Walter Bosse

Walter Bosse (* 13. November 1904 i​n Wien; † 13. Dezember 1979 i​n Iserlohn) w​ar ein österreichischer Keramikkünstler u​nd Designer.

Biografie

Bosse wurde als Sohn des Maler-Ehepaares Luise und Julius Bosse geboren, der Vater war vor dem Ersten Weltkrieg Porträtmaler am Zarenhof. Nach dem Ersten Weltkrieg absolvierte Bosse eine Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule und anschließend an der Münchner Kunstgewerbeschule. 1953 übersiedelte er nach Iserlohn. Im Jahr 1979 starb Bosse verarmt.

Werk

Anfänglich entwarf Bosse keramische Figuren, die durch ihre groteske Note auffielen. Lippen, Augen, Finger, eine kindliche Verspieltheit im Darstellen der Mimik seiner Figuren zeichneten diese Entwürfe aus. In diesem Stil arbeitete er für die Tonindustrie Scheibbs. Um 1924 entstanden für die Porzellanmanufaktur Augarten in Wien mindestens vier Figuren. Etwa ab 1926 bis 1930 wurden in der Porzellanfabrik Metzler & Ortloff in Ilmenau (Thüringen) über 200 Bosse-Grotesken ausgeformt. Einige dieser Figuren wurden 1926 und 1930 auch in der Fachzeitschrift Die Schaulade vorgestellt, allerdings war als Bildhauer nur von einem Wiener Künstler die Rede. Die Modellbücher der Firma, beginnend um 1927, enthalten viele Skizzen mit Modellnummern seiner Grotesken. Manche dieser Figuren finden sich auch in Keramik bei der Wiener Manufaktur F. Goldscheider wieder. Von 1928 bis ca. 1932 hat Bosse etliche Objekte für die Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider entworfen. In der Porzellanfabrik W. Goebel in Oeslau wurden von 1940 bis 1961 etwa 26 Bosse-Entwürfe in Porzellan umgesetzt. Modelleure hierzu waren Reinhold Unger und Theo Menzenbach. Ende der 1940er Jahre entwickelte er Messingminiaturen in Tierform. Bosses Liebe zu den Tieren findet darin seinen Ausdruck. Gluttöter, Talismane belebten die Wiener Bronzen aufs Neue. Die Modelle entstanden durch Vorbilder aus den zoologischen Gärten als Elefanten, Bären, Hasen;[1] auch der Igel-Ascher ist in diesem Stil entstanden. Von 1950 bis 1972 war Walter Bosse freier Mitarbeiter der Staatlichen Majolika Manufaktur Karlsruhe; es entstanden ca. 245 Keramik-Figuren. Er schuf von 1958 bis 1961 als freier Mitarbeiter bei der Firma Achatit in Köln-Junkersdorf über 20 Grotesken als Voll- und Halb-Plastiken. Sein Gesamtwerk umfasste etwa 8000 Modelle und Entwürfe, davon etwa 3000 Keramiken.[2]

Fälschungen

In den 1950er bis 1970er Jahren wurden Bosses Figuren breitbandig angeboten. Sie wurden jedoch auch weltweit gefälscht. Er versuchte seine Entwürfe zu vermarkten und dafür Lizenzgebühren zu erhalten, wurde aber betrogen und begann einen aufreibenden Instanzenweg vor Gericht. Bosse gilt als der Begründer des modernen Urheberrechtes für Designerware und Kunsthandwerk.[3]

Literatur

  • Schreyer-Hottenroth, Walter Bosse Leben und Handwerk 1904-1979; Brandstätter, Wien 2000
  • Olga Kronsteiner: Walter Bosse in Sammeln & Trödler 2001; Nr. 258 Seite 42–51
  • Die Schaulade 4. Jahr /2 (1928) S. 57, 59,60: Das Daglodont.
  • Die Schaulade 6. Jahr /3/4 (1930) S, 197: Was mein Freund dazu sagte.
  • Robert E. Dechant, Filipp Goldscheider: Goldscheider. Firmengeschichte und Werkverzeichnis. Historismus, Jugendstil, Art Déco, 1950er Jahre. Arnoldsche, Stuttgart 2007. ISBN 978-3-89790-216-9.

Einzelnachweise

  1. bosse-austria
  2. Biografie Walter Bosse
  3. Bezirksmuseum Innere Stadt – Walter Bosse
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