Xianfeng
Xianfeng (chinesisch 咸豐, Pinyin Xiánfēng, * 17. Juli 1831 in Peking; † 22. August 1861 ebenda) war der Sohn des Qing-Kaisers Daoguang und vom 9. März 1850 bis zu seinem Tod Kaiser von China.
Jugend und Privatleben
Er wurde unter dem Namen Yizhu oder I-ju im Alten Sommerpalast geboren und war nach zwei älteren Schwestern das dritte Kind der kaiserlichen Konkubine Quan (geborene Niohuru), sowie der vierte Sohn des Kaisers Daoguang, welcher wenige Jahre später Yizhus Mutter als Kaiserin Xiaoquancheng zu seiner dritten Hauptfrau ernannte. Aufgrund von Yizhus Fähigkeiten in Literatur und Verwaltung, mit welcher er mehrere seine Brüder übertraf, ernannte ihn Daoguang zu seinem Nachfolger. Seine erste Frau aus dem Clan Sakda starb vor seinem Amtsantritt.
Später als Kaiser galt Xianfeng als sehr genusssüchtig. Er konsumierte viel Alkohol und wohl auch Opium, genoss die Oper und seinen kaiserlichen Harem. Seine Hauptfrau war die Kaiserin Xiaozhenxian (später als Kaiserinwitwe Ci’an bekannt), zu dieser gesellten sich aber sechzehn weitere Kaiserliche Gemahlinnen und Konkubinen. Zu diesen gehörte auch Yi, die nach seinem Tod als Cixi berühmt wurde. Mit seinen Frauen hatte Xianfeng zwei Söhne und eine Tochter, der zweite Sohn starb aber im Säuglingsalter.
Amtszeit als Kaiser von China
In seiner Amtszeit, die er im Alter von 19 Jahren unter dem Kaisernamen Xianfeng (wörtlich etwa: Universeller Wohlstand) antrat, erlebte das Kaiserreich eine der schwersten Krisen seiner Geschichte, die von zahlreichen Aufständen geprägt war:
- der 1848 ausgebrochene Taiping-Aufstand unter dem christlichen Sektenführer Hong Xiuquan weitete sich zu einer das ganze Reichsgebiet erfassenden Katastrophe aus, die unter anderem 600 Städte verwüsten und 20 bis 30 Millionen Menschen das Leben kosten sollte. Die Rebellen nahmen Nanjing ein, ihr Vormarsch auf Peking wurde jedoch 1853 gestoppt. Die Rückeroberung Nanjings scheiterte 1856, der blutige Bürgerkrieg wütete noch bis 1864.
- ab 1851 kam es in Nord- und Ostchina zu dem weit weniger erfolgreichen Nian-Aufstand, einer erneuten Rebellion durch Sympathisanten der Geheimgesellschaft „Weißer Lotus“. Die Nian-Rebellen drohten kurz die Hauptstadt einzunehmen und fügten den kaiserlichen Truppen empfindliche Verluste zu. Erst 1868 wurden die Nian-Rebellen vernichtend geschlagen.
- die Panthay-Rebellion brach 1856 aus und währte bis 1872.
- In verschiedenen Provinzen gab es diverse andere Erhebungen ethnischer Minderheiten, etwa der Miao.
Die Beamten und Generäle des Kaisers, hervorzuheben sind etwa Zeng Guofan und Senggerinchin, konnten die Aufstandsbewegungen trotz einiger Erfolge nicht zur Lebzeit des Kaisers beenden.
Auch der seit Beginn des Jahrhunderts schwelende außenpolitische Konflikt mit England erreichte mit dem Zweiten Opiumkrieg 1856–1860 einen weiteren Höhepunkt. Xianfeng glaubte nicht an die Überlegenheit der Briten und Franzosen und wollte sich deren Forderungen als Kolonialmächte nicht weiter beugen, welche das Kaiserreich bereits mehrfach übervorteilt hatten. Verhandlungen unter Prinz Gong scheiterten letztlich. Nach der Einnahme und Verwüstung Pekings im Oktober 1860 durch eine anglofranzösische „Strafexpedition“ floh der Kaiser zu seinem „jährlichen Jagdausflug“ in seinen Sommerpalast zu Jehol, wo er bis zu seinem Lebensende im Folgejahr bleiben sollte.
In der Folge der innen- wie außenpolitischen Schwäche wurde China durch die Pekinger Konvention vom 24. Oktober 1860 erneut zu erheblichen Konzessionen gezwungen, insbesondere zur Öffnung weiteren Häfen für den transkontinentalen Handel, zu einer „Kriegsentschädigung“ von 16 Millionen Silberunzen, sowie zur uneingeschränkten Duldung christlicher Missionstätigkeit. Die Insel Hong Kong und der Südteil der Halbinsel Kowloon einschließlich Stonecutters Island würden für immer an Großbritannien abgetreten. Überdies musste es 1857 im Vertrag von Aigun Teile der nördlichen Mandschurei an Russland abtreten, das dort drei Jahre später die Stadt Wladiwostok gründete.
Im Sommerpalast von Jehol umgab sich der allmählich körperlich verfallende Kaiser vorzugsweise mit einer Gruppe von acht Günstlingen. Dies waren der Mandschu-Beamte Sushun, die Prinzen Duanhua und Zaiyuan, sowie Jingshou, Muyin, Kuangyuan, Du Han und Jiao Youying. Vor seinem Tod bestimmte Kaiser Xianfeng diese acht zu einem Regentschaftsrat, die seinen Nachfolger unterstützen sollten – diesen hatte er jedoch noch nicht benannt. Dies erzürnte die Kaiserliche Gemahlin Yi, die Mutter seines sechsjährigen Sohns Zaichun, die auch prominente Unterstützer unter den Acht Bannern hatte, namentlich General Ronglu und den kaiserlichen Halbbruder Prinz Gong, der in Peking verblieben war. Kurz vor dem Tod Kaiser Xianfengs erkämpfte Yi sich erstmals seit langem einen Zutritt vor den Kaiser und präsentierte ihm den Sohn, sodass Xianfeng diesen als Thronfolger und die Witwen Ci'an und Cixi als Regentinnen bestimmte. Mit dieser vor großem Publikum getroffenen und rasch besiegelten Entscheidung sowie einem zeitlichen Vorsprung bei der Rückkehr nach Peking gelang es Ci'an und Cixi, den nach wie vor einflussreichen Regentschaftsrat der Acht zu entmachten und für den Kindkaiser Tongzhi zu regieren.
Das Grab von Kaiser Xianfeng ist eines der Östlichen Qing-Gräber.
Literatur
- Wolfram Eberhard, Alide Eberhard: Geschichte Chinas. Von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Kröners Taschenausgabe. Band 413). Kröner, Stuttgart 1971, DNB 456503854.
- John King Fairbank: Geschichte des modernen China. 1800–1985. 2. Auflage. dtv, München 1989, ISBN 3-423-04497-7.
- Jacques Gernet: Die chinesische Welt. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-38005-2.
- Gisela Gottschalk: Chinas große Kaiser. Pawlak, Herrsching 1985, ISBN 3-88199-229-4.
- Sterling Seagrave: Die Konkubine auf dem Drachenthron. Leben und Legende der letzten Kaiserin von China 1835–1908. Heyne, München 1994, ISBN 3-453-08202-8.
- Jonathan D. Spence: Chinas Weg in die Moderne. Hanser, München 1995, ISBN 3-446-16284-4.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Daoguang | Kaiser von China 1850–1861 | Tongzhi |