Wilhelm Koch (Politiker, 1888)

Wilhelm Koch (* 28. Dezember 1888; † 25. August 1964 i​n Odesheim) w​ar ein deutscher Politiker (Ost-CDU). Er w​ar von 1946 b​is zu seiner Mandatsniederlegung i​m April 1950 Landtagsabgeordneter i​n Sachsen-Anhalt; später f​loh er i​n die Bundesrepublik, nachdem e​r mehrere Monate l​ang in Ost-Berlin i​n Untersuchungshaft gesessen hatte.

Leben

Koch w​urde nach d​em Besuch d​er Bürgerschule, d​er Präparandenanstalt u​nd des Lehrerseminars Volksschullehrer. Von 1911 b​is 1912 diente e​r als Einjährig-Freiwilliger b​ei der Preußischen Armee. Anschließend arbeitete e​r an d​er Präparandenanstalt Elsterwerda, später w​urde er Erziehungsinspektor b​ei der Landeserziehungsanstalt i​n Merseburg. Von 1923 b​is 1934 leitete e​r das Landeswaisenhaus i​n Langendorf. Seine Stelle verlor e​r auf Grundlage d​es Gesetzes z​ur Wiederherstellung d​es Berufsbeamtentums. Von 1934 b​is zu seiner Versetzung i​n den einstweiligen Ruhestand 1936 arbeitete e​r als Lehrer a​n der Landesheilanstalt Uchtspringe. Ab 1937 arbeitete e​r in d​er Finanzabteilung d​er Provinzialverwaltung; a​uch nach Kriegsende b​lieb er i​n der Provinzialverwaltung, d​a er k​ein NSDAP-Mitglied gewesen war. 1946 b​is 1950 leitete e​r das Landesaltersheim i​n Zeitz u​nd die Landesblindenanstalt i​n Langendorf.

Politisch hatte sich Koch zunächst in der DNVP engagiert, die er aber nach der Ermordung Walther Rathenaus wieder verließ. Von 1933 bis 1934 gehörte er ferner dem Stahlhelm an. 1945 trat er der CDU bei und wurde Mitglied des Landesvorstands. Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 1946 wurde er in den Landtag von Sachsen-Anhalt gewählt. Zudem engagierte er sich auf kommunaler Ebene für die CDU. Im Zuge der zunehmenden Gleichschaltung der Ost-CDU geriet Koch in Konflikt mit seiner Partei; schließlich forderte der Landesvorstand ihn aufgrund seiner angeblich reaktionären Haltung zur Niederlegung seiner Ämter auf. In der Folge legte Koch Ende 1950 seine Ämter nieder und kündigte auch seine Arbeitsstelle; ferner verließ er die Massenorganisationen Kulturbund, Deutsch-Sowjetische Freundschaft und FDGB. Sein Landtagsmandat hatte er bereits im April 1950 niedergelegt. Anders als viele andere oppositionelle CDU-Politiker blieb Koch zunächst im Osten und war ab 1951 zunächst Geschäftsführer des Ortskomitees Berlin des Deutschen Evangelischen Kirchentags und später Geschäftsführer beim Gesamtverband der Berliner Inneren Mission. Als solcher war er auch für die Tätigkeit der Bahnhofsmission mitverantwortlich. Diese gerieten im Januar 1956 zunehmend ins Visier des Ministeriums für Staatssicherheit. Koch wurde am 10. Januar 1956 festgenommen; ihm wurden aufgrund seiner beruflichen Kontakte nach Westdeutschland und Westberlin sowie aufgrund der Werbung von Spenden für die Bahnhofsmission in Ostberlin und Ostdeutschland Spionage sowie Verstöße gegen Zollbestimmungen und die Gesetze zur Regelung des innerdeutschen Zahlungsverkehrs vorgeworfen, insbesondere, weil auch Gelder vom Reichsverband der Bahnhofsmissionen, der vom Ministerium für gesamtdeutsche Fragen finanziert wurde, an die ostdeutschen Bahnhofsmissionen flossen. Er kam jedoch am 26. April 1956 frei, nachdem das MfS festgestellt hatte, dass auch führende Kirchenpersönlichkeiten der DDR von den Geldflüssen wussten. Vor der Freilassung musste er jedoch schriftlich bestätigen, dass er zu Recht inhaftiert worden sei. Wenig später floh Koch in die Bundesrepublik.

Literatur

  • Christina Trittel: Die Abgeordneten des ersten Landtages von Sachsen-Anhalt 1946–1950. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2007, ISBN 978-3-89812-444-7, S. 157–159 (Snippetansicht).
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