Windloch im Mühlenberg
Das Windloch im Mühlenberg ist ein labyrinthisches Karsthöhlensystem im Engelskirchener Ortsteil Ründeroth.[2] Mit einer bislang dokumentierten Gesamtlänge von 8256 m[1] handelt es sich bei dieser Riesenhöhle um die größte Höhle des Rheinlands vor den Hardthöhlen in Wuppertal und in Nordrhein-Westfalen vor der Atta-Höhle.[3]
Windloch im Mühlenberg | ||
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Einstiegsschacht des Windlochs im Mühlenberg | ||
Lage: | bei Engelskirchen-Ründeroth | |
Geographische Lage: | 50° 59′ 39″ N, 7° 27′ 3″ O | |
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Katasternummer: | 5010/026 | |
Typ: | Karsthöhle | |
Entdeckung: | 23. März 2019 | |
Gesamtlänge: | 8256 m[1] | |
Niveaudifferenz: | 60 m |
Lage und Beschreibung
Das im Basiskalk der Hobräck-Schichten (Mitteldevon), einer bis maximal 100 m mächtigen Riffkalkplattform, liegende mindestens 35 Millionen Jahre alte und bis 2019 von Menschen unberührte labyrinthische Gangsystem mit ausgeprägter West-Ost-Ausdehnung befindet sich innerhalb des Ründerother Mühlenbergs zwischen den Walbach-Ponoren und der unterirdischen Mündung derselben in die Agger.[2][4][5] Der öffentlich nicht zugängliche Eingang liegt unweit nordöstlich der Aggertalhöhle. Bei der Erstbefahrung fanden Höhlenforscher Gänge mit einer Länge von rund einem Kilometer und 40 Meter große hallenähnliche Zwischenstücke vor.[6][7] Sukzessive Vermessungen mit bis zu 17 Speläologen ergaben bisher eine Gesamtlänge von 8256 m (Stand: Februar 2021)[1]. Damit erfüllt das Windloch im Mühlenberg die Definition eines Riesenhöhlensystems. Nach Messungen im Jahr 2020 ist es die größte Höhle in Nordrhein-Westfalen.[8]
Zur Höhlenfauna gibt es bisher keine Veröffentlichungen. Für einen tief im Innern der Höhle dokumentierten vertrockneten Frosch gibt es noch keine Erklärung.[4]
Im Windloch im Mühlenberg sind Kristalle, Fossilien und seltene Gipsformationen zu finden.[5]
Zwischen dem Windloch und der 200 Meter entfernten Aggertalhöhle besteht heute vermutlich keine Verbindung mehr.[9] Gänge in beiden Höhlen zeigen jedoch, dass beide Höhlen früher miteinander verbunden waren, jedoch später durch eine Senke getrennt wurden.[10]
In der Höhle wurden die möglicherweise größten Eisenblüten in Europa gefunden.[11]
Geschichte
Forscher hatten bereits Jahrzehnte vor der Entdeckung der Höhle vermutet, dass im Mühlenberg neben der Aggertalhöhle weitere Höhlen existieren müssten.[12] Auch aufgrund fehlender technischer Mittel habe man den Hinweisen jedoch nicht nachgehen können.[7] Seit 1988 suchten die Experten nach einem Eingang.[13] Ein Anhaltspunkt für ein möglicherweise vorhandenes Gängesystem im Mühlenberg war die Walbach, die in ihrem Verlauf in diesem Bereich in Schlucklöchern versickert[6] und auf der anderen Seite des Berges nach weniger als vier Stunden wieder austritt, was ungewöhnlich schnell ist.[13]
Weitere Anzeichen für eine Höhle lieferten kleine Hohlräume, die bei Straßenarbeiten entdeckt wurden.[7] Außerdem traten 2009 dabei Spalten zutage, wobei aus einer im Winter warme Luft austrat.[6] Der Engelskirchener Bürgermeister Gero Karthaus kontaktierte daraufhin Stefan Voigt, der gemeinsam mit Kollegen einen Zugang zur Höhle fand.[7]
Die Erstbefahrung durch den Arbeitskreis Kluterthöhle fand am 23. März 2019 statt.[14] Die Höhle soll in den kommenden Jahren systematisch erforscht werden.[7]
Literatur
- Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. (Hrsg.): Das Windloch im Mühlenberg: Eine Jahrhundertentdeckung wird erforscht. Ennepetal, 2019, ISBN 978-3-00-064038-4.
Weblinks
- Schlagwort: Windloch. Arbeitskreis Kluterthöhle
- Windloch im Mühlenberg. (png-Grafik, 364 kB) Arbeitskreis Kluterthöhle, 16. Juli 2019 (Plan).
- Stefan Voigt: Windloch am Mühlenberg. (Video auf YouTube; 1:47 Stunden) Vortrag in Ründeroth-Walbach, 31. Januar 2020 (Vortrag ab Min. 15).
Einzelnachweise
- Liste der längsten und tiefsten Höhlen Deutschlands – Arge Grabenstetten. In: arge-grabenstetten.de. Februar 2021, abgerufen am 6. Februar 2021.
- Carsten Ebenau, Stefan Voigt, Arbeitskreis Kluterthöhle e. V.: Große Neuentdeckung im Bergischen Land (NRW). In: Mitteilungen des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher. 65. Jahrgang, Nr. 1+2, 2019, S. 39 (vdhk.de [PDF; 10,5 MB; abgerufen am 24. Juni 2019]).
- Riesenhöhle Windloch. Arbeitskreis Kluterthöhle e.V., 10. September 2019, abgerufen am 10. September 2019.
- Windloch längste Höhle des Rheinlands. Arbeitskreis Kluterthöhle e.V., 30. Juli 2019, abgerufen am 1. August 2019.
- „Windloch“ im Bergischen offiziell „Riesenhöhle“. In: wdr.de. 11. September 2019, abgerufen am 15. Juni 2020.
- Torsten Sülzer: Nach Sensationsfund bei Ründeroth: So sieht die größte Höhle des Rheinlands aus. In: rundschau-online.de. 5. April 2019, abgerufen am 5. April 2019.
- Bernd Vorländer, Leif Schmittgen: „Wir sind stolz auf unsere Unterwelt“. In: Oberberg-Aktuell. 4. April 2019, abgerufen am 5. April 2019.
- Jens Höhner: Nach neuen Vermessungen: Windloch ist jetzt die längste Höhle in NRW. In: ksta.de. 24. Mai 2020, abgerufen am 24. Mai 2020.
- Neues Höhlensystem in Oberberg – Forscher machen spektakuläre „Jahrhundertentdeckung“. In: rundschau-online.de. 2. April 2019, abgerufen am 5. April 2019.
- Windloch: Frühere Verbindung zur Aggertalhöhle nachgewiesen. 28. Juli 2021, abgerufen am 16. August 2021.
- Ulrich Brämer: Spektakuläre Riesenkristallfunde im Windloch. In: akkh.de. 24. Juni 2020, abgerufen am 24. Juni 2020.
Torsten Sülzer: Gigantische Eisenblüten in Engelskirchen: Forscher machen Sensationsfund im Windloch. In: rundschau-online.de. 24. Juni 2020, abgerufen am 24. Juni 2020.
„Windloch“-Höhle: Forscher machen jetzt unglaublichen Fund im Bergischen Land. In: Express.de. 24. Juni 2020, abgerufen am 24. Juni 2020. - Millionen Jahre alt: Forscher finden riesige Höhle im Bergischen Land. In: Spiegel Online. 5. April 2019, abgerufen am 15. Juni 2020.
- Aussage von Stefan Voigt im Interview mit dem WDR, veröffentlicht in: „Windloch am Mühlenberg“: Forscher erkunden weit verzweigte Höhle. In: tagesschau.de. 5. April 2019, archiviert vom Original am 5. April 2019; abgerufen am 5. April 2019.
- Spektakuläre Neuentdeckung vom AKKH: Größter Höhlenfund seit mehr als 35 Jahren. In: akkh.de. 24. März 2019, abgerufen am 5. April 2019.