Webicht
Das Webicht ist eine Waldlandschaft im Stadtgebiet von Weimar in Thüringen. Es erstreckt sich nordöstlich der Stadt zwischen dem Ortsteil Tiefurt, der Bahnstrecke Halle–Bebra unweit der Webichtallee bis zum Ortsausgang an der Jenaer Straße, wo sich auch das Forstamt befindet. Es besteht überwiegend aus Laubwald und zwar hauptsächlich aus Esche, Ahorn und Ulme. Zum Pflanzenbestand zählen zudem Gefleckter Aronstab, Hohler Lerchensporn, Wolfs-Eisenhut. Der Name lautete 1378 Webit oder Wepet, was soviel wie Morast bedeutet.[1] Es ist auch forstwirtschaftlich nicht unbedeutend, was sich auch darin äußert, dass sich dort das Weimarer Forstamt befindet. Ein Teilwaldstück nahe dem Schießhaus nennt sich Schießhaushölzchen. Ein anderes nennt sich Fuchsleite, an welches sich das Schießhaushölzchen anschließt. Die Fuchsleite liegt dem Webicht an der Tiefurter Allee gegenüber.
Geschichte
In der Barockzeit war das Webicht ein beliebtes Jagdgebiet, in dem viele fürstliche Jagdveranstaltungen stattgefunden hatten.[2] Im Jahr 1778 hatte der Kartograph Franz Ludwig Güssefeld einen Plan des Webichts gezeichnet.[3]
Das Webicht war ein beliebter Studienort der Weimarer Malerschule. So wurde z. B. Waldlandschaft (Webicht bei Weimar) 1875 von dem Maler Karl Buchholz gemalt, welcher von Lovis Corinth „das Genie der Weimarer Malschule“ genannt wurde. Das Werk befindet sich in der Gemäldesammlung im Lindenau-Museum in Altenburg unter der Inv.-Nr. 1142. Auch Christian Rohlfs ließ sich hiervon inspirieren.
Neben den Bezügen zum Klassischen Weimar durch seine Nähe zu Schloss Tiefurt und der ehemals in seiner Mitte befindlichen Fasanerie, die 2011 abgerissen wurde, bzw. zu Kromsdorf sind es die als Endphaseverbrechen des Dritten Reiches bezeichneten Ereignisse, mit denen dieser Ort verbunden ist.
Neben dem angrenzenden Ortsteil Tiefurt mit seinem Schlosspark verübte die Weimarer Gestapo unter der Leitung von SS-Obersturmbannführer Hans Helmut Wolff am 5. April 1945 vor der kampflosen Übergabe an die 80. Division der United States Army einen Massenmord an 149 Häftlingen (142 männliche und sieben weibliche). Die Erschießungen fanden einige hundert Meter weit entfernt vom heutigen Standort des Gedenksteines statt. Bei der Exhumierung der Toten konnten im Juli 1945 43 Personen namentlich identifiziert werden. Die Opfer wurden im Juli 1945 eingeäschert und im August 1946 in einem Grabfeld auf dem Weimarer Hauptfriedhof beigesetzt.
Der Gedenkstein wurde am 3. August 1963 im Webicht eingeweiht, aber später an die Tiefurter Allee nahe dem Ortseingangsschild Tiefurt versetzt, damit er seiner Funktion besser entsprechen konnte. Die Anlage ist heute (2016) jedoch fast zugewachsen und schwer zu finden.
Am Webicht vorbei führt eine Eisenbahnstrecke über das Ilmviadukt, das als technisches Denkmal bezeichnet wird. Sie steht auch auf der Liste der Kulturdenkmale in Weimar.[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- Gitta Günther, Wolfram Huschke, Walter Steiner (Hrsg.): Weimar. Lexikon zur Stadtgeschichte. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1998, S. 483.
- Hannelore Henze, Ilse-Sibylle Stapff: Streifzüge durch das alte Weimar. Weimar 2004, ISBN 3-86160-156-7, S. 101 f. -Zum Sachsen-Weimarischen Jagd- und Forstwesen und den Beziehungen Goethes dazu überhaupt: Maria Wagner: Goethe und die Forstwirtschaft, Verlag Kessel, Remagen 2011. ISBN 3-935638-86-8 -Ilse-Sibylle Stapff: Jagd im weimarischen Land : vom Mittelalter bis ins neunzehnte Jahrhundert (Weimarer Schriften Heft 47), hrsg. vom Stadtmuseum Weimar, Verlag Stadtmuseum Weimar 1992. ISBN 978-3-910053-23-6
- Plan des Webichts von Franz Ludwig Güssefeld
- Denkmalliste Weimar Stand 2011/2013