Wachtürme Ybbs
Die Wachtürme von Ybbs waren Teil der Befestigungen des Donaulimes in Österreich, Bundesland Niederösterreich, Bezirk Melk, Gemeindegebiet der Stadt Ybbs an der Donau bzw. Ortsteil Neumarkt.
a) Wachturm Ybbs b) Wachturm Neumarkt a.d.Ybbs | |
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Alternativname | a) Ad Pontem Ises?; b) unbekannt |
Limes | Limes Noricus |
Abschnitt | Strecke 1 |
Datierung (Belegung) | a/b) valentinianisch, bis 5. Jahrhundert n. Chr.? |
Typ | Wachturm |
Einheit | * Milites auxiliares Lauriacenses oder * Legio I Noricorum? * Limitanei (Burgarii)? |
Größe | a) unbekannt, b) 4,3 × 2,9 m, Höhe 1,3 m, Mauerstärke 40–60 cm |
Bauweise | Steinbauweise |
Erhaltungszustand | a) überbaut durch Pfarrkirche Ybbs/Passauer Kasten ?, b) obertägig nicht mehr sichtbar |
Ort | Ybbs an der Donau und Neumarkt an der Ybbs |
Vorhergehend | Kastell Wallsee (westlich) |
Anschließend | Kastell Pöchlarn (östlich) |
Streufunde und Inschriftsteine lassen eine militärische Anlage vermuten. Ein Inschriftstein soll Anfang des 16. Jahrhunderts ausgegraben worden sein, der den Bau eines Burgus durch Soldaten aus dem Lager Lauriacum angibt. Außer dem heute verschollenen Stein deuten Ziegelstempel auf die Existenz einer Kleinfestung in Ybbs hin. Ein weiterer, archäologisch nachgewiesener Wachtturm befand sich an der Limesstraße bei Neumarkt.
Lage und Funktion
Die heutige Stadt Ybbs an der Donau liegt am Südrand der sog. Böhmischen Masse und ist durch die Flüsse Donau und Ybbs geprägt. Dort endet auch das Ybbstal, das für den Handels- und Reiseverkehr einen relativ bequemen Zugang zu den Ostalpen (insbesondere Eisenwurzen, Enns- und Murtal) ermöglichte. Diese Umstände begünstigten den späteren Aufstieg der Stadt zu einem der bedeutendsten Orte des Strudengaues. Die Ybbs ist auf alten Karten noch als Große und Kleine Ybbs dargestellt. Sie mündete damals, ca. 1 Kilometer stromabwärts, in einem breiten Delta, das nahe an die Stadt heranreichte, in die Donau.
In der Antike war dieser Abschnitt wegen Strudeln und Stromschnellen nur schwer zu passieren, aufgrund dessen diente die Station damals vielleicht schon als sicherer Ankerplatz für den Schiffsverkehr oder auch als Stützpunkt der Donauflotte. Möglicherweise diente der dortige Turm (oder evtl. auch ein Kleinkastell) zur Überwachung der Ybbsmündung.[1]
Name
Der antike Flussname „Ivisa“ oder „Ibusa“ entstammt einer alten, präslawischen Sprache. Die Römer übernahmen ihn als Substantiv der dritten Deklination „Ivesis“. Ein spätrömischer Ziegelstempel im Stadtmuseum trägt die Aufschrift FIG IVES LEG I NOR, zu deuten als: Figulina Ivesianae Legio Prima Noricorum = die Ziegelei an der Ybbs, die erste norische Legion. Nach der Tabula Peutingeriana könnte der Name dieses Stützpunktes Ad Pontem Ises oder Pons Ivesis gelautet haben.[2] Die in der Tabula angegebene Entfernung von acht römischen Meilen entspricht in etwa der Lage der römischen Mauerreste des Wachturms in Neumarkt. Mehrfach wurde in der Forschung versucht Ad Pontem Ises Ybbs zuzuordnen, diese Ansicht gilt heute aber als überholt.[3]
Befestigungsanlagen
Turmstelle | Beschreibung | Lage |
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Kleinkastell oder Wachturm Ybbs | 48° 10′ 38,4″ N, 15° 5′ 7″ O | |
Wachturm Neumarkt an der Ybbs | 48° 8′ 54,2″ N, 15° 4′ 45,9″ O |
Denkmalschutz
Die Anlagen sind Bodendenkmäler im Sinne des Denkmalschutzgesetzes.[6] Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden ohne Genehmigung des Bundesdenkmalamtes stellen eine strafbare Handlung dar. Zufällige Funde archäologischer Objekte (Keramik, Metall, Knochen etc.), sowie alle in den Boden eingreifenden Maßnahmen sind dem Bundesdenkmalamt (Abteilung für Bodendenkmale) zu melden.
Literatur
- Kurt Genser: Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1986, ISBN 3-7001-0783-8 (Der römische Limes in Österreich, 33), S. 220–231.
- Manfred Kandler, Hermann Vetters (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Ein Führer. Wien 1989, S. 140–141.
- Gustav Melzer: Archäologische Untersuchungen in der Filialkirche St. Veit in Sarling, Gemeinde Ybbs an der Donau. In: Fundberichte aus Österreich, Band 14, 1975, S. 27–28.
- Rene Ployer: Neumarkt an der Ybbs - Ad pontem Ises (?) - Wachturm. In: Verena Gassner, Andreas Pülz (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7787-6, S. 191.
- Rene Ployer: Ybbs an der Donau - Burgus (?). In: Verena Gassner, Andreas Pülz (Hrsg.): Der römische Limes in Österreich. Führer zu den archäologischen Denkmälern. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2015, ISBN 978-3-7001-7787-6, S. 192.
- René Ployer: Der norische Limes in Österreich. Fundberichte aus Österreich, Materialhefte Reihe B 3, Österr. Bundesdenkmalamt, Wien 2013.
- Doris Marth: Der sogenannte Antiquus Austriacus und weitere auctores antiquissimi. Zur ältesten Überlieferung römerzeitlicher Inschriften im österreichischen Raum. (TYCHE Beiträge zur Alten Geschichte, Papyrologie und Epigraphik, Sonderband 8, 2016).
Weblinks
Anmerkungen
- Kurt Genser: 1986, S. 224–225.
- Segmentum IV/6
- Otto Ebner: Heimatstädtchen Ybbs, woher kommt dein Name, Mitteilungsblatt des Kulturamtes der Stadt Ybbs, Folge 5, Ybbs 1958, S. 1–6.
- Bauinschrift: DDD(ominorum) nnn(ostrorum) Valentiniani / Valenti/s et Gratiani perennium Augustor/um saluberrima iussionem hunc / burgum a fundamentis ordinante / viro clarissimo Equitio comite et / utriusquae militiae magistro i/nsistente etiam Leontio p(rae)p(osito) mili/tes auxiliares Lauriacenses cu/r(a)e eius conmissi consulatus / eorundem dominorum prin/cipumque nostrorum tertii ad / summam manum perduxserunt(!) / perfectiones. CIL 3, 5670a; "Auf heilbringenden Befehl unserer Herren, der stets regierende Kaiser Valentinianus, Valens und Gratianus, haben diesen Burgus von den Fundamenten an bis zum äußersten Dachfirst aufgrund des Auftrags des vir clarissimus, des comes und Heermeisters beider Truppenteile, Equitius sowie unter Aufsicht des Kommandanten Leontius die dessen Befehl unterstellten Auxiliarsoldaten von Lauriacum im dritten Konsulat der oben genannten Herrn und Fürsten errichtet". Übersetzung: A. Hofeneder; Rene Ployer, Ybbs an der Donau. In: Der römische Limes in Österreich, 2015, S. 192, Kandler/Vetters, 1989, S. 122, Marth 2016, S. 82, 216, 352.
- Kurt Genser, 1985, S. 228 und 231,Fundberichte aus Österreich, Band 8, 1961–1965, S. 99.
- auf der Seite des Bundesdenkmalamtes.