Flosse gelesen. In: Frankfurter Neue Presse, 16. Januar 2009, S. 1.
- Frank Essegern: Regenerationswunder erstaunt die Forscher. In: Sächsische Zeitung, 7. Juli 2009, S. 23.
- Volker Kroehne, Dorian Freudenreich, Stefan Hans, Jan Kaslin and Michael Brand: Regeneration of the adult zebrafish brain from neurogenic radial glia-type progenitors. In: DEVELOPMENT. Band 138, 2011, S. 4831–4841, doi:10.1242/dev.072587, PMID 22007133.
- Vgl. How the zebrafish brain mends itself auf nature.com, doi:10.1038/479271e
- dapd: Forscher züchten Zellen. In: Thüringer Allgemeine, 12. April 2011, Magazin.