Windfarbgen
Der Begriff Windfarbgen ist ein umgangssprachlicher Begriff, der in der deutschen Sprache für die Genetik „Silver“, die beim Hauspferd die Fellfarbe des Pferdes beeinflusst, verwendet wird. Der offizielle genetische Name „Silver“ wurde in Anlehnung an den englischen Begriff Silver Dapple, der die Bezeichnung für die durch das Gen erzeugte Fellfarbe ist, ausgewählt. Auch beim Begriff Silver-Locus wird der Begriff „Silver“ erneut aufgegriffen. Der Begriff „Windfarben“ ist eine deutsche Übersetzung des isländischen Begriffs „Vindótt“ welcher die gleiche Fellfarbe beschreibt. Da es keinen deutschen Begriff für diese Fellfarbe gibt, greift man entweder auf den englischen Begriff „Silver Dapple“ oder die Übersetzung „Windfarben“ zurück.
Genetik
Das Silvergen des Hauspferdes ist eine Mutation eines Genortes, die dem Silver-Locus PMEL17 entspricht. Das verantwortliche Gen wird mit Z dargestellt. Die Forschungsergebnisse zur genetischen Bestimmung von Silver wurden 2006 veröffentlicht.
Die Mutation wird autosomal dominant vererbt. Dabei beeinflusst Silver nur Pferde, deren Grundfarbe genetisch schwarz bzw. braun ist, und führt bei diesen zu einer Aufhellung im Haarkleid. Silver wird daher zu den Farbgenen der Aufhellung gezählt. Silver kann die schwarze Mähne von Braunen zu weiß aufhellen und das schwarze Fell von Rappen zu schokoladenbraun mit hellem Langhaar. Silver hat keine Auswirkung auf Phäomelanin, so dass Pferde, die genetisch Füchse (rot) sind, keine Farbveränderungen oder Aufhellungen im Fell zeigen. Füchse können jedoch die Farbe an ihre Nachkommen vererben, wenn sie selbst Träger des Silver-Gens sind.
Pferde, die Silver homozygot tragen, sind oftmals heller als Pferde, bei denen Silver nur heterozygot vorliegt.
Silver tritt in Interaktion mit anderen Farbgenen. Es werden Interaktionen mit der Genetik des Schimmels und dem Cream-Gen beschrieben.
Das Gen kommt recht häufig beim Islandpferd, beim American Miniature Horse, beim Comtois oder dem Rocky Mountain Horse vor. Bei anderen Rassen tritt es seltener auf.
Erscheinungsbild
Es gibt kein einheitliches Erscheinungsbild von Silver, da der Phänotyp davon abhängt welche Grundfarbe und welche modifizierenden Farbgene bei einem Pferd zusammentreffen. Ein Silver Bay sieht anders aus als ein Silver Black oder ein Silver Cream. Ganz grob kann man sagen Fohlen mit dem Windfarbgen sind ziemlich hell und haben aufgehelltes bis graues Langhaar (Mähne und Schweif). Sie haben auffällig weiße Wimpern. Die Hufe von Jungtieren sind bis etwa zum Ende des ersten Lebensjahres schwarzweiß gestreift, werden dann dunkler und verlieren die Streifen.
- Die für das Gen typischen weißen Wimpern bei einem Rocky-Mountain-Fohlen
- Der Huf von Fohlen mit Silver-dapple-Gen ist oft für etwa das erste Lebensjahr gestreift.
- Ein Fuchsfarbener Morgan mit Silver-dapple-Gen: Kein Einfluss des Gens ist erkennbar.
Versionen von Silver
Rappwindfarben bzw. Silver Dapple Black
Als Rappwindfarbene Pferde oder englisch Silver Dapple werden Rappen bezeichnet, die durch das Windfarbgen aufgehellt sind. Sie können eine dunkle Körperfarbe mit silberner Mähne und Schweif haben, andere sind gleichmäßig schokoladenbraun, manchmal mit deutlich hellerer Mähne, manchmal aber auch nicht. Viele Pferde mit Silver dapple haben tatsächlich geäpfeltes Fell (dapple), dieses Merkmal muss aber nicht unbedingt vorhanden sein. Teilweise tritt es auch nur im Fellwechsel auf und ist nicht das ganze Jahr hindurch sichtbar.
- Isländer mit Windfarbgen
- Zwei Rocky Mountain horses mit Silver-Gen
Braunwindfarben / Silver Dapple Bay
Als Braunwindfarbene Pferde oder englisch Silver Dapple Bay werden Braune bezeichnet, die durch das Windfarbgen aufgehellt sind. Braune mit Silver dapple können ebenfalls helles Langhaar haben. Ihre Beine sind aufgehellt, der übrige Körper bleibt unverändert, da er (sofern es sich nicht um einen Schwarzbraunen handelt) kein schwarzes Fell hat.
- Morgan mit Silver dapple.
- Isländer
- Beine eines Braunen mit Silver dapple
Andere Farbvarianten
Da das Windfarbgen nur Eumelanin aber kein Phäomelanin aufhellt, können alle von Füchsen abgeleiteten Farben durch dieses Gen nicht aufgehellt werden. Fuchsschecken, Palominos, Rotschimmel (unabhängig davon ob sie echte Schimmel oder stichelhaarige Pferde sind) und Füchse bleiben also, wenn sie das Gen tragen, unverändert.
Alle Farben, die von Braunen oder Rappen abgeleitet sind, sind beeinflussbar. Falben, Leuchtrappen, Rappschecken oder Braune mit Scheckung und Schimmel, so lange sie noch nicht ganz weiß sind, können also ebenfalls durch Silver dapple aufgehellt werden.
- Rappschecke mit Windfarbgen
Silver Dun
Kombination von Silver und Falbgen
- Mausfalbe mit Windfarbgen
Silver Cream
Kombination von Silver und Cream-Gen
Verwechslungsmöglichkeiten
Am häufigsten werden Pferde der Farbe Silver bzw. Windfarben mit Füchsen verwechselt. Irreführender Weise wurden sie sogar von den Zuchtverbänden teilweise als Füchse eingetragen. Füchse können durch "Flaxen" aufgehelltes Langhaar zeigen (Mähne und Schweif). Die Farben sind für den ungeübten Betrachter vielleicht ähnlich, eigentlich jedoch nicht identisch. Auch wenn Füchse oder Palominos durch Sooty verdunkelt werden, wurden sie mit windfarbenen Pferden verwechselt aufgrund der grauen Anteile im Fell, die bei dieser Färbung vorkommen. Eine weitere Verwechslungsmöglichkeit besteht zur Fellfarbe Mushroom, die beim Original-Shetlandpony nachgewiesen wurde. Mushroom kommt der Färbung von Silver so nah, dass man dunkle Versionen der Farbe teilweise rein optisch nicht von Silver unterscheiden kann. Der Unterschied kann jedoch genetisch nachgewiesen werden.
- Dunklere Palominos können genauso oder sehr ähnlich aussehen wie Braune mit Windfarbgen
- Lichtfüchse sind manchmal kaum von braunwindfarbenen Pferden zu unterscheiden
- Haflinger Lichtfuchs, also ein Fuchs mit dem Gen Flaxen
- Auch die Farbe des Schwarzwälder Kaltblutes ist auf Flaxen zurückzuführen. Hier ein Dunkelfuchs mit Flaxen
- Windfarbenes Rocky Mountain Horse
- Im Vergleich dazu ein Apfelschimmel
- Windfarbene wurden auch schon mit Apfelschimmeln verwechselt. Der Schimmel hat eine Mischung von schwarzen und weißen Haaren in den grauen Fellbereichen.
- Füchse können an rappwindfarbene Pferde erinnern, wirken aber gewöhnlich weniger grau.
Gesundheit
Rocky Mountain Horses haben oft Fehlbildungen der Augen und es wurde angenommen, dass diese mit dem Windfarbgen zusammenhängen. Inzwischen wurde in Kreuzungsversuchen nachgewiesen, dass ein Zusammenhang besteht. Bei einer anderen Untersuchung kam heraus, dass das für die Augenschäden verantwortliche Gen exakt in dem Bereich liegen muss, in dem sich das Windfarbgen befindet und dort sind auch nur die für die Windfarbe verantwortlichen Mutationen gefunden worden. Außerdem wurde festgestellt, dass für das Windfarbgen homozygote Pferde schwere Augenschäden haben können, während heterozygote Pferde nur geringfügige Fehlbildungen aufweisen, die für den Laien nicht erkennbar sind und keinen nennenswerten Einfluss auf die Sehfähigkeit der Pferde haben.
Rassen
Von folgenden Rassen ist bekannt, dass dort das Windfarbgen vorkommt: Islandpferd, Shetlandpony, Comtois, American Miniature Horse, Rocky Mountain Horse, Ardenner, Quarter Horse, Morgan (Pferd), Schwedisches Warmblut, Welsh A, Irish Tinker etc.
Obwohl die Rasse Schwarzwälder Kaltblut fast ausschließlich und durch Gentests bestätigt aus Füchsen besteht, wurde in einer Studie nachgewiesen, dass das Windfarbgen zu einem sehr geringen Prozentsatz (0,8 %) auch bei ihnen zu finden ist. Dieses hat, wie oben beschrieben, auf die Fuchsfarbe keinen Effekt. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde es vor mehreren Generationen durch die damals zugelassene Einkreuzung von Ardennern in die Rasse eingebracht.
Weblinks
Quellen
- Emma Brunberg, Leif Andersson, Gus Cothran, Kaj Sandberg, Sofia Mikko, Gabriella Lindgren: A missense mutation in PMEL17 is associated with the Silver coat color in the horse. In: BMC Genet. 7, 2006, S. 46. PMID 17029645 doi:10.1186/1471-2156-7-46
- Emma Brunberg: Mapping of the silver coat colour locus in the horse. Institutionen för husdjursgenetik Sveriges Landbruksuniversitet, Uppsala, Sweden 2006.
- M. Reissmann, J. Bierwolf, G. A. Brockmann: Two SNPs in the SILV gene are associated with silver coat colour in ponies. In: Anim Genet. 38(1), 2007 Feb, S. 1–6. PMID 17257181
- B. H. Grahn, C. Pinard, S. Archer, R. Bellone, G. Forsyth, L. S. Sandmeyer: Congenital ocular anomalies in purebred and crossbred Rocky and Kentucky Mountain horses in Canada. In: Can Vet J. 49(7), 2008 Jul, S. 675–681. PMID 18827844
- L. S. Andersson, R. Juras, D. T. Ramsey, J. Eason-Butler, S. Ewart, G. Cothran, G. Lindgren: Equine Multiple Congenital Ocular Anomalies maps to a 4.9 megabase interval on horse chromosome 6. In: BMC Genet. 9(1), 2008 Dec 19, S. 88. PMID 19099555
- S. Mömke, R. Schrimpf, C. Dierks, O. Distl: Incidence of Mutation for Silver Coat Color in Black Forest Horses. In: IJAS. 3 (4), 2013, S. 859–861.