Wasenmeisterei (Schwarzach am Main)
Wasenmeisterei ist ein benannter Aussiedlerhof in der Gemarkung des Schwarzacher Ortsteils Düllstadt im unterfränkischen Landkreis Kitzingen. Bis zur Gemeindegebietsreform in den 1970er Jahren lag die Anlage in der Gemarkung von Reupelsdorf und war hier ein benannter Ortsteil, der zeitweise Teil der Gemeinde Wiesentheid war.
Geografische Lage
Der Hof Wasenmeisterei liegt im Norden der Düllstadter Gemarkung auf 205 m ü. NN am Schwarzachzufluss Seeflußgraben, der dort einige Weiher speist. Umgeben wird er auf drei Seiten von der Gemarkung des Wiesentheider Ortsteils Reupelsdorf, Die ausgedehnten Waldgebiete um den Unteren Forst (Waldabteilungen Seeholz und Krackentännig) erstrecken sich bis kurz vor das Anwesen. Im Süden befindet sich in einiger Entfernung Düllstadt, der Westen wird von Gerlachshausen-Münsterschwarzach-Stadtschwarzach ausgefüllt. Mehrere unbenannte Seen liegen um die Wasenmeisterei.
Geschichte
Die ehemalige Wasenmeisterei ist eng mit der Kulturgeschichte der Region verbunden. Bereits seit dem Mittelalter existierten Einzelhöfe abseits der Dörfer, die von den sogenannten Wasenmeistern oder Abdeckern bewohnt wurden. Sie waren von der Obrigkeit dazu verpflichtet, die Tierkadaver ihres Bezirks zu sammeln und zu entfernen. Die Geruchsbelästigung und die Krankheitsgefahr führten dazu, dass die Wasenmeister zu den unehrlichen Berufen gerechnet wurden.
Erstmals ist eine solche Wasenmeisterei zwischen Reupelsdorf und Düllstadt im Jahr 1799 nachgewiesen. Sie wurde von Johann Jörg Beck betrieben, der wohl auch als Erbauer der Anlage war. 1829 war Michael Sedelmayer Wasenmeister. Im 19. Jahrhundert war die Wasenmeisterei ein eigenständiger Ortsteil der Gemeinde Reupelsdorf. 1869 übernahm Johann Beck den Betrieb und verkaufte Häute, Leder, Seife und Leim, die aus den Tierkadavern hergestellt wurden.
Mit Georg Philipp Ungemach gelangte 1875 eine Familie in den Besitz des Anwesens, die noch heute die Baulichkeiten besitzt. Ungemach sammelte die Kadaver im Auftrag des Bezirks Unterfranken und übernahm damit eine hoheitliche Aufgabe. Er ließ wohl auch nach einem Brand 1907 die noch bestehenden Gebäude errichten, die 1910 fertiggestellt wurden. 1933 übergab er den Betrieb an Egidius Ungemach, der als letzter Wasenmeister am Reupelsdorfer Forst arbeitete. Nach 1945 übernahmen staatliche Tierkörperbeseitigungsanstalten die Aufgabe der Meisterei.
Im Jahr 1943 lebte die Witwe Barbara Ungemach auf dem Hof, ihr Sohn Egidius Ungemach junior richtete dort 1959 ein landwirtschaftliches Anwesen ein. 1960 kam Philipp Ungemach in den Besitz der Anlagen, bis 1973 wurde die Wasenmeisterei von Reupelsdorf der neu gegründeten Gemeinde Schwarzach am Main zugeschlagen und verlor ihren Status als Ortsteil. Seit 1993 lebt Willy Ungemach in der ehemaligen Wasenmeisterei.[1]
Ortsteil
Die Wasenmeisterei bildete lange Zeit einen Ortsteil von Reupelsdorf und wurde als Einöde bezeichnet. 1875 gehörten die Anwesen zur Pfarrei und zur Schule Reupelsdorf, insgesamt vier Gebäude wurden vermerkt. Im Jahr 1900 war von nur noch einem Wohngebäude die Rede. 1970 plante man bereits, Reupelsdorf nach Wiesentheid einzugemeinden, die Wasenmeisterei wurde dementsprechend als Ortsteil der Marktgemeinde Wiesentheid aufgeführt. Erst mit der Flurbereinigung und der Gemarkungsumlegung kam der Ort zu Düllstadt, einem Ortsteil von Schwarzach am Main. Nach 1970 verlor die Wasenmeisterei ihren Status als Ortsteil.
Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner |
---|---|---|---|---|---|
1875 | 4[2] | 1925 | 7[3] | 1961 | 5[4] |
1900 | 4[5] | 1950 | 8[6] | 1970 | 6[7] |
Literatur
- Günter Wich: 1100 Jahre Düllstadt. 918–2018. Ein Bilderbuch mit Texten. Münsterschwarzach 2018
Weblinks
Einzelnachweise
- Wich, Günter: 1100 Jahre Düllstadt. S. 49
- Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1302, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1356 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 868 (Digitalisat).
- K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1318 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1187 (Digitalisat).
- Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 189 (Digitalisat).