Winterpalais Prinz Eugen
Das Winterpalais (Stadtpalais) des Prinzen Eugen von Savoyen ist ein bedeutendes hochbarockes Palais in der Wiener Inneren Stadt (1. Bezirk), Himmelpfortgasse 8. Es diente dem Feldherrn vornehmlich als Winterresidenz, während er die Sommer in Schloss Belvedere verbrachte.
Daten | |
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Ort | Wien 1., Himmelpfortgasse 8 |
Art |
Barock
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Architekt | Johann Bernhard Fischer von Erlach, Johann Lucas von Hildebrandt |
Die historischen Räume in der Beletage waren von 1848 bis zur 2007 begonnenen Generalsanierung des Stadtpalais Sitz des Finanzministeriums. Im Zuge dieser Arbeiten wurden die Prunkräume originalgetreu restauriert und präsentierten sich in für Prinz Eugen gestalteter barocker Opulenz. Das Ministerium übertrug im Herbst 2013 die vorher von ihm selbst benutzten Prunkräume als Bundesmuseum vorübergehend an die Österreichische Galerie Belvedere, welche, beginnend mit dem 350. Geburtstag des Prinzen, das Palais als weiteren Standort seiner Kunstsammlung und für Sonderausstellungen nutzte und der Öffentlichkeit zugänglich machte.[1][2] Das Finanzministerium hat die Räumlichkeiten wunschgemäß Ende Oktober 2017 zur eigenen Verwendung zurückerhalten.[3]
Historische Funktion
Das Stadt- oder Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen in der heutigen (bis 1857 ummauerten) Altstadt Wiens war Hauptwohnsitz des erfolgreichen Feldherrn. Hier befanden sich die größten Teile der berühmten Sammlungen des Hausherrn, darunter die außergewöhnlich umfangreiche Bibliothek.
Das Stadtpalais diente vor allem auch repräsentativen Zwecken. Prinz Eugen übte hochrangige Funktionen der Habsburgermonarchie aus, – unter anderem war er 1703–1736 Präsident des Hofkriegsrates und 1714–1724 formal Statthalter der österreichischen Niederlande. Daher musste er entsprechende Empfänge und Audienzen geben.
In städtebaulicher Hinsicht stellt das Palais eine Besonderheit dar, da Prinz Eugen für seinen Wohnsitz keinen standesgemäßen Bauplatz – wie etwa die der Hofburg noch nähere Herrengasse – wählte, sondern die enge, weniger spektakuläre Himmelpfortgasse. Nach seiner Ankunft in Wien hatte der erfolgreiche Feldherr über keine eigene Wohnung verfügt und lebte im Hause des damaligen spanischen Botschafters.
Von Herbst 2013 bis Oktober 2017 waren die Prunkräume des Gebäudes unter der Bezeichnung Winterpalais Teil der Österreichische Galerie Belvedere.
Geschichte
1693 und 1694 sind erste Grundstückskäufe dokumentiert; in das Areal wurden mehrere ältere Häuser und auch ein frühbarocker Theatersaal einbezogen. 1697 begann Johann Bernhard Fischer von Erlach im Auftrag von Prinz Eugen mit der Errichtung eines siebenachsigen Palais; sein Bauführer war Andrea Simone Carove. Den Steinmetzauftrag erhielt Johann Thomas Schilck, mit familiären Kontakten sowohl nach Eggenburg wie auch nach Kaisersteinbruch. Durch geplante Heiraten hatten sich diese beiden Steinmetzzentren bei Wien geschäftlich abgesichert. So bestimmen auch diese beiden Steinarten das Palais.[4]
Das große Portal mit den seitlichen Reliefs (links: Herkules im Kampf gegen den Riesen Antaeus; rechts: Aeneas rettet seinen Vater aus dem brennenden Troja) ist aus Kaiserstein gearbeitet, Bildhauer war Lorenzo Mattielli. Aus dieser Bauphase stammt auch das bemerkenswerte Stiegenhaus, die Stufen aus Kaiserstein, mit den Atlantenfiguren, die statt Säulen als Stützen dienen. Im Zentrum steht ein ruhender Herkules, über dem das Profilporträt des Prinzen zum Ölgemälde von Louis Dorigny mit der Darstellung des "Apollo im Sonnenwagen" (1710/11) weiterleitet.[5] Die Skulpturen aus Zogelsdorfer Stein im Stiegenhaus stammen von Giovanni Giuliani. Lieferungen aus Kaisersteinbruch erfolgten von Meister Reichardt Fux. Der wichtigste noch unter der Leitung von Fischer von Erlach vollendete Raum ist der sog. Rote Salon, das ehemalige Audienzzimmer. Hier malten die 1697 nach Wien gerufenen Maler Marcantonio Chiarini (Quadratur) und Andrea Lanzani (Figuren) die „Aufnahme des Herkules in den Olymp“.[6]
1702 wurde der Bau von Johann Lucas von Hildebrandt übernommen. In dieser Phase entstanden einige Prunksäle, vor allem das Goldkabinett mit einem Ölgemälde Solimenas als Zentrum. Nach dem Erwerb des östlich anschließenden Hauses durch Prinz Eugen wurde die Fassade 1708 auf zwölf Achsen erweitert. Steinmetzarbeiten lieferten hier die Kaisersteinbrucher Meister Giovanni Battista Passerini und Elias Hügel.
Während der letzten Restaurierung wurde neben dem Vestibül eine Sala terrena mit Groteskenmalereien von Jonas Drentwett entdeckt. Dieser über Jahrzehnte für die Aktenablage verwendete Raum wird in den Quellen nicht erwähnt. Da jedoch im Medaillon mit der Darstellung der „Histoire“ in der Mitte der Fensterwand unter den von Prinz Eugen gefochtenen Schlachten auch „Höchstätt“ angeführt wird, kann die Freskierung auf 1704 datiert werden.[7]
Um 1710 erfolgte der Einbau der heute nicht mehr erhaltenen Hauskapelle und einer Galerie. Auch der zentrale Repräsentationsraum, der sog. Blaue Salon mit Fresken von Marcantonio Chiarini und Louis Dorigny, stammt aus dieser Zeit. 1719 konnte durch den Erwerb des westlich anschließenden Hauses die Front auf siebzehn Achsen verbreitert werden, die zum Einbau der Bibliothek genutzt wurden. Steinmetzarbeiten lieferte wiederum Elias Hügel. Lorenzo Mattielli gestaltete die Torreliefs und den Wandzierbrunnen im Hof.
Prinz Eugen starb 1736. Seine Nichte Anna Viktoria von Savoyen, seit 17. April 1738 verehelichte Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, wurde als Erbin zu einer der reichsten Personen Europas. (Ihr Ehemann Joseph Friedrich von Sachsen-Hildburghausen diente den Habsburgern als Feldherr und Militärverwalter.) Sie versteigerte Eugens Besitz; das Palais fiel (wie die meisten anderen Bauten des Prinzen) an den kaiserlichen Hof und war nach einem Umbau durch Pacassi 1752 Sitz verschiedener staatlicher Institutionen, seit 1848 des k.k. Ministeriums der Finanzen.
Als Hofärar, vom Kaiserhaus verwaltetes Staatsvermögen, fiel das Palais 1918 beim Zerfall Altösterreichs an das seit 12. November 1918 republikanische Deutschösterreich, seit 1919 Republik Österreich genannt. Seit 1920 trägt das Ministerium die Bezeichnung Bundesministerium für Finanzen.
Die Prunkstiege entging am 8. April 1945 nur knapp der Zerstörung. An diesem Sonntag erfolgte um 14 Uhr im Zuge der Eroberung Wiens durch die Rote Armee ein Angriff sowjetischer Flugzeuge auf die Innere Stadt. Dabei durchschlug eine Bombe das Dach des Palais und explodierte auf dem Dachboden. Das Deckengemälde des französischen Malers Louis Dorigny wurde beschädigt, konnte jedoch von Experten der Akademie der bildenden Künste wieder hergestellt werden.
Von 2007 bis 2013 wurde das Stadtpalais im Auftrag des Bundesministeriums für Finanzen generalsaniert. Im Herbst/Winter 2019/2020 fanden hier, vom Fernsehen oft berichtet, die Koalitionsverhandlungen zwischen der ÖVP und den Grünen zur Bildung einer neuen Bundesregierung statt.
Literatur
- Agnes Husslein-Arco (Hrsg.): Das Winterpalais des Prinzen Eugen, Belvedere, Wien 2013, ISBN 978-3-902805-39-3
- Richard Kurdiovsky, Klaus Grubelnik, Pilo Pichler: Das Winterpalais des Prinzen Eugen. Brandstätter, Wien 2001, ISBN 3854981171
- Beppo Mauhart (Hrsg.): Das Winterpalais des Prinzen Eugen. Molden, Wien 1982, ISBN 3217003616
- Österreichisches Bundesministerium für Finanzen (Hrsg.): Das Winterpalais des Prinzen Eugen. Selbstverlag, Wien (PDF; 873 KB)
- Richard Perger: Haus- und Grundstückskäufe von Prinz Eugen von Savoyen in Wien. In: Weimarer Geschichtsblätter. Heft 2, 1986
- Peter Stephan: Ruinam praecedit superbia. Der Sieg des Virtus über die Hybris in den Bildprogrammen des Prinzen Eugen von Savoyen. In: Belvedere. Zeitschrift für bildende Kunst. Nr. 1, 1997, S. 62–87
- Harald Waitzbauer: Das Winterpalais von Prinz Eugen: Barockjuwel im Verborgenen. Wien 1998
Weblinks
- Winterpalais des Prinzen Eugen. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl
- Angaben zum Winterpalais auf belvedere.at
- Alexandra Matzner über das Winterpalais, Oktober 2013
Einzelnachweise
- Eintrag auf der Website des Belvederes, Oktober 2013
- Start für „neues“ Winterpalais, Meldung im Wiener Teil der Website des ORF vom 17. Oktober 2013
- Meldung des ORF vom 1. Jänner 2017
- Helmuth Furch (Hg.): Das Winterpalais des Prinzen Eugen, Steinbestimmung mit Prof. Andreas Rohatsch, TU-Wien, in den Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch Nr. 58/1, 43–56. Juli 2000. ISBN 978-3-9504555-3-3.
- Alexandra Matzner über das Winterpalais, Oktober 2013
- Alexandra Matzner über das Winterpalais, Oktober 2013
- Alexandra Matzner über das Winterpalais, Oktober 2013