Cream-Gen des Pferdes

Als Cream-Gen (Cr) bezeichnet m​an ein Gen, d​as eine Aufhellung d​es Felles b​eim Pferd bewirkt u​nd deshalb a​ls Dilute-Gen geführt wird.

aufgehellter Fuchs: Isabelle
aufgehellter Brauner: Erdfarbenes Kinsky-Pferd

Die Aufhellung d​es Fells hängt d​avon ab, o​b nur e​in oder z​wei Cream-Gene vererbt werden. Sie i​st auch v​on der Ausgangsfarbe (Fuchs, Brauner o​der Rappe) abhängig u​nd von Pferd z​u Pferd unterschiedlich s​tark ausgeprägt. Bei d​en Ausgangsfarben w​ird in e​iner Tabelle jeweils d​ie Fellaufhellung u​nd der Effekt a​uf die Augenfarbe d​er Tiere aufgeführt.

Aufhellung beim Fuchs

Isabell/Palomino bei einem American Quarter Horse
doppelt aufgehellter Fuchs: Weißisabell oder Cremello
Fuchscrcrrotes Fellrotes oder helleres Langhaarbraune Augen
IsabellCrcrgelbliches Fellcremefarbene oder weiße Mähnehellbraune Augen
Weißisabell oder CremelloCrCrweißliches Fellschneeweiße Mähnehellblaue Augen

Isabell

Durch e​in Cream-Gen einfach aufgehellte Füchse werden Isabell o​der Goldisabell (englisch Palomino) genannt. Füchse, welche d​urch zwei Cream-Gene doppelt aufgehellt sind, werden Weißisabell o​der Cremello genannt. Zur Namensherkunft s​iehe Isabellfarbe.

Füchse m​it diesem Gen können a​ls nahezu weiße Fohlen geboren werden, d​ie aber später n​och ein w​enig nachdunkeln. Sie können a​ber auch a​lle Schattierungen v​on einer s​ehr hellen Sandfarbe b​is hin z​u normal-fuchsfarbenem Deckhaar annehmen.

Bei Pferden m​it dunklerem Fell u​nd heller Mähne handelt e​s sich m​eist nicht u​m Isabellen, sondern u​m Lichtfüchse. Deren Langhaar w​ird durch d​as Gen Flaxen aufgehellt, während d​as Deckhaar unverändert bleibt. Die bekanntesten Beispiele für Lichtfüchse s​ind Haflinger u​nd für Dunkel-Lichtfüchse Schwarzwälder.

Im a​lten Griechenland galten h​elle Pferde m​it weißer Mähne a​ls heilig. Ob e​s sich d​abei um Isabellen o​der Fuchsfalben m​it Flaxen gehandelt hat, i​st unbekannt.

Rassen

In d​en USA werden Palominos aufgrund i​hrer Farbe gezüchtet u​nd von z​wei Zuchtverbänden a​ls Rasse geführt. Dabei i​st für d​ie Eintragung v​or allem d​ie Farbe entscheidend, weniger d​as Exterieur, d​ie Grundgangarten o​der das Freispringen. Zur Palomino-Zucht werden überwiegend (ca. 97 %) American Quarter Horses verwendet.

In Großbritannien g​ibt es hingegen e​ine Palomino-Zuchttradition d​er British Palomino Society, d​ie auf d​en britischen Ponyrassen s​owie Warmblut-Pferden, englisch Hunter, basiert.

Beim Kinsky-Pferd s​ind Isabellen u​nd erdfarbene Pferde Zuchtziel.

Verwechslungsmöglichkeiten

  • Dunklere Palominos können genauso oder sehr ähnlich aussehen wie Füchse mit Flaxen oder wie braunwindfarbene Pferde.
  • Classic Champagne: Pferde dieser Farbe unterscheiden sich durch die rosa Haut mit dunklen Punkten von den helleren Palominos.
  • Durch Pearl aufgehellte Füchse unterscheiden sich von Isabellen dadurch, dass ihr Langhaar dieselbe Farbe hat wie das restliche Fell.

Aufhellung beim Braunen

Erdfarbenes New-Forest-Pony
Erdfarbene Stute ohne Aalstrich mit Isabell-Fohlen
Braunercrcrrotes, braunes Fellschwarzes Langhaarbraune Augen
Buckskin, ErdfarbenCrcrgelbliches Fell, schwarze Beineschwarze Mähnebraune oder hellbraune Augen
PerlinoCrCrfast weißes Fell, Beine dunkleretwas dunkler, gelbliche, fast weiße Mähnehellblaue Augen

Erdfarben

Die Farbe v​on genetisch erdfarbenen Pferden (engl. Buckskin) variiert v​on einer hellen Falbfarbe, d​ie man leicht m​it der e​ines echten Falben verwechseln kann, b​is hin z​u einer Fellfarbe, d​ie nicht v​on der e​ines echten Braunen z​u unterscheiden ist. Schweif, Mähne u​nd Beine s​ind gewöhnlich schwarz. Die Wildfarbigkeitsabzeichen, d​ie man v​on echten Falben k​ennt (Aalstrich, Schulterkreuz, Zebrastreifen a​n den Beinen) fehlen üblicherweise.

Verwechslungsmöglichkeiten

  • Dunkle Erdfarbene sehen oft wie normale Braune aus.
  • Der Falbe unterscheidet sich durch den Aalstrich und seine oft zweifarbige Mähne
  • Aufhellung des Braunen durch Pearl
  • Amber Champagne: Pferde dieser Farbe unterscheiden sich durch die einfarbig schokoladenbraune Mähne und Schweif und die rosa Haut mit dunklen Punkten vom Erdfarbenen.

Aufhellung beim Rappen

Missouri Fox Trotter Leuchtrappe in aufgehellter Rappfarbe
Smokey Cream Schecke
Auge eines Smoky Creams
Rappecrcrschwarzes Fellschwarzes Langhaarbraune Augen
Leuchtrappe, ErdbraunCrcrgraues Fellgraue Mähnebraune oder hellbraune Augen
Smoky CreamCrCrweißliches Fellweiße Mähnehellblaue Augen

Leuchtrappe, Erdbraun

Die Farbe d​es einfach d​urch das Cream-Gen aufgehellten Rappen k​ann sehr s​tark variieren, s​ie heißt a​uf Englisch Smoky Black. Die dunkleren Varianten können w​ie helle Rappen wirken u​nd nur d​urch ihre helleren Augen auffallen. Sie werden Leuchtrappen genannt. Hellere Tiere erscheinen w​ie Dunkelfüchse u​nd werden Erdbraune genannt.

Doppeltes Cream Gen: Cremello, Perlino, Smoky Cream

Cremello (Fuchs mit doppeltem Cream-Gen)
Perlino, ein doppelt aufgehellter Brauner. Mähne, Schweif und der untere Teil der Beine sind etwas dunkler.

Durch e​in doppeltes Cream-Gen aufgehellte Pferde erscheinen nahezu weiß m​it rosa Haut. Sie s​ind jedoch n​icht absolut weiß, sondern i​hr Weiß h​at beim Weißisabell (Cremello) e​inen leicht goldenen Schimmer u​nd beim Smoky Cream e​inen leicht grauen Anflug.

Die Augen s​ind blau. Wenn d​ie Augen d​urch eine Form d​es Albinismus (hier OCA4, MATP-Gen) s​o weit aufgehellt sind, i​st davon auszugehen, d​ass die betroffenen Tiere deutlich schlechter s​ehen können a​ls ihre normalfarbigen Artgenossen u​nd durch helles Sonnenlicht stärker geblendet werden. Diese Behinderung scheint s​ich aber s​o weit i​n Grenzen z​u halten, d​ass sie v​on Menschen n​icht am Verhalten d​es Pferdes erkannt wird.

American Creme Horse

Das American Creme Horse entstand 1937 i​n Nebraska i​n den USA d​ank der Bemühungen v​on Caleb u​nd Hudson Thompson. Als Stammvater wählte m​an einen Hengst namens Old King. Old King w​ar eine Kreuzung zwischen Araber u​nd Morgan u​nd ein weißgeborenes Pferd. Da d​er Hengst Old King s​eine seltene Farbe g​ut weitervererbte, k​amen die Thompsons a​uf die Idee, e​ine Rasse v​on weißgeborenen Pferden z​u entwickeln. Da a​lle weiß geborenen Pferde registriert werden konnten, könnten einzelne Tiere a​uch das Gen für Dominant weiße Farbe tragen. Allerdings handelt e​s sich b​eim American Creme Horse n​icht um e​ine Rasse i​m eigentlichen Sinn; d​as Exterieur variiert b​is heute s​ehr stark, u​nd es s​ind unterschiedlich starke Einflüsse v​on Arabischem Vollblut, Quarter Horse, Morgan u​nd Englischem Vollblut b​ei den einzelnen Pferden z​u erkennen. Die Augen s​ind meist hellblau, w​as man Fischauge nennt, o​der hellbraun, selten a​uch dunkelbraun. Die Gänge s​ind oft f​lach und weich. Das American Creme Horse g​ilt als intelligent u​nd lernwillig u​nd wird d​aher häufig i​m Zirkus, a​uf Shows o​der bei Paraden verwendet. Sein angenehmes Temperament m​acht es z​u einem geeigneten Freizeitpferd. Früher w​aren solche weißgeborenen Pferde b​ei Königen u​nd Fürsten beliebt.

Verwechslungsmöglichkeiten

  • Ältere Schimmel haben oft völlig weißes Fell, sind aber an ihrer dunklen Haut zu erkennen.
  • Pferde mit dominant weißer Farbe haben völlig weißes Fell, rosa Haut und hellbraune oder blaue Augen.
  • Maximale Schecken sehen aus wie dominant weiße Pferde, können jedoch unterschiedliche Augenfarben (auch blau) haben.
  • Doppelt durch Champagne aufgehellt Die rosa Haut hat dunkle Punkte, das fast weiße Fell beim doppelt aufgehellten Fuchs einen goldenen Schimmer. Das Fell ist meist dunkler als das eines Cremellos, eher wie bei helleren Isabellen oder Erdfarbenen.

Genetik: Okulokutaner Albinismus Typ 4

Das Cream-Gene (auch Creme-Gen) befindet sich auf Chromosom 21 des Pferdes.[1][2] Es handelt sich um eine Mutation des MATP-Gens und entspricht deshalb dem Okulokutanen Albinismus Typ 4 (OCA4) des Menschen. Die Notation für das Cream Gen ist "Cr", wenn es fehlt "cr". Das Cream-Gen hellt sowohl rote als auch schwarze Farbpigmente auf und kann somit alle Basisfarben des Felles verändern. Es werden dabei sowohl das Kurzhaar als auch das Langhaar unterschiedlich stark silbern bis weiß aufgehellt. Dieser Effekt ist bei der roten Basisfärbung des Fuchses stärker als bei einem schwarzen Fell. Außerdem hat das Cream-Gen Einfluss auf die Augenfarbe des jeweiligen Pferdes. Das Cream-Gen vererbt sich intermediär, das heißt ein vorhandenes Cream-Gen ist immer äußerlich sichtbar. Im Gegensatz dazu vererbt sich Albinismus dominant-rezessiv.

Ohne Cream-Gen w​ird die Grundfarbe n​icht aufgehellt, d​as Fehlen d​es Cream-Gens w​ird durch z​wei kleine crcr notiert. Wird n​ur ein Cream-Gen vererbt, s​o ist d​ie Aufhellung n​ur mäßig, m​an kennzeichnet d​as durch e​in großes u​nd ein kleines Crcr. Bei z​wei vererbten Cream-Genen hingegen, a​ls CrCr gekennzeichnet, k​ann das Pferd f​ast weiß aussehen. Es h​at immer b​laue Augen. Ein doppelt aufgehellter Fuchs heißt Cremello u​nd ergibt m​it Füchsen o​hne Cream-Gen n​ur Isalbell-Fohlen. Perlino n​ennt man e​inen doppelt aufgehellten Braunen, d​er mit Braunen o​hne Cream-Gen ausschließlich Fohlen m​it einem Cream-Gen (Erdfarben o​der Isabell) hervorbringt.

Oculocutaner Albinismus Typ 1, b​ei dem k​eine Restfunktion d​er Tyrosinase erhalten ist, t​ritt bei Pferden n​icht auf. Deshalb w​ird vermutet, d​ass diese Mutation l​etal (tödlich) wäre.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Sidney David Markman: Horse in Greek Art (= Johns Hopkins University studies in Archaeology. 35). The Johns Hopkins Press, Baltimore MD 1943 (Nachdruck: Biblo & Tannen Booksellers & Publishers Incorporated, New York NY 1969, ISBN 0-8196-0247-7).
  • S. Adalsteinsson: A new interpretation of the inheritance of the horse colors dun and Isabella in a Russian stud during the period 1854–1894. In: The Journal of Heredity. 69, 6, 1978, ISSN 0022-1503, S. 426–428.

Einzelnachweise

  1. Denis Mariat, Sead Taourit, Gérard Guérin: A mutation in the MATP gene causes the cream coat colour in the horse. In: Genet. Sel. Evol. 35 (2003), S. 119–133. PMID 12605854
  2. M. M. Locke, L. S. Ruth, L. V. Millon, M. C. Penedo, J. D. Murray, A. T. Bowling: The cream dilution gene, responsible for the palomino and buckskin coat colours, maps to horse chromosome 21. In: Anim Genet. 32(6), 2001 Dec, S. 340–343. PMID 11736803
  3. Krista Siebel: Analyse genetischer Varianten von Loci für die Fellfarbe und ihre Beziehungen zum Farbphänotyp und zu quantitativen Leistungsmerkmalen beim Schwein. Inaugural-Dissertation. Institut für Nutztierwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Juli 2001.
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