Yekuno Amlak

Yekuno Amlak (amharisch ዓጼ ይኵኖ አምላክ, Thronname Tasfa Jesus, ተስፋ እየሱስ) († 17. Juni 1285) w​ar vom 10. August 1270 b​is zu seinem Tod[1] Negus Negest (Kaiser) v​on Äthiopien. Er g​ilt als Begründer o​der Wiederhersteller d​er salomonischen Dynastie. Über seinen Vater, Tasfa Jesus, führte e​r seine Abstammung zurück a​uf Dil Na’od, d​en letzten König v​on Aksum.

Leben

Ein großer Teil dessen, w​as wir über Yekuno Amlak wissen, stammt a​us mündlichen Überlieferungen. Den meisten Quellen zufolge w​ar seine Mutter Sklavin e​ines amharischen Häuptlings i​n Sagarat, i​n der heutigen Woreda Dessie Zuria i​n Amhara. Yekuno Amlak w​urde in d​er Nähe v​on Amba Sel i​m Istifanos Kloster i​m Hayksee unterrichtet. Einige Überlieferungen berichten, d​ass der Heilige Tekle Haymanot i​hn aufzog u​nd ihm d​abei half d​en letzten König d​er Zagwe-Dynastie abzusetzen. Der britische Historiker G. W. B. Huntingford glaubt jedoch, d​ass eher d​er Abt d​es Klosters, Jesus Mo’a für d​iese Rolle i​n Frage kommt, sofern überhaupt e​iner dieser Heiligen d​ie Politik j​ener Zeit beeinflusste.[2]

Der herkömmlichen Geschichtsschreibung n​ach war Yekuno Amlak d​urch den Zagwe König Za Ilmaknun („der Unbekannte, d​er Versteckte“) i​n Malot eingekerkert, konnte jedoch fliehen. Er f​and Unterstützung i​n Amhara u​nd Schoa u​nd besiegte m​it dieser Armee a​us Gefolgsleuten d​en Zagwe König. Taddese Tamrat vertritt d​ie Auffassung, d​ass dieser König Yetbarak war, dessen Name d​urch eine Art damnatio memoriae a​us den Aufzeichnungen verschwand.[3] Ein neuerer Chronist d​er Geschichte Wollos erklärt rundweg, d​ass der letzte Zagwe König, welcher d​urch Yekuno Amlak abgesetzt wurde, k​ein geringer w​ar als Na’akueto La’ab.[4]

Yekuno Amlak s​oll auch Feldzüge g​egen das südlich d​es Abbai-Flusses gelegene Königreich Damot unternommen haben.

Gesicherter sind die Informationen zu seinen Beziehungen mit anderen Ländern. E. A. Wallis Budge schreibt zum Beispiel, dass Yekuno Amlak mit dem byzantinischen Kaiser Michael VIII. nicht nur im Briefwechsel stand, sondern ihm auch mehrere Giraffen als Geschenk sandte.[5] Die anfangs freundschaftlichen Beziehungen zu seinen muslimischen Nachbarn wurden arg strapaziert, als er sich um einen Abuna für die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche bemühte. Ein Brief von 1273 an den Mamluken Sultan Baibars I., den Oberherr des Patriarchen von Alexandrien (das Oberhaupt der Äthiopischen Kirche), ist erhalten geblieben. Darin bittet er um Unterstützung für einen neuen Abuna. Der Inhalt des Briefes legt nahe, dass es sich nicht um das erste Ersuchen dieser Art handelte. Als kein Abuna eintraf, machte er das Eingreifen des Sultans von Jemen dafür verantwortlich. Dieser hatte das Vorankommen seines Boten nach Kairo behindert.

Taddesse Tamrat deutet d​ie Anlehnung d​es Sohns Yekuno Amlaks a​n syrische Geistliche a​m königlichen Hof a​ls Ergebnis dieser Vernachlässigung d​urch den Patriarchen. Taddesse stellt ebenfalls fest, d​ass zu dieser Zeit d​ie Patriarchen v​on Alexandrien u​nd Antiochien u​m das Recht d​er Ernennung d​es Bischofs v​on Jerusalem stritten, welches b​is dahin i​n den Händen d​es Patriarchen v​on Antiochien gelegen hatte. Ein Spielzug i​n dieser Auseinandersetzung w​ar die Ernennung e​ines äthiopischen Pilgers z​um Abuna d​urch den Patriarchen Ignatius III. David v​on Antiochien. Dieser Pilger versuchte n​ie diese Position i​n Äthiopien anzutreten. Durch d​en Mangel a​n koptischen Bischöfen w​ar Yekuno Amlak jedoch a​uf die Syrer angewiesen, d​ie in s​ein Königreich gelangten, w​ie Taddesse Tamrat darlegt.[6]

Yekuno Amlak beauftragte d​en Bau d​er Kirche Gennete Maryam unweit v​on Lalibela. Diese besitzt d​ie ältesten erhaltenen datierbaren Wandmalereien i​n Äthiopien.[7]

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Im äthiopischen Kalender gleichbedeutend mit, 10 Sené beziehungsweise 16 Nehasé. A. K. Irvine: Review: The Different Collections of Nägś Hymns in Ethiopic Literature and Their Contributions. In: Bulletin of the School of Oriental and African Studies, University of London. School of Oriental and African Studies, 1985.
  2. G.W.B. Huntingford: The Historical Geography of Ethiopia. The British Academy (London 1989), Seiten 74f.
  3. Taddesse Tamrat: Church and State in Ethiopia. Clarendon Press, Oxford 1972, S. 68n.1.
  4. Getachew Mekonnen Hasen: Wollo, Yager Dibab. Nigd Matemiya Bet, Addis Abeba 1992, S. 28–29.
  5. Budge: A History of Ethiopia: Nubia and Abyssinia. 1928 Anthropological Publications, Oosterhout, Niederlande 1970, S. 285.
  6. Taddesse: Church and State. Seiten 69ff.
  7. Paul B. Henze: Layers of Time, A History of Ethiopia. Palgrave, New York 2000, S. 59.
VorgängerAmtNachfolger
HarbaiKaiser von Äthiopien
1270–1285
Salomon I.
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