Wigerich
Wigerich, auch Widericus, Windericus, Widiacus (* um 870; † vor 922) war ein frühmittelalterlicher Graf im Herzogtum Lothringen. Er gilt als Stammvater der Ardennergrafen (Wigeriche).
Besitzungen
Wigerich (Widiacus) wird 899 als wichtiger Graf (comes venerabilis) erwähnt in einem in Trier ausgestellten Königsbrief Zwentibolds.[1]
Er hatte gräfliche Befugnis über die Stadt Trier, wie sich aus einer Urkunde Ludwigs des Kindes vom 19. September 902 ergibt.[2]
Außerdem war er 902 und 909 Graf im Bidgau[3] und ab 915/916 Pfalzgraf von Lothringen, wie eine in der Pfalz zu Herstal erstellte Urkunde von Karl dem Einfältigen belegt.[4]
Ferner besaß Wigerich die Vogteien über die Sankt-Rumoldusabtei in Mechelen (als Lehen der Bischof von Lüttich) und das Kloster von Hastière, die ihm und seinem Sohn Adalberon durch eine zwischen 911 und 915 erstellte Urkunde Karls des Einfältigen bestätigt wurden.[5]
Familie
Wigerich war Bruder des Abtes Friedrich von Gorze und Verdun (Saint Vanne). Vielleicht war Wigerich ein Sohn des Grafen Odacar (Ardennergau, Bidgau und Bliesgau).
Wigerich war verheiratet mit Kunigunde (* 890/895), einer Enkelin Ludwigs des Stammlers und vielleicht einer Tochter von Reginar I. von Hennegau (Reginare).
Er gründete die Abtei von Hastière, wo er wahrscheinlich auch beerdigt wurde.
Kinder von Wigerich und Kunigunde sind:
- Gozelo (* um 914, † 19. April 942); ⚭ 930 Uda (* 905, † 10. April 963), Tochter des Grafen Gerhard (Matfriede)
- Adalbero I. (* 910, † 26. April 962), Bischof von Metz 929–962
- Siegfried I. (* 915/917, † 26. Oktober 997), Graf im Moselgau
- Friedrich I. (* 912, 17. Juni 978), Graf von Bar und 959 Herzog von Oberlothringen
- Giselbert, Graf im Ardennergau.
Oft werden auch als Kinder von Wigerich angesehen:
- Liutgard (* 915, bezeugt am 8. April 960[6]); ⚭ I Adalbert († 944) Graf von Metz (Matfriede); ⚭ II Eberhard von Egisheim / Eberhard IV., Graf im Nordgau († 972/973)
- ihr Bruder Heinrich (erwähnt 970).[7]
Es sind anscheinend Kinder eines Wigerich, Sohn von Roric, bezeugt im Gebiet von Graf Wigerich (diese zwei "Wigeriche" werden 909 als Zeitgenossen zitiert im Bidgau).[8]
Siehe auch
Literatur
- Leopold von Eltester: Wigerich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 461.
- Van Droogenbroeck, F. J., 'Paltsgraaf Wigerik van Lotharingen, inspiratiebron voor de legendarische graaf Witger in de Vita Gudilae', Eigen Schoon en De Brabander 93 (2010) 113-136.
- Heinrich Beyer (Hrsg.): Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preussischen Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. Erster Band. Von den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1169. Coblenz 1860. Fortsetzungbände: Leopold Eltester (2. Band), 1865. Adam Görz (3. Band), 1874. Die Bände 4 und 5 verfasste Albert Hardt und erschienen 2007 unter dem Titel Urkundenbuch zur Geschichte der mittelrheinischen Territorien (Digitalisat auf dilibri.de)
Einzelnachweise
- Beyer (1860), S. 212.
- Theodor Schieffer (Hrsg.): Diplomata 11: Die Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes (Zwentiboldi et Ludowici Infantis Diplomata). Berlin 1960, S. 120–121 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat) Wigerich erscheint als Wigericus.
- Beyer (1860), S. 216 ff. Wigerich erscheint als Widricus.
- Beyer (1860), S. 222 f. Wigerich erscheint als Widricus.
- Henri-Camille Wampach: Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien bis zur burgundischen Zeit. I, Luxemburg 1935, S. 164–166. Wigerich erscheint als Windricus.
- Beyer (1860), S. 266.
- Beyer (1860), S. 289 f.
- Beyer (1860), S. 218.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
––– | Pfalzgraf von Lothringen 915–922 | Gottfried von Jülich |
Reginhar (als Markgraf) | Stellvertreter König Karls III. von Frankreich in Lothringen 915–922 | Eberhard von Franken (als Herzog) |