William Whewell
William Whewell (* 24. Mai 1794 in Lancaster; † 6. März 1866 in Cambridge, Aussprache ˈhjuːəl) war ein britischer Philosoph und Wissenschaftshistoriker.
Leben und Wirken
William Whewell war ab 1817 Fellow des Trinity College Cambridge und 1818 Präsident der Cambridge Union Society. Von 1828 bis 1832 war er Professor für Mineralogie und von 1838 bis 1855 Professor für Moralphilosophie („moral theology and casuistical divinity“) an der Universität Cambridge.
Zu seinen bleibenden Beiträgen zur Wissenschaft zählen Whewells Wortschöpfungen. Er nutzte 1834 in einem Review von Mary Somervilles On the Connexion of the Physical Sciences erstmals das Wort scientist, das englische Wort für Wissenschaftler. In derselben Schrift widersprach er zudem der These des Philosophen François Poullain de La Barre, der Geist habe kein Geschlecht, und wies Männern und Frauen somit – sich in einen wissenschaftlichen Diskurs seiner Zeit einordnend – eine unterschiedliche aber in beiden Fällen gerechtfertigte Befähigung zur Wissenschaft zu.[1][2] Vor allem prägte er auf die Bitte von Michael Faraday, dessen Arbeiten zu den chemischen Wirkungen des elektrischen Strom neue Begriffe erforderten, die Termini Anode, Kathode, Anion, Kation und Ion.[3] Weiterhin prägte er den Begriff der Kotidallinie, die Orte gleicher Hochwasserzeit verbindet.
Whewell starb 1866 auf dem Gelände des Trinity College in Cambridge durch einen tödlichen Sturz vom Pferd.[4] In seinem Testament stiftete er unter anderem den Whewell-Lehrstuhl für internationales Recht an der Universität Cambridge, der zwei Jahre nach seinem Tod etabliert wurde.
Ehrungen
- 1820 wurde er als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society gewählt, die ihn 1837 mit der Royal Medal auszeichnete.
- 1841 benannte der britische Polarforscher James Clark Ross den Mount Whewell in der Antarktis nach ihm.
- 1845 wurde er als Ehrenmitglied (Honorary Fellow) in die Royal Society of Edinburgh gewählt.[5]
- 1847 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
- 1852 wurde das neu entdeckte Mineral Whewellit nach ihm benannt.
- 1935 wurde der Mondkrater Whewell nach ihm benannt.
- 1970 wurde Whewell mittelbar zum Namensgeber des Whewell-Gletschers in der Antarktis
Schriften (Auswahl)
- An Essay on Mineralogical Classification and Nomenclature. 1828 (bei Internet Archive)
- On the Connexion of the Physical Sciences, by Mrs. Somerville. In: The Quarterly Review. Band 51, 1834, S. 54–68 (online).
- Astronomy and General Physics considered with reference to Natural Theology. (ein Bridgewater Treatises).
- The Philosophy of the Inductive Sciences. 1840.
- The Elements of Morality, including Polity. 1845.
- The Philosophy of the Inductive Sciences founded upon their History. 1840, 2. Auflage 1847 (bei Internet Archive)
- History of the Inductive Sciences, from the Earliest to the Present Time. 1837ff., 3. Auflage 1873.
- The History of Scientific Ideas. 1858.
- Novum Organon Renovatum. 1858.
- On the Philosophy of Discovery. 1860.
- Six Lectures on Political Economy. 1862.
Siehe auch
- Whewellsche Ringe, siehe Queteletsche Ringe
Einzelnachweise
- William Whewell: On the Connexion of the Physical Sciences, by Mrs. Somerville, in: Quarterly Review 51, März 1834, S. 65–66.
- Londa Schiebinger: The Mind has no Sex? Women in the Origins of Modern Science. Cambridge/MA, London: Harvard University Press, 1989, ISBN 0-674-57623-3, S. 5.
- Keith James Laidler: The world of physical chemistry. Oxford University Press, 1995, ISBN 0-19-855919-4, S. 203.
- Eintrag zu Whewell; William (1794 - 1866) im Archiv der Royal Society, London
- Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 22. April 2020.
Weblinks
- Literatur von und über William Whewell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- John J. O’Connor, Edmund F. Robertson: William Whewell. In: MacTutor History of Mathematics archive.
- Laura J. Snyder: Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.