Wolliges Honiggras
Das Wollige Honiggras (Holcus lanatus) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Süßgräser (Poaceae) gehört.[1] Sie ist in Eurasien und Nordafrika weitverbreitet.
Wolliges Honiggras | ||||||||||||
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Wolliges Honiggras (Holcus lanatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Holcus lanatus | ||||||||||||
L. |
Regionale Trivialnamen sind Bottermeddel, Honigmeddel, Honigschmale, Pein, Sametschmale, Witten Meddel oder Zuckerschmale.
Beschreibung
Das Wollige Honiggras ist eine überwinternd grüne[1], ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 20 und 100 Zentimeter erreicht. Alle oberirdischen Pflanzenteile sind dicht wollig behaart. Es wächst locker bis dichthorstig mit aufrechten oder von gebogenem Grund aufsteigenden Halmen. Der untere Teil des Stängelgrundes ist auf weißlichem Untergrund rötlich-violett geadert. Die Halme sind dünn und verfügen über zwei bis drei flaumig behaarte Knoten.
Die wechselständig am Halm verteilten Laubblätter sind in Blattscheide und Blattspreite gegliedert. Die Blattscheiden sind auf dem Rücken rundlich, kahl oder wenig behaart, dann mit zurückgeschlagenen Haaren. Die Blatthäutchen (Ligulae) sind häutig, grob gefranst, stumpf und etwa 1 bis 5 Millimeter lang. Die flache Blattspreite ist bei einer Länge von 4 bis 20 Zentimeter und einer Breite von bis zu 10 Millimeter zugespitzt. Die Laubblätter sind sehr dicht kurzhaarig daher graugrün oder weißlich grün aussehend.
Die Blütezeit liegt zwischen Mai und August. Die weißlich bis purpurnfarbenen, nur während der Blütezeit geöffneten Blütenrispen sind schmal-oval oder eiförmig, sehr dicht bis locker und bis 10 Zentimeter lang. Die Rispenäste sind behaart, dicht verzweigt. Die länglichen bis elliptischen, 4 bis 6 Millimeter langen Ährchen fallen geschlossen bei der Reife ab. Die Ährchen sind zweiblütig, die untere Blüte ist zwittrig, die obere gewöhnlich männlich. Die papierartigen Hüllspelzen sind so lang wie das Ährchen und sind an den Kielen und Nerven steif behaart. Die untere ist schmal-lanzettlich und einnervig; die obere eiförmig bis elliptisch, dreinervig und gewöhnlich mit einer etwa 1 Millimeter langen Granne. Die Deckspelzen sind zwischen 2 und 2,5 Millimeter lang und werden von den Hüllspelzen völlig eingeschlossen. Sie sind aufwärts gekielt, undeutlich drei- bis fünfnervig, fest und glänzend. Die untere ist bootsförmig stumpf und unbegrannt; die obere ist auf dem Rücken nahe der Spitze begrannt. Diese Granne wird bis zu 2 Millimeter lang und krümmt sich in trockenem Zustand wie ein Angelhaken, ragt jedoch nicht aus dem Ährchen hervor. Es werden Karyopsen gebildet.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[2]
Verwechslungsmöglichkeiten
Sehr ähnlich ist das insgesamt spärlicher behaarte Weiche Honiggras (Holcus mollis). Dieses Gras verfügt über lange, zähe Rhizome und die Halmknoten sind bärtig behaart. Die Grannen an den oberen Deckspelzen sind nur leicht gebogen und ragen aus den Hüllspelzen heraus. Der Stängelgrund ist auf bräunlichem Untergrund rötlich-bräunlich geadert. Im Gegensatz zum Wolligen Honiggras wächst es bevorzugt an Waldrändern und an lichten Waldstellen.
Ökologie
Im Allgemeinen wird das häufige Gras landwirtschaftlich als Weideunkraut betrachtet. Auf der Weide und im Heu wird es vom Vieh verschmäht, da es stark behaart ist. Auf ärmeren Böden kommt jungen Pflanzen jedoch ein gewisser Ertragswert zu.
Das Wollige Honiggras ist ein teilweise wintergrüner, frostempfindlicher Hemikryptophyt und eine Horstpflanze. Es ist eine Humuswurzler mit VA-Mykorrhiza.[3][4]
Die Blüten sind selbststeril. Blütenökologisch handelt es sich um Windblütigkeit vom „Hängeblütigen-Typ“.[3][4]
Die Diasporen (Ausbreitungseinheit) sind die bei der Reife als Ganzes abfallenden Ährchen; sie breiten sich als Windstreuer, Ballonflieger, Schwimmer, Regenschwemmlinge und Wasserhafter aus. Die bis 2 mm lange Granne der oberen Deckspelze ist im trockenen Zustand wie ein Angelhaken gekrümmt und erlaubt so eine Ausbreitung als Kletthafter. Außerdem erfolgt Zufallsausbreitung durch Weidetiere. Die Karyopsen sind Lichtkeimer. Die Fruchtreife erfolgt von Juli bis November.[3][4]
Vorkommen
Das Wollige Honiggras ist in ganz Europa, in West-Asien, Nordafrika und Makaronesien verbreitet. Es ist inzwischen in Nordamerika und anderen Gebieten der Welt mit gemäßigtem Klima ein Neophyt. Es ist auch in Deutschland überall häufig und verbreitet vom Flachland bis in Höhenlagen von etwa 900 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt es im Tiroler Teil zwischen Jungholz und Sorgschrofen bis zu 1150 Metern Meereshöhe auf.[5]
Es ist vergleichsweise anspruchslos und wächst auf nahezu allen trockenen bis nassen Böden von schweren Lehmen bis zum Sand. Sein Verbreitungsschwerpunkt liegt in Feuchtwiesen und Weiden auf grundfeuchten, humosen, mäßig nährstoffreichen, leicht sauren Lehm- und Tonböden. In tieferen Lagen kommt es vorwiegend in Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion) vor. In höheren Lagen ist es auch in Glatthafer-Gesellschaften (Molinio-Arrhenatheretea) zu finden. Zuweilen wächst es auch in Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen, Trocken- und Halbtrockenrasen sowie in Laub- und Nadelwäldern auf sauren, nährstoffarmen Böden. Die Art ist Klassencharakterart der Europäischen Wirtschaftswiesen und Wirtschaftsweiden, Molinio-Arrhenatheretea.[2]
Bilder
- Blütenrispe noch zusammengezogen
- Blütenrispe zur Blütezeit
- Blatthäutchen
- Halm und Blattansatz
Quellen
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- C. E. Hubbard: Gräser – Beschreibung, Verbreitung, Verwendung. Ulmer Verlag, Stuttgart, 1985. ISBN 3-8001-2537-4.
- E. Klapp & W. O. v. Boberfeld: Taschenbuch der Gräser. Erkennung, Bestimmung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Verwendung. Verlag Paul Parey, Berlin, Hamburg, 1990. ISBN 3-489-72710-X
Einzelnachweise
- Wolliges Honiggras. FloraWeb.de
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 243.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen., Franckh-Kosmos Verlag, 12. Auflage, 2011, ISBN 978-3-440-12573-1
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 164.
Weblinks
- Wolliges Honiggras. FloraWeb.de
- Wolliges Honiggras. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Holcus lanatus L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 29. September 2015.
- Verbreitung weltweit
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)