Walter Kaldewey

Walther Kaldewey (* 10. Dezember 1896 i​n Mönchengladbach; † 13. Januar 1954) w​ar ein deutscher Psychiater, d​er als T4-Gutachter i​n die NS-Euthanasieverbrechen involviert war.

Leben

Kaldewey nahm im Rang eines Leutnants am Ersten Weltkrieg teil. Nach Kriegsende absolvierte er ein Studium der Medizin und promovierte an der Universität Berlin 1923 mit der Dissertation: Hirnpunktion bei Hirntumoren zum Dr. med. Kaldewey war 1930/31 als Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung;[1] Auseinandersetzungen mit Oskar Vogt sollen zu seiner Entlassung geführt haben.[2] Zunächst Assistenzarzt an der Provinzial-Heilanstalt Eickelborn, stieg er dort 1934 bis zum ärztlichen Direktor auf.[3] Ab Oktober 1936 war er Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Marsberg[4] und wechselte im Dezember 1939 als Nachfolger Theodor Steinmeyers als Direktor an die Heil- und Pflegeanstalt Ellen in Bremen und bekleidete diese Funktion bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Kaldewey war bereits 1931 der NSDAP beigetreten. Zudem gehörte er der SA an und stieg in dieser NS-Organisation bis zum Oberführer auf. Er war auch Mitglied des NS-Ärztebundes sowie der NSV und engagierte sich beim Amt für Volksgesundheit. Vom 28. Februar 1940 bis 29. Januar 1941 war Kaldewey des Weiteren als T4-Gutachter tätig. Er arbeitete auch an dem Entwurf zum nicht in Kraft getretenen Euthanasiegesetz mit.[3]

Nach Kriegsende befand e​r sich b​is 1948 i​n amerikanischer Internierung u​nd wurde n​ach seiner Entlassung i​n einem Spruchkammerverfahren a​ls Entlasteter entnazifiziert. Anschließend w​ar er a​ls niedergelassener Psychiater i​n Bremen tätig u​nd bearbeitete z​udem als Gutachter Renten- u​nd Entschädigungsfragen. Als Fachgutachter versagte e​r den antragstellenden NS-Opfern größtenteils d​ie Gewährung v​on Renten o​der Entschädigungen oftmals m​it der Begründung, d​ass bei d​en Begutachteten „seelische Bereicherungen d​urch KZ-Haft“ und/oder „Rentenneurosen“ vorliegen würden.[5]

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Ernst Klee: „Euthanasie“ im NS-Staat. Die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“; Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag, 1983, ISBN 3-10-039303-1.

Einzelnachweise

  1. Susanne Heim, Carola Sachse, Mark Walker: The Kaiser Wilhelm Society under national socialism. Cambridge University Press, 2009, S. 117.
  2. Dt Ärztebl 2001; 98: A 1240–1245 Heft 19
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 296.
  4. Joergen Mattenklotz: Auf dass es nie vergessen werde! Psychiatrie im Nationalsozialismus unter Berücksichtigung der Pflege am Beispiel der Heilanstalt Eickelborn. Karin Fischer Verlag, 2006.
  5. Lebensunwert – Paul Brune. NS-Psychiatrie und ihre Folgen (PDF; 552 kB), Herausgegeben im Auftrag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe von Markus Köster, Münster 2005, ISBN 3-923432-39-9, S. 16f.
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