Wisent-Denkmal (Bremen)
Das Wisent-Denkmal im Rhododendronpark im Bremer Stadtteil Horn-Lehe wurde dort 1940 aufgestellt und wird in der Liste der Denkmale und Standbilder der Stadt Bremen geführt.
Denkmal
Der 2,30 m hohe Wisent aus Bronze wurde 1935 nach einem im Berliner Atelier des Bildhauers Ernst Gorsemann entstandenen Modell in der dortigen Gießerei von Heinze & Barth realisiert. Noch im gleichen Jahr bekam es einen prominenten Platz vor dem Berliner Künstlerhaus in der Tiergartenstraße. Sowohl die Präsentation dort und erst recht die prominente Ausstellung der Skulptur auf dem Dach des Deutschen Pavillons der Pariser Weltausstellung 1937 verdeutlicht die Wertschätzung des Künstlers und seines Werks durch die nationalsozialistische Kunstpolitik. Aber auch die Veranstalter ehrten Gorsemann mit einer Goldmedaille.
Der Wisent war seit dem Kaiserreich ein beliebtes Motiv der nationalen Ikonographie, mehr noch im Dritten Reich: 17 Exemplare sind 1937–1944 auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen gezählt worden.[1] Das Waldrind, das man mit der Zeit der Germanen in enge Verbindung brachte, stand als Metapher für Überlegenheit und Recht des Stärkeren.[2]
Von Paris aus kam der Wisent nach Bremen, stand zunächst im Hof der Nordischen Kunsthochschule und anschließend vor dem Eingang zu der vom Reichspropagandaministerium veranstalteten Ausstellung Bremen – Schlüssel zur Welt. Verzögert durch fehlende Erwerbsmittel, zu denen schließlich die Julius Rohland-Stiftung beitrug, konnte die Skulptur für die Stadt Bremen erworben werden und sie wurde 1940 im wenige Jahre zuvor angelegten Rhododendronpark aufgestellt.
Vom Bildhauer Gorsemann stammen in Bremen u. a. auch die Denkmale Benquestein, Rehbrunnen und Bärenskulptur in den Wallanlagen, Skulptur December im Garten der Egestorff-Stiftung und die Gedenkplatte zum Non-Stop-Flug 1928 über den Atlantik in der Böttcherstraße.
Wisent
Der Wisent oder europäische Bison ist eine Art der Rinder. In den 1920er Jahren war der Wisent vom Aussterben bedroht und der letzte freilebende Wisent wurde 1927 im Kaukasus geschossen. Die Versuche, Bisons zurückzuzüchten, wurden unter den Nationalsozialisten intensiviert. In vielen Tiergärten ist heute der Wisent zu sehen. 1952 konnten die ersten freilebenden Wisentherden wieder im Gebiet des Białowieża-Nationalpark an der polnisch-belarussischen Grenze durch Auswilderung angesiedelt werden. 2013 wurde im Rothaargebirge eine Wisentherde ausgewildert.
Andere Wisent-Denkmale sind u. a.
- die Kämpfenden Wisente von August Gaul, das 1912 in Königsberg aufgestellt wurde und noch in Kaliningrad zu sehen ist,
- die Plastik von August Waterbeck von 1935 im Eilenrieder Stadtwald in Hannover.
Einzelnachweise
- Artinger, S. 59
- Artinger, S. 59 ff.
Literatur
- Beate Mielsch: Denkmäler Freiplastiken Brunnen in Bremen 1800 - 1945, Bremen 1980, S. 45 und 55
- Kai Artinger: "Germanisches Waldrind" und Rhododrendren. Die Geschichte von Bremens bekanntester Freiplastik und des Rhododendronparks im Nationalsozialismus, in: Arbeiterbewegung und Sozialgeschichte, Heft 26, Bremen 2012, S. 49–78.