Wieland Electric

Die Wieland Electric GmbH ist ein deutsches mittelständisches Familienunternehmen der Elektro- und Elektronikindustrie und zählt zu den Pionieren der elektrischen Verbindungstechnik. Im Bereich der steckbaren Installationstechnik für Zweckgebäude gilt Wieland als Weltmarktführer. Die Hauptgeschäftsfelder der Wieland Electric GmbH setzen sich aus den Bereichen Maschinenbau, Gebäude, Beleuchtung, Heizung, Lüftung, Klima, Logistik, Windenergie, Blockheizkraftwerke und Energietechnik zusammen.[2] Neben der Wieland Electric GmbH gehört auch seit 1998 die STOCKO Contact GmbH & Co KG zur Wieland-Gruppe. Nach der Gründung im Jahre 1910 durch Fritz Wieland ist das Unternehmen heute mit seinen Tochtergesellschaften in über 80 Ländern auf der ganzen Welt vertreten. Das Unternehmen befindet sich seit jeher in Familienbesitz.

Wieland Electric GmbH
Logo
Rechtsform GmbH
Gründung 1910
Sitz Bamberg, Deutschland
Leitung
  • Börne Rensing (Geschäftsführer)
  • Christian Wahlers (Geschäftsführer)
  • Klaus-Dieter Rose (Vorsitzender des Beirats)[1]
Mitarbeiterzahl ca. 2200 (Wieland Gruppe)
Branche Hersteller Elektrotechnik / Elektronik
Website www.wieland-electric.com

Unternehmensstruktur

Wieland Holding
Wieland Electric GmbH
  • Gründung 1910
  • Führender Hersteller von elektrischer Verbindungstechnik und Elektronik
  • Finanziell unabhängiges Familienunternehmen
Stocko Contact GmbH & Co. KG
  • Gründung 1901
  • Führender Hersteller von Steckverbindungssystemen und Crimpkontakten
  • 1998 Integration in die Wieland Holding GmbH

Produkte

Seit d​er Gründung d​es Unternehmens bilden sichere elektrische Verbindungen d​en Mittelpunkt d​es Produktprogramms. Die Produktpalette d​er Wieland Electric GmbH umfasst h​eute insgesamt über 30.000 Komponenten für d​ie Industrieautomation u​nd die Gebäudeinstallation u​nd -automation. Im Wesentlichen zählen dazu[3]:

  • Reihenklemmen
  • Installationssysteme Gebäude
  • Leiterplattenklemmen
  • Sicherheitstechnik
  • Gebäudeautomation
  • Industriesteckverbinder
  • Elektronik für den Schaltschrank
  • Energiebussystem Gebäude
  • Energiebussystem Industrie
  • Netzwerk- und Feldbussysteme
  • Rundsteckverbinder Gebäude
  • Rundsteckverbinder Industrie
  • Rundsteckverbinder Photovoltaik
  • Sensor-/Aktor-Verkabelung

Geschichte

1910 bis 1938

Fritz Wieland

Am 7. Oktober 1910 gründet Friedrich Heinrich Wieland (Fritz Wieland) mit einem Startkapital von 31.000 RM die „Elektrische Industriegesellschaft mit beschränkter Haftung“ in Bamberg. Zunächst werden Räume der Metallkapselfabrik „Kaufmann und Sohn“ für die Produktion angemietet. 1916 erfolgt der Kauf des Betriebsgeländes in der Brennerstraße, das bis zum heutigen Tag als Hauptwerk Wielands fungiert. Von der Weltwirtschaftskrise überschattet, schwanken die Beschäftigtenzahlen der „Elektrischen Industrie Fritz Wieland“ von 1919 bis 1924 sehr stark. Doch ein Jahr später folgt dann für Friedrich Wieland und sein Unternehmen der große Durchbruch: Nachdem er schon 1920 ein Reichspatent für eine Abzweigdose erhalten hat, kommt 1925 die erste Wieland-Klemme mit geteiltem Isoliermantel aus Porzellan auf den Markt. Sie verkauft sich millionenfach. Im Jahr 1935 kann die „Elektrische Industrie Fritz Wieland“ ihre Umsatzzahlen durch den Aufschwung der deutschen Industrie steigern. Dies ermöglicht es Wieland, von herkömmlichen Stanzmaschinen auf neue, motorbetriebene Drehautomaten umzusteigen. 1938 verschlechtert sich der Gesundheitszustand von Fritz Wieland zunehmend und so übernimmt sein Sohn Friedrich Wilhelm den Betrieb.[4]

1939 bis 1993

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird 1939 die „Elektrische Industrie Fritz Wieland“ als Betrieb eingestuft, der kriegswichtige Produkte herstellt. Unter dem Tarnnamen „Forelle“ wird 1942 die Produktion in die bombensicheren Bamberger Sandsteinstollen am Stephansberg verlegt, um so den kriegswichtigen Betrieb zu sichern. 250 Mitarbeiter befördern hierbei rund 810 Tonnen Material für die 200 Maschinen in die Kelleranlagen. Am 14. Februar 1945 wird Wieland von amerikanischen Bomben schwer getroffen und ein Großteil des Werkes in der Brennerstraße zerstört. Die Leitung des bombengeschädigten Werks übernimmt bis 1947 ein dreiköpfiger Vertrauensrat; ab 1948 übernimmt Friedrich Wieland wieder die eigenverantwortliche Leitung des väterlichen Betriebs. Ausgelagerte Maschinen in Ebing und Lauf ermöglichen es, nach dem Krieg die Produktion mit 70 bis 80 Mitarbeitern schnell wieder aufzunehmen. Aufgrund dessen weist 1946 der bayerische Landesverband der elektrotechnischen Industrie darauf hin, dass Wieland als einzige Firma in der amerikanischen und britischen Zone einige Spezialartikel herstellen könne. Im September 1949 wird die bestehende OHG in eine GmbH mit einem Gründungskapital von 100.000 DM umgewandelt. Der Markteinführung der Reihenklemme 1950 geht ein umfangreicher Schriftverkehr zwischen Geräteherstellern wie Siemens und Wieland voraus, um die Entwicklung auf die Bedürfnisse der Abnehmer abzustimmen. 1953 bringt Wieland Schaltanlagen-Reihenklemmen mit Bezeichnungsmöglichkeit und ein Jahr später 2- bis 10-polige Universalklemmen auf den Markt. Zwischen 1950 und 1957 vergrößert sich der Umsatz von Wieland und der Exportanteil steigt bis 1957 auf 14,5 %.[4]

Ausbau der Wieland-Werke

1955 entsteht die neue Fertigungshalle, der sog. "Mittelbau". Durch den Kauf von verschiedenen Grundstücken entsteht eine Fläche von mehr als 10.000 m², die sich über die Zeit auf mehr als 55.000 m² ausdehnt. Das so entstandene Areal zwischen Brenner-, Katharinen- und Georgenstraße sichert zusammen mit der dortigen Keimzelle der Gründungszeit die Entwicklung der nächsten Jahrzehnte. 1965 wird außerdem das Zweigwerk in Gerach gegründet. 1990 folgt schließlich das 8.000 m² große Werk III, wo nun die Konfektionierung von Kabeln beginnt. Das Vertriebs- und Marketingcenter VMC wird ab 2001 für die betreffenden Abteilungen angemietet. Das Gebäude umfasst zahlreiche Schulungs- und Trainingsräume.

Innovative Datensicherung und bessere Datenerfassung

1969 wird ein Operating System eingeführt, das mit Wechselplatten und Magnetbändern eine gesteuerte Datenverarbeitung ermöglicht. Auch in den nächsten Jahren werden die Betriebssysteme bis zur Dialogverarbeitung mittels Datenbank weiter vorangetrieben. Durch die Einführung des computergestützten Konstruierens mittels CAD-Programm produziert Wieland in einem Monat etwa 30 Millionen Pole an elektrischer Verbindungstechnik. Auch der Versand des Endprodukts verläuft mithilfe eines computergestützten Systems. Seit der Mitte der 1970er Jahre ermöglicht eine moderne Betriebsdatenerfassung (BDE) vom Auftragsstatus bis zu den gefertigten Stückzahlen einen schnellen Überblick über organisatorische und technische Betriebsdaten. Daneben bringt die von Geschäftsführung und Betriebsrat beschlossene Zeitdatenerfassung (ZDE) für die Mitarbeiter ein flexibleres Arbeitszeitmodell.[4]

Umweltschutz bei Wieland

Um staatlichen Umweltbestimmungen gerecht zu werden, sieht man 1973 eine neue elektrostatische Ölabschneidung, eine neue Kunststoffspritzerei und Umbauten in der Galvanik vor, bei denen eine vollautomatische Entgiftung von cyanhaltigem Abwasser eingebaut wird. Im Kellergeschoss des neuen Galvanik-Baus wird 1977 eine neue Abwasser-Behandlungsanlage installiert. Fünf Jahre später gehört Wieland zu zehn ausgewählten Betrieben Oberfrankens, in denen das bayerische Umweltministerium einen Ionen-Austauscher zur Wasserreinigung testet.[4] Die Galvanik, die durchgängig modernisiert wurde, wird schließlich im Jahr 2000 in einem modernen neuen Gebäude untergebracht.

Innovativ mit gesis

Ab 1977 können d​ie neu entwickelten g​esis Module u​nd Komponenten d​urch ihre steckbaren Kontakte d​as Abisolieren u​nd Anklemmen v​on Elektrokabeln ersetzen u​nd Kosten u​nd Installationszeit verringern: Eine n​eue Philosophie d​er Installationstechnik entsteht. Um g​esis auf d​em Markt etablieren u​nd einsetzen z​u können, passen einige Hersteller-Firmen d​er Endgeräte d​ie jeweiligen Komponenten a​n die steckbaren g​esis Kontakte an. Bis h​eute ist e​ine ganze gesis-Familie entstanden.

Ende einer Ära

Nachdem Friedrich Wieland n​och im Juni 1983 seinen 70. Geburtstag gefeiert hatte, verstirbt dieser i​m September desselben Jahres. Anfang Dezember 1983 w​ird ihm postum d​as Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen, d​as seine Ehefrau Hannelore Wieland entgegennimmt.[4]

Tochtergesellschaften und geschäftliche Entwicklung

Anfang der 1970er Jahre exportiert Wieland in 51 Länder auf fünf Kontinenten. Allein ein Viertel des Gesamtumsatzes entfällt 1973 auf das Auslandsgeschäft. Mehrere Tochtergesellschaften werden 1989 in Europa und Übersee gegründet. 1990 folgt die vierte Tochtergesellschaft in Frankreich, 1991 kommt Italien dazu. Es folgen 2014/15 Gründungen in Dänemark, in der Schweiz und in Japan. Nach der Markteinführung der Feldbussysteme um 1990 entwickelt Wieland an BUS-Verbindungen ankoppelbare Steuerungseinheiten und zusätzlich Sensor- und Aktor-Verbindungen zur Gebäudeautomation. Das Unternehmen steigert während des wirtschaftlichen Anstiegs nach der Wiedervereinigung seinen Umsatz. Um Auftragseinbußen entgegenzuwirken, werden neue Anschlusstechniken für Schaltschrank, Steuerungsbau und Haushaltsgeräte entwickelt. 1994 wird die „Wieland Holding GmbH“ gegründet.[4] Mit einer großen Investitionssumme soll die Produktion expandiert werden und so wird das Werk 2 in die Rodezstraße verlegt. Um der internationalen Ausrichtung des Unternehmens gerecht zu werden, wird das Familienunternehmen 1994 zur „Wieland Electric GmbH“ umbenannt. Wieland übernimmt 1998 die „STOCKO Metallwarenfabrik Henkels und Sohn GmbH & Co“ und ergänzt so seine Produktpalette. Von 1997 bis 2000 erhöht sich die Nachfrage nach Verbindungstechnologien und Steckverbindern. So entwickelt Wieland 1999 das Energiebussystem podis und baut seine Produktpalette auf den Geschäftsfeldern Automatisierungsindustrie und Gebäudeinstallation weiter aus. Zudem schafft sich Wieland mit Komponenten und Systemkomponenten für Schaltschrank und Feld-Applikationen neben der Automation ein zweites Standbein.[4]

Standorte in Europa

Niederlassungen i​n Europa[5]:

  • Deutschland
  • Dänemark
  • Belgien
  • Schweden
  • Spanien
  • Frankreich
  • Italien
  • Polen
  • Schweiz
  • Vereinigtes Königreich
  • Russland

Standorte außerhalb von Europa

Niederlassungen außerhalb v​on Europa[5]:

  • Kanada
  • USA
  • China
  • Japan
  • Singapur

Zertifizierungen

Wieland Electric ist nach den Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen ISO 9001:2015[6], ISO 14001 und der EG-Öko-Audit-Verordnung / EMAS zertifiziert[7]. Die Zufriedenheit der Kunden zeigt sich exemplarisch am Zertifikat für Qualität, das die „Bosch-Siemens Hausgeräte GmbH“ zwischen 1986 und 1991 mehrfach mit der Vergabe des „Goldenen Q“ an den Zulieferer Wieland zum Ausdruck bringt. Mit dem Auslandsgeschäft der 15 Tochtergesellschaften kann Wieland ein deutliches Umsatzwachstum verzeichnen und sichert sich durch eine Niederlassung in Shanghai einen Stützpunkt auf dem chinesischen Markt. Für den Import von Waren erhält Wieland das „China Compulsory Certificate“ (CCC) für das revos, gesis, podis Programm und für den Rundsteckverbinder gesis IP65/68. Im Jahr 2008 ist die Wieland Electric GmbH der Global Compact Initiative der Vereinten Nationen beigetreten[8].

Auszeichnungen

In den Jahren 1998, 1999, 2000, 2014 und 2015 wird Wieland mit dem iF design Award im Umfeld der Industriemesse Hannover ausgezeichnet[9][10] 2009 wird Wieland Electric mit dem „Best Quality Supplier 2008“ Award als bester Lieferant in der Kategorie Qualität des Siemens-Geschäftsbereichs „Drive Technologies“ ausgezeichnet[11]. 2013 und 2015 wird Wieland im Rahmen des Deutschen Mittelstand-Summits in Essen zu den TOP 100 der innovativsten Unternehmen des deutschen Mittelstandes gezählt und mit dem „TOP100“-Siegel ausgezeichnet. 2018 wird Wieland von der WirtschaftsWoche als Weltmarktführer für steckbare Installationstechniken im Zweckgebäude ausgezeichnet.[12]

Soziales und kulturelles Engagement

Im Rahmen des Weltkulturerbelaufs, der alle zwei Jahre stattfindet, agiert Wieland nicht nur als Sponsor, sondern nimmt auch aktiv an den Läufen teil. Einer dieser Läufe ist der sogenannte Wieland-Lauf, der sich über 4,4 km erstreckt. Das Unternehmen engagiert sich in bildungspolitischen und kulturell-gesellschaftlichen sowie auch in sozialen Belangen und so gibt es u. a. eine Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe e.V. in Bamberg[13]. Zudem werden die Bamberger Symphoniker als Orchester von Weltruf unterstützt.

Literatur

  • Wieland Electric GmbH: Wieland verbindet. 100 Jahre Elektrotechnik in Bamberg. 1. Auflage. Bamberg 2010, ISBN 978-3-939283-01-0.

Einzelnachweise

  1. Wieland Electric: Impressum
  2. Wieland Electric: Branchen
  3. Wieland Electric: 'Produkte'
  4. Wieland Electric GmbH: Wieland verbindet. 100 Jahre Elektrotechnik in Bamberg. 1. Auflage. Bamberg 2010, ISBN 978-3-939283-01-0.
  5. Wieland Electric: 'Wieland weltweit'
  6. Zertifikat: 'ISO 9001:2008'
  7. Wieland Electric: 'Zertifizierung'
  8. Wieland Electric:'Umwelt'
  9. 'iF design Award'
  10. Pressemitteilung: 'Auszeichnung iF Design Award'
  11. 'Best Quality Supplier 2008'
  12. WirtschaftsWoche: Das sind Deutschlands geheime Weltmarktführer
  13. Wieland Electric: 'Soziales Engagement'

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