Wasser-Greiskraut
Das Wasser-Greiskraut, auch Wasser-Kreuzkraut (Jacobaea aquatica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Jacobaea innerhalb der Familie der Korbblütler (Asteraceae).
Wasser-Greiskraut | ||||||||||||
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Wasser-Greiskraut (Jacobaea aquatica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Jacobaea aquatica | ||||||||||||
(Hill) G.Gaertn. & al. |
Beschreibung und Ökologie
Das Wasser-Greiskraut ist eine meist einjährige, krautige Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 15 und 80 Zentimetern erreicht. Das Wasser-Greiskraut ist ein sommergrüner Hemikryptophyt. Die Pflanze verfügt meist nur an der Spitze über aufwärts gerichtete Seitenäste, wodurch sich das Wasser-Greiskraut vom später blühenden Spreizenden Greiskraut (Jacobaea erraticus) unterscheidet, dessen Stängel sich bereits unterhalb der Mitte sparrig verzweigen.
Die Grundblätter sind zum Teil ungeteilt oder wenig eingeschnitten mit mehr oder weniger großem Endlappen. Die hellgrünen Stängelblätter sind fiederschnittig mit drei bis vier Fiederpaaren. Diese sind schmal-lineal-lanzettlich und in spitzem Winkel nach oben gerichtet. Die mittleren und oberen Stängelblätter besitzen einen eiförmig-länglichen Endlappen.
Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis Oktober. In einem doldigen, fast blattlosen rispigen Blütenstand stehen die körbchenförmigen Teilblütenstände zusammen. Die Blütenkörbchen haben einen Durchmesser von 20 bis 30 Millimetern und enthalten Zungen- und Röhrenblüten. Die Blütenkörbchen verfügen über 13 Hüllblätter und bis zu vier Außenhüllblätter. Außen ist ein Kranz mit etwa 13 hellgoldgelben, zygomorphen Zungenblüten (0 Strahlenblüten), die 10 bis 12 Millimeter lang sind.
Die Achänen sind kahl oder die inneren spärlich behaart. Der Pappus löst sich leicht ab.
Die Pflanze stirbt nach der Samenbildung meist ab. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, vor allem Fliegen.
Die Chromosomenzahl beträgt nach Oberdorfer 2n = 40.[1]
Vorkommen
Das Wasser-Greiskraut ist vor allem in West- und Mitteleuropa verbreitet. Einzelvorkommen finden sich in Süd-, Ost- und Nordeuropa. In Neuseeland ist es ein Neophyt. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet umfasst die Länder Portugal, Spanien, Frankreich, Irland, Großbritannien, Dänemark, Norwegen, Schweden, Belgien, die Niederlande, Deutschland, Tschechien, Polen, die Oblast Kaliningrad, Österreich, die Schweiz, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Italien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, Estland und Weißrussland.[2] In Deutschland ist es vor allem im Nordwesten und im Süden verbreitet; im Nordosten ist es deutlich seltener. In Deutschland kommt die Art vom Flachland bis in mittlere Gebirgslagen vor und erreicht in den Alpen Höhenlagen von bis zu 866 Metern. In den Allgäuer Alpen steigt sie aber im Kleinen Walsertal auf der Brandalpe bei Riezlern unterhalb des Gottesacker-Gebiets bis zu 1350 Meter auf.[3]
Das Wasser-Greiskraut wächst in Mitteleuropa häufig in kleineren bis größeren Beständen in Nass- und Feuchtwiesen, an Gräben und Quellen auf sicker- und staunassen, kalkarmen, neutralen, humosen Tonböden. Es ist nach Oberdorfer in Mitteleuropa eine Charakterart des Verbands Calthion und kommt gebietsweise in der Assoziation Senecionetum aquaticae vor.[1]
Inhaltsstoffe und Giftigkeit
Das Wasser-Greiskraut ist ein giftiges Wiesen-„Unkraut“. Es ist giftig sowohl beim Verzehr als auch bei Hautkontakt. Es ist aber nach Rauschert (1961) wie auch das Raukenblättrige Greiskraut (Jacobaea erucifolia) etwas weniger giftig als das Jakobs-Greiskraut.
Zurückzuführen ist die giftige Wirkung auf Pyrrolizidin-Alkaloide. Pferde und Rinder sind darauf empfindlicher als Schafe und Ziegen. Eine Vergiftungsgefahr besteht vor allem dann, wenn Wasser-Greiskraut in Heu oder Silage enthalten ist und verfüttert wird. Durch die Futterkonservierung werden die Bitterstoffe abgebaut, wohingegen die Giftstoffe enthalten bleiben, sodass die Tiere die Giftpflanze nicht mehr als solche erkennen können. Die Wirkung der Giftstoffe ist kumulativ, das heißt, auch kleine, jedoch stetig aufgenommene Mengen können zu Leberschäden und letztendlich zu tödlichen Vergiftungen führen. Die Wirkung des Gifts auf den menschlichen Organismus ist noch nicht vollständig bekannt. Deshalb werden Lebensmittel wie Milch, Honig und Kräuter auf Pyrrolizidin-Alkaloide untersucht.[4]
Vorsorge und Management
Für eine erfolgreiche Vorsorge gegen das Wasser-Greiskraut ist das Ausstechen erster Individuen und die Pflege einer geschlossenen Grasnarbe wesentlich, da Massenbestände nur noch aufwändig und durch standortspezifisches Management in tolerierbare Bestandsgrößen zurückzuführen sind. Wichtig für ein sachgerechtes Grünlandmanagement ist, die Grasnarbe möglichst nicht zu verletzen (beispielsweise durch bodenstörende Mäh- und Pflegegeräte oder Fahrspuren bei nassen Verhältnissen) und offene Bodenstellen zu vermeiden (auch nicht durch liegengelassene Mahdreste oder Silageballen). Ziel ist es, den Bestand auf Nutzflächen unter einer Toleranzgrenze von weniger als einer Pflanze pro 10 m² zu halten. Das Wasser-Kreuzkraut auf typischen Standorten ausrotten zu wollen, ist nicht zweckmäßig. Es gehört seit jeher zum angestammten Arteninventar von Feuchtwiesen.
Dringender Handlungsbedarf besteht auf Wirtschaftsgrünland, wenn das Futter für Kühe oder Pferde eingesetzt wird. Auch bei der Beweidung mit Schafen oder Ziegen ist eine individuelle Risikoabschätzung notwendig. Ziele einer Regulierung sind, den Bestand und die Samenproduktion zu verringern, offene Bodenstellen zu verhindern, die Wiesenstruktur zu verbessern und eine geschlossene Grasnarbe zu entwickeln.
Bei allen Managementmaßnahmen ist auf mögliche Einschränkungen, wie beispielsweise Auflagen zum Schnittzeitpunkt oder zur Düngung auf Vertragsnaturschutzflächen, die möglichen Nutzungsformen in Schutzgebieten oder gesetzlich geschützte Biotope zu achten. Frühzeitige mechanische Verfahren kombiniert mit angepasster Nutzung ermöglichen zumeist eine ausreichende, nachhaltige Reduktion.[4]
Systematik
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1761 unter dem Namen (Basionym) Senecio aquaticus durch John Hill. Die Neukombination zu Jacobaea aquatica (Hill) G.Gaertn. & al. wurde 1801 veröffentlicht. Ein Synonym für Jacobaea aquatica (Hill) G.Gaertn. & al. ist Senecio pratensis Richt.[5][2]
Die Arten Jacobaea aquatica (Hill) G.Gaertn. & al., Jacobaea argunensis (Turcz.) B.Nord., Jacobaea erratica (Bertol.) Fourr., Jacobaea erucifolia (L.) G.Gaertn. & al., Jacobaea lycopifolia (Poir.) Greuter & B.Nord., Jacobaea ornata (Druce) Greuter & B.Nord. und Jacobaea vulgaris Gaertn. werden zuweilen als Artengruppe zusammengefasst: Jacobaea erucifolia agg.[5]
Manche Autoren unterscheiden beim Wasser-Greiskraut zwei Varietäten:
- Jacobaea aquatica (Hill) G. Gaertn. & al. var. aquatica
- Jacobaea aquatica (Hill) G. Gaertn. & al. var. erratica (Bertol.) Pelser & Meijden (Syn.: Jacobaea erratica (Bertol.) Fourr., Senecio erraticus Bertol., Senecio jacobaea L. var. barbareifolius Fiori): Sie kommt in Süd-, Mittel- und in Osteuropa, in Nordafrika, Westasien und im Kaukasusraum vor.[2]
Literatur
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 6., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- S. Rauschert: Wiesen- und Weidepflanzen. Erkennung, Standort und Vergesellschaftung, Bewertung und Bekämpfung., Neumann-Verlag Radebeul, 1961, 406 S.
- Radkowitsch, A. Zehm, A., Gehring, K. (2018): Wasser-Kreuzkraut - Senecio aquaticus Hill. Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Umwelt.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 956.
- Jacobaea aquatica im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 12. März 2018.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 625.
- Radkowitsch, A., Zehm, A., Gehring, K.: Wasser-Kreuzkraut - Senecio aquaticus Hill. Bayerisches Landesamt für Umwelt, 2018, abgerufen am 17. Juli 2019.
- Werner Greuter (2006+): Compositae (pro parte majore). In: W. Greuter & E. von Raab-Straube (ed.): Compositae.: Jacobaea In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
Weblinks
- Senecio aquaticus Hill s. str., Wasser-Greiskraut. FloraWeb.de
- Wasser-Greiskraut. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Senecio aquaticus Hill In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 7. Juni 2016.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel.
- Thomas Meyer: Greiskraut Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Gefahr am Wegesrand: Wasser-Kreuzkraut vergiftet Allgäuer Wiesen - Bayerischer Rundfunk - Sendung "quer". In: br.de. 2. Juli 2015. Abgerufen am 6. Juli 2015.