Wegwarten
Die Wegwarten (Cichorium), auch Zichorien genannt, sind eine Pflanzengattung in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die sechs bis acht Arten sind in Eurasien und Nordafrika verbreitet. In Mitteleuropa ist nur die Gemeine Wegwarte (Cichorium intypbus) heimisch. Sie und die Endivie sind wichtige Nutzpflanzen. Der deutschsprachige Trivialname Wegwarte (ursprünglich für Cichorium intybus) bedeutet „Wegzeichen“, es ist aber nicht klar, wie es zu diesem Namen kam.[1]
Wegwarten | ||||||||||||
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Blütenstände der Gewöhnlichen Wegwarte (Cichorium intybus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Cichorium | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Wegwarten-Arten sind selten ein- bis zweijährige oder meist ausdauernde krautige Pflanzen, die Wuchshöhen von 2 bis meist 10 bis 120 oder mehr Zentimetern erreichen.[2] Sie bilden Pfahlwurzeln.[2] Alle Pflanzenteile führen Milchsaft.
Die meist ungestielten Laubblätter sind fiederspaltig oder gezähnt, selten ganzrandig.
Generative Merkmale
Die körbchenförmigen Blütenstände stehen zahlreich end- oder achselständig. Die Körbchenhülle ist zylindrisch, die Hüllblätter stehen in zwei Reihen. Die äußeren sind dabei kürzer als die inneren. Am Körbchenboden befinden sich keine Spreublätter. Die Körbchen enthalten ausschließlich Zungenblüten, es können 8 bis 25 oder mehr sein. Die zygomorphen Zungenblüten sind himmelblau bis purpurfarben oder selten rosafarben bis weiß.[2] Die Kronzungen enden in fünf Kronzipfeln.
Die Achänenfrüchte sind eilänglich und kantig. Sie besitzen keinen deutlichen Pappus, sondern nur ein bis zwei Reihen[2] unscheinbarer Schüppchen.
Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 9.[2]
Inhaltsstoffe
Mehrere Arten, die als Heilpflanzen benutzt werden (Cichorium intybus, Cichorium glandulosum) enthalten Sesquiterpenlactone, unter denen insbesondere das Lactucopikrin im Mausmodell eine schmerzstillende Wirkung zeigt.[3][4][5]
Cichorium wird vor allem als gesündere Alternative zum Kaffee verwendet. (Kaffee-Ersatz wird aus den Wurzeln hergestellt).
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Cichorium wurde durch Carl von Linné aufgestellt.
Die Gattung Cichorium gehört zur Subtribus Cichoriinae aus der Tribus Cichorieae (Syn. Lactuceae) in der Unterfamilie Cichorioideae innerhalb der Familie Asteraceae.[6]
Die Gattung Cichorium ist in Eurasien und Nordafrika weitverbreitet. In der Neuen Welt, Afrika und im Pazifikraum ist besonders die Gemeine Wegwarte ein Neophyt.[2]
In der Gattung Cichorium gibt es etwa sechs[2] bis acht Arten:[7][8][9][10]
- Cichorium bottae A.Deflers: Die Heimat ist der Jemen und das angrenzende Saudi-Arabien.
- Glatzfrucht-Wegwarte (Cichorium calvum Asch.): Die Heimat ist Äthiopien; sie wurde in Mitteleuropa mit Saatgut eingeschleppt und verwildert.[6]
- Endivie (Cichorium endivia L.): Kulturpflanze, Heimat Mittelmeerraum, in Mitteleuropa selten verwildert.[6]
- Cichorium glandulosum Boiss. & A.Huet: Die Heimat ist Vorderasien.
- Gemeine Wegwarte (Cichorium intybus L.): Sie ist in Mitteleuropa heimisch, auch kultiviert. Liefert u. a. Chicorée, Radicchio, und Zichorienkaffee.[6]
- Cichorium pumilum Jacq. (Syn.: Cichorium endivia subsp. pumilum (Jacq.) Cout., Cichorium endivia subsp. divaricatum (Schousb.) P.D.Sell): Die Heimat ist der Mittelmeerraum.
- Dornige Wegwarte (Cichorium spinosum L.): Die Heimat ist der östliche Mittelmeerraum.
Literatur
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
Einzelnachweise
- Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 23. Auflage. Berlin/New York 1967, S. 878f.
- John L. Strother: Cichorium. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 19: Magnoliophyta: Asteridae, part 6: Asteraceae, part 1 (Mutisieae–Anthemideae). Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2006, ISBN 0-19-530563-9, S. 221 (englisch, online).
- Theodore A. Bischoff, Charles J. Kelley, Yvette Karchesy, Maria Laurantos, Phuc Nguyen-Dinh, Abdul Ghafoor Arefi: Antimalarial activity of Lactucin and Lactucopicrin: sesquiterpene lactones isolated from Cichorium intybus L. In: Journal of Ethnopharmacology. Band 95, Nr. 2–3, 2004, S. 455–457, doi:10.1016/j.jep.2004.06.031.
- Hankui Wu, Zhen Su, Yi Yang, Hang Ba, Haji Akber Aisa: Isolation of three sesquiterpene lactones from the roots of Cichorium glandulosum Boiss. et Huet. by high-speed counter-current chromatography. In: Journal of Chromatography A. Band 1176, Nr. 1–2, 2007, S. 217–222, doi:10.1016/j.chroma.2007.11.013, PMID 18037424.
- A. Wesołowska, A. Nikiforuk, K. Michalska, W. Kisiel, E. Chojnacka-Wójcik: Analgesic and sedative activities of lactucin and some lactucin-like guaianolides in mice. In Journal of Ethnopharmacology. Band 107, Nr. 2, 2006, S. 254–258, doi:10.1016/j.jep.2006.03.003, PMID 16621374.
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Harsh Pal Bais, G. A. Ravishankar: Cichorium intybus L – cultivation, processing, utility, value addition and biotechnology, with an emphasis on current status and future prospects. In: Journal of the Science of Food and Agriculture. Band 81, Nr. 5, 2001, S. 467–484, doi:10.1002/jsfa.817.
- Annemieke Kiers: Endive, Chicory, and their wild relatives. A systematic and phylogenetic study of Cichorium (Asteraceae). In: Gorteria, Supplement. Band 5, 2000, 78 S.
- Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 2: Dicotyledones (Compositae). Organization for the Phyto-Taxonomic Investigation of the Mediterranean Area (OPTIMA), Genève 2008, ISBN 978-2-8279-0011-4.
- Werner Greuter: Compositae (pro parte majore): In: Werner Greuter, Eckhard von Raab-Straube (Hrsg.): Compositae.: Cichorium. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Berlin 2006–2009.