Walter Wittmann (Wirtschaftswissenschaftler)

Leben und Wirken

Wittmann w​urde geboren a​ls Sohn e​ines Pachtbauern.[3] Er absolvierte d​as Gymnasium a​m Kloster Disentis[3] u​nd studierte v​on 1956 b​is 1963 Wirtschaftswissenschaften a​n den Universitäten Freiburg, Münster u​nd Louvain[4]. 1960 w​urde er i​n Freiburg promoviert u​nd 1963 habilitiert. Anschliessend w​ar er a​ls Privatdozent, a​b 1965 a​ls Forschungsprofessor u​nd ab 1967 a​ls ordentlicher Professor für Finanzwissenschaft u​nd schweizerische Wirtschaftspolitik a​n der Universität Freiburg tätig.[4] 1998 w​urde er emeritiert.[5] Sein Nachfolger a​uf dem Lehrstuhl w​urde Reiner Eichenberger.[6]

Er brachte s​ich als Autor zahlreicher Bücher u​nd mit Medienauftritten i​n den wirtschaftspolitischen Diskurs i​n der Schweiz ein. Dabei vertrat e​r eine wirtschaftsliberale Position.[1] Die direkte Demokratie lehnte e​r ab, d​a sie d​en Bürger überfordere u​nd der Wirtschaftskraft d​es Landes schade; a​us demselben Grund befürwortete e​r ein Parlament m​it Berufspolitikern.[3]

Wittmann w​ar ab 1977 Mitglied d​er Eidgenössischen Kartellkommission[7] u​nd von 1980 b​is 1988 Präsident d​er Schweizerischen Vereinigung für Zukunftsforschung[8]. 1985 w​urde Wittmann «für s​ein unermüdliches Engagement i​m Interesse d​er sozialen Marktwirtschaft» m​it dem m​it 25'000 Franken dotierten Martin-Hilti-Preis ausgezeichnet.[9]

Wittmann gehörte zunächst d​er CVP an. Nachdem i​hn diese 1979 n​icht als Nationalratskandidat aufstellte, wechselte e​r zur FDP. Bei d​en Nationalratswahlen 1983 w​urde er jedoch n​icht gewählt.[3]

Er w​ar verheiratet u​nd hatte z​wei Kinder. Zuletzt l​ebte er i​n Bad Ragaz.[10]

Publikationen (Auswahl)

  • Die Agrarpreisbildung: Eine theoretische Untersuchung (= Veröffentlichungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institutes der Universität Freiburg Schweiz. Bd. 5). Universitätsverlag, Freiburg 1960, OCLC 5272682 (Dissertation, Universität Freiburg, 1960).
  • Staatliche Aktivität, wirtschaftliche Entwicklung und Preisniveau. Polygraphischer Verlag, Zürich 1965.
  • Die Finanzgesinnung des Bundes im Lichte der parlamentarischen Beratungen: Von der Weltwirtschaftskrise bis zur Gegenwart. Polygraphischer Verlag, Zürich 1969.
  • Einführung in die Finanzwissenschaft. 4 Bände. Fischer, Stuttgart 1970–1974.
  • Bundesstaatlicher Finanzausgleich: Eine Globalbilanz (= Zeitfragen der schweizerischen Wirtschaft und Politik. Nr. 101). Redressement National, Zürich 1970.
  • Der unbewältigte Wohlstand: Die Zukunft von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Ehrenwirth, München 1972, ISBN 3-431-01496-8.
  • Wohin geht die Schweiz? Strategien des Überlebens. Ehrenwirth, München 1973, ISBN 3-431-01585-9.
  • Aktuelle Probleme der schweizerischen Wirtschafts- und Finanzpolitik (= Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge. Bd. 1). Universitätsverlag, Freiburg 1975.
  • Eine zweigeteilte Schweiz: Agglomerationen und wirtschaftliche Randgebiete (= Eidgenössische Zukunft. H. 14). Haupt, Bern 1976, ISBN 3-258-02569-X.
  • Öffentliche Finanzen: Einführung in die Finanzwissenschaft. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-21120-3.
  • Bundesfinanzen und Sozialstaat. Rüegger, Diessenhofen 1978, ISBN 3-7253-0063-1.
  • Wohin treibt die Schweiz? Die Schweiz in den achtziger Jahren: Verpasste Chancen oder Bewältigung der Zukunft – ein politisch-wirtschaftlich-gesellschaftlicher Schweizer Spiegel. Scherz, Bern/München 1979, ISBN 3-502-16865-2.
  • Die neuen Ausbeuter. Seewald, Stuttgart 1980, ISBN 3-512-00594-2.
  • Ausverkauf der Sicherheit. Philosophia-Verlag, München/Wien 1982, ISBN 3-88405-027-3.
  • Kreuzzug gegen die Realität: Die ersten 100 Jahre nach Karl Marx. Bonn Aktuell, Stuttgart 1983, ISBN 3-87959-201-2.
  • Die rote Utopie: Ist Sozialismus noch eine Alternative? Huber, Frauenfeld 1983, ISBN 3-7193-0874-X.
  • Wider die organisierte Verantwortungslosigkeit: Ein Plädoyer für die Soziale Marktwirtschaft. Huber, Frauenfeld 1984, ISBN 3-7193-0938-X.
  • Die Schweiz 2000: Niedergang oder Wende? Huber, Frauenfeld 1985, ISBN 3-7193-0952-5.
  • Der Steuerstaat: Die Ausbeutung der Fleissigen. Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 1986, ISBN 3-7844-7174-9.
  • Walter Wittmann (Hrsg.): Landesverteidigung 2010. Huber, Frauenfeld 1986, ISBN 3-7193-0972-X.
  • Innovative Schweiz: Zwischen Risiko und Sicherheit. Verlag NZZ, Zürich 1987, ISBN 3-85823-186-X.
  • Marktwirtschaft für die Schweiz. Huber, Frauenfeld 1992, ISBN 3-7193-1067-1.
  • Das globale Desaster: Politik und Finanzen im Bankrott. Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 1995, ISBN 3-7844-7342-3.
  • Countdown 2000: Chancen einer nachhaltigen Gesellschaft. Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 1997, ISBN 3-8004-1348-5.
  • Die Schweiz: Ende eines Mythos. Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 1998, ISBN 3-7844-7379-2.
  • Zukunft Kanada: Oase für Investoren und Einwanderer. Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 1999, ISBN 3-7844-7392-X.
  • Bernard Ecoffey, Paul Krüger, Walter Wittmann: Landesverteidigung im Wandel. Huber, Frauenfeld 2000, ISBN 3-7193-1205-4.
  • Direkte Demokratie: Bremsklotz der Revitalisierung. Huber, Frauenfeld 2001, ISBN 3-7193-1231-3.
  • Zwischen Markt und Staat: Der steinige Weg zur europäischen Einheit. Wirtschaftsverlag Langen Müller/Herbig, München 2001, ISBN 3-7844-7412-8.
  • Der helvetische Filz: Eine geschlossene Gesellschaft. Huber, Frauenfeld 2002, ISBN 3-7193-1278-X.
  • Die Generationenfalle: Die Schere öffnet sich immer mehr. Signum, Wien 2002, ISBN 3-85436-337-0.
  • Helvetische Mythen: Wie sie der Schweiz im Wege stehen. Huber, Frauenfeld 2003, ISBN 3-7193-1328-X.
  • Der Sicherheits-Wahn: Wie die Schweiz Risiken meidet und Chancen verpasst. Huber, Frauenfeld 2004, ISBN 3-7193-1364-6.
  • Halbzeit: Der Bundesrat auf dem Prüfstand. Orell Füssli, Zürich 2005, ISBN 3-280-05120-7.
  • Helvetische Schlagworte: politisch – markant – leer. Orell Füssli, Zürich 2006, ISBN 978-3-280-06066-7.
  • Der nächste Crash kommt bestimmt: So sichern Sie sich als Anleger ab. Orell Füssli, Zürich 2007, ISBN 978-3-280-05212-9.
  • Wie man erfolgreich investiert: 10 goldene Regeln für private Anleger. Orell Füssli, Zürich 2008, ISBN 978-3-280-05268-6.
  • Finanzkrisen: Woher sie kommen, wohin sie führen, wie sie zu vermeiden sind. Orell Füssli, Zürich 2009, ISBN 978-3-280-05327-0.
  • Staatsbankrott: Warum Länder Pleite gehen – Wie es dazu kommt – Weshalb uns das was angeht. Orell Füssli, Zürich 2010, ISBN 978-3-280-05374-4.

Einzelnachweise

  1. Klaus Schweinsberg: Zum Tod von Walter Wittmann. Der unbequeme Liberale. In: Neue Zürcher Zeitung. 16. Februar 2016, abgerufen am 21. Februar 2016.
  2. Walter Wittmann: Traueranzeige, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Februar 2016, abgerufen am 21. Februar 2016.
  3. Urs Tremp: @1@2Vorlage:Toter Link/webpaper.nzz.ch(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: In steter Sorge um die Schweiz.) In: NZZ am Sonntag. 21. Februar 2016, S. 21.
  4. Hans K. Schneider, Waldemar Wittmann, Hans Würgler (Hrsg.): Stabilisierungspolitik in der Marktwirtschaft. Verhandlungen auf der Tagung des Vereins für Socialpolitik, Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, in Zürich 1974. Duncker & Humblot, Berlin 1975, S. 907.
  5. Hans Peter Arnold: Börsenzyklen: «Eine gigantische Liquiditätsblase» (Memento vom 16. Februar 2016 im Internet Archive). In: Stocks. 14. Juni 2007.
  6. Reiner Eichenberger (Memento vom 21. Februar 2016 im Internet Archive), Website der Eidgenössischen Kommunikationskommission (ComCom), abgerufen am 21. Februar 2016.
  7. Staat und Wirtschaft in der Schweiz. Ein Beitrag zur ordnungspolitischen Diskussion. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1983, S. 29.
  8. Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift. Bd. 158 (1992), H. 4, S. 195 (Digitalisat, abgerufen am 21. Februar 2016).
  9. Schweizer Ingenieur und Architekt. Bd. 103 (1985), H. 22, S. B 91 (Digitalisat, abgerufen am 21. Februar 2016).
  10. Claude Baumann: Zum Tod von Walter Wittmann. In: finews.ch. 16. Februar 2016, abgerufen am 21. Februar 2016.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.