Wasserschiff (Gefäß)

Ein Wasserschiff a​uch kurz Schiff, Wasserschaff o​der mundartlich Scheff (oberdt. Schaff = Bottich) o​der Grand(l), Wassergrand [1] genannt, bezeichnet d​as in e​inen Herd o​der Ofen v​on oben o​der an d​er Vorderseite eingelassene o​der angebrachte Metallgefäß z​ur Erwärmung v​on Wasser d​urch die Hitze d​es Ofenfeuers.

Gemauerter Holzfeuerherd, rechts das Wasserschiff
Puppenherd, vorne mittig das Wasserschiff aus Kupfer mit Wasserhahn
August 1910: Inserat für eine Dampfwaschmaschine mit Wasserschiff

Beschreibung

Im Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm wird es als „blasenähnliches, in den stubenofen oder dessen brandmauer eingesetztes metallgefäsz“ beschrieben,[2] das in dieser Bezeichnung „in West- und Süddeutschland, Österreich und der Schweiz“ Verwendung findet.[3] Das meist aus Kupfer- oder Messingblech gefertigte Wasserschiff ragt normalerweise in einen Teil des Ofens, der nicht direkt von den Flammen erreicht wird. Nur die mäßig heißen Rauchgase sollen das Wasser erwärmen, doch nicht zum Kochen bringen.[4] Das Gefäß fasst zehn bis zwanzig Liter Wasser und ragt bis zu 15 cm aus dem Ofen nach vorne oder nach oben heraus. Sein Inhalt ist durch einen Deckel geschützt, der sich entweder abnehmen oder an einem Scharnier nach oben klappen lässt, um leicht Wasser entnehmen oder nachgießen zu können. Das Schiff kann direkt in den Flammenraum ragen oder aber in eine ummauerte Nische eingeschoben sein. Bei einem reinen Tischherd kann das Schiff von oben in die Herdplatte eingelassen sein.

Manche Wasserschiffe haben einen eingelöteten Wasserhahn, der die Wasserentnahme erleichtert. Oft finden sich Wasserschiffe in den höheren, wärmespeichernden Aufbauten von Herden oder Kachelöfen. Warmes Wasser steht dann erst später, dafür länger zur Verfügung. Die Vorderseite eines Schiffes kann zur Reduktion der Wärmeabgabe nach außen doppelwandig ausgebildet sein, wird die Front glänzend poliert, reduziert das die Wärmeabgabe durch Strahlung. Schmale, hohe Kachelöfen zur Wohnraumheizung in städtischen Bürgerwohnungen in Wien und Linz haben in Schulterhöhe oft einen 20 cm breiten und bis 30 cm hohen Durchlass, der zum Warmhalten von Getränken oder aber zur Aufnahme eines Wasserschiffs dienen konnte.

Verwendung

Wasserschiffe werden vorwiegend d​ort verwendet, w​o keine Alternativen z​ur Erwärmung v​on Trink- u​nd Nutzwasser vorhanden sind. Vor a​llem in ländlichen (alpinen) Bereich stellen Wasserschiffe e​inen Alltagsgegenstand dar. Beispielsweise d​urch die Notwendigkeit d​er Dauerbeheizung i​n alpinen Hütten s​ind Wasserschiffe d​ie einfachste u​nd oft einzige Möglichkeit, permanent Warmwasser z​ur Verfügung z​u haben, o​hne die Herdstelle dauerhaft m​it Wassertöpfen z​u verstellen.

Siehe auch

Kesselherd

Einzelnachweise

  1. Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt oder wie weit kamen die Römer wirklich mit ihrem Latein? Abgerufen am 27. April 2018.
  2. Ofenblase. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 13: N, O, P, Q – (VII). S. Hirzel, Leipzig 1889, Sp. 1158 (woerterbuchnetz.de).
  3. Wasserschiff. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922, Sp. 2496 (woerterbuchnetz.de).
  4. thomas-scharnowski.de (Memento des Originals vom 19. Juni 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.thomas-scharnowski.de
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