Walter Rogowski
Walter Johannes Rogowski (* 7. Mai 1881 in Obrighoven bei Wesel; † 10. März 1947 in Aachen) war ein deutscher Elektrotechniker.
Leben und Werk
Ab 1900 studierte er Physik an der Technischen Hochschule in Aachen bei Arnold Sommerfeld. Nach seinem Vordiplom 1902 ging er an die Technische Hochschule Danzig. Nach seinem Studienabschluss 1904 arbeitete er dort als Assistent und wurde 1907 promoviert.[1] Im Jahr 1909 wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin, wo er auf dem Gebiete der Starkstromtechnik, Fernmeldetechnik und Elektrophysik forschte. Hier machte er 1912 die Rogowskispule bekannt. Auch das Rogowski-Profil, eine spezielle Form für Elektroden, geht auf seine Arbeiten zurück. Er ist Begründer (1913) und war Herausgeber der Zeitschrift Archiv für Elektrotechnik, die heute unter neuem Titel als Electrical Engineering[2] im Springer-Verlag erscheint.
Nach dem Ersten Weltkrieg wechselte er 1919 als Professor für technische Physik an die Universität Jena.[3] Nur ein Jahr später wurde Rogowski an der Technischen Hochschule Aachen als Professor für Allgemeine und Theoretische Elektrotechnik sowie zum Direktor des Instituts für Elektrotechnik berufen. Unter seiner Leitung wurde ein Hochleistungs-Kathodenstrahloszillograph entwickelt, mit dem 1925 der zeitliche Verlauf einer Wanderwelle erstmals experimentell nachgewiesen wurde.[4]
Ab 1927 beschäftigte er sich ähnlich wie Eugen Flegler und Rudolf Tamm[5] mit der Frage einer Erhöhung der Intensität einer Elektronenstrahlablenkung, indem er 1927 eine zweite kurze Spule zwischen Kathode und Anodenblende einfügte. Diese sollte das von der Kathode ausgehende Strahlenbündel auf die kleine Öffnung der Anodenblende konzentrieren, damit der von ihr ausgehende Schreibstrahl eine möglichst hohe Stromstärke erhielt.
Im gleichen Jahr erwarb der Norweger Rolf Wideröe bei ihm seinen Doktortitel mit einer Arbeit zu einem elektrischen Teilchenbeschleuniger.[6] Die Veröffentlichung im Archiv für Elektrotechnik gab Ernest Lawrence die Idee vom Zyklotron.
Obwohl Rogowski 1933 der NSDAP beigetreten war, enthielt er sich weitgehend der Politik und konzentrierte sich stattdessen auf seine Forschungen. Als er sich 1944 bei der Räumung der TH zunächst nach Belgien absetzen wollte, wurde er auf Veranlassung seines Rektors Hans Ehrenberg durch die Gestapo verhaftet. Nach einer kurzen Sicherungshaft konnte er aber in Hannoversch Münden, wohin neben anderen auch sein Institut ausgelagert worden war,[7] seine reguläre Arbeit wieder aufnehmen. Trotz seiner NSDAP-Mitgliedschaft wurde er nach Kriegsende als einziges noch im Amt gebliebenes Mitglied der Fakultät für Maschinenbau von der alliierten Militärregierung bestätigt und kurz darauf zum Dekan seiner Fakultät ernannt.
Für seine Verdienste wurde Rogowski im Jahr 1932 zum Dr. h.c. der TH Darmstadt und 1938 zum Ehrenmitglied des Verbandes Deutscher Elektrotechniker ernannt sowie 1947 als Namensgeber des Instituts für Elektrotechnik der RWTH Aachen geehrt.
Literatur
- Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1931, Sp. 2400
- W. Rogowski, K. Baumgart: Ein Glühkathodenoszillograph für Vakuumaufnahmen. In: Archiv für Elektrotechnik. Band 19, Nr. 4, 1928, S. 521–526, doi:10.1007/BF01659472.
- W. Rogowski, H. Klemperer: Ein Kathodenoszillogramm des Durchschlags bei statischer Spannung. In: Archiv für Elektrotechnik. Band 24, Nr. 1, 1930, S. 127–128, doi:10.1007/BF01659582.
- Wolfgang Mathis: Rogowski, Walter. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11202-4, S. 758 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- W. Rogowski: Ueber das Streufeld und den Streuinduktionskoeffizienten eines Transformators mit Scheibenwicklung und geteilten Endspulen. In: Mitteilung ueber Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Ingenieurwesens. VdI, 1909 (Dissertation).
- Electrical Engineering/Archiv für Elektrotechnik
- Hans Boekels: Walter Rogowski. In: Archiv für Elektrotechnik. Band 40, Nr. 1, 1950, S. 1–2, doi:10.1007/BF01407472.
- Zur Geschichte des Instituts für Hochfrequenztechnik. IHF, RWTH Aachen, abgerufen am 25. Juni 2018.
- Rudolf Tamm: Funkenuntersuchungen mit dem Kathodenoszillographen. In: Archiv für Elektrotechnik. Band 19, Nr. 3, 1928, S. 235–256, doi:10.1007/BF01656565.
- Pedro Waloschek: Todesstrahlen als Lebensretter: Tatsachenberichte aus dem Dritten Reich. BoD – Books on Demand, 2004, ISBN 978-3-8334-0979-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Ulrich Kalkmann: Die Technische Hochschule Aachen im Dritten Reich (1933-1945). Verlag Mainz, 2003, ISBN 978-3-86130-181-3 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).