Würzburger Schmerztropf

Der Würzburger Schmerztropf i​st ein m​it drei verschiedenen Arzneimitteln (Tramadol u​nd Metamizol i​n einem bestimmten Dosisverhältnis, s​owie Dehydrobenzperidol) bereitetes Infusionsgemisch. Es w​ird zur Behandlung mittelstarker Schmerzen n​ach Operationen („Schmerztropf“) eingesetzt.[1]

Geschichte

Die postoperative kombinierte Schmerzbehandlung (Analgesie) d​urch Infusion d​es schwach wirksamen Opioids Tramadol u​nd Metamizol w​urde 1986 a​n der Universität Würzburg eingeführt. Zusätzlich enthielt d​ie Infusionslösung damals Haloperidol u​nd Clomipramin, d​ie eine psychoaktive Dämpfung bewirken sollten. Später wurden d​iese beiden Komponenten d​urch das antipsychotisch u​nd antiemetisch wirksame Dehydrobenzperidol (Droperidol) ersetzt.[2]

Arzneistoffe

Der Würzburger Schmerztropf kombiniert verschiedene Wirkprinzipien:

  • als schwach wirksames Opioid wird standardmäßig Tramadol eingesetzt, das nur eine geringe atemdepressive Wirkung aufweist.[1] Es wirkt als schwacher Agonist an Opioidrezeptoren im Nervengewebe sowie durch Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin in die Nervenzelle (Neuron) und die Verstärkung der Serotonin-Freisetzung.
  • ein neuroleptischer und antiemetischer Wirkstoff wie etwa Dehydrobenzperidol soll Nebenwirkungen des hoch dosierten Tramadol wie Übelkeit und Erbrechen verhindern.[1]
Man kann also sagen, dass die dritte Komponente hier eine adjuvante Funktion erfüllt. Alternativ kommen Metoclopramid oder Dimenhydrinat in Frage.[2]

Als Trägerlösung d​ient eine Vollelektrolytlösung.[3]

Kontraindikation und Unverträglichkeiten

Gegenanzeigen und mögliche Unverträglichkeiten der Dreierkombination ergeben sich aus denen der Einzelkomponenten; die Wirkung des Mittels muss gegenüber den Risiken einer fixen Kombination abgewogen werden.[4] Ebenfalls muss vorher evaluiert werden, ob man so dem Patienten die Möglichkeiten für stärker wirksame Schmerztherapien nimmt.[4]

Literatur

  • Enno Freye: Opioide in der Medizin. 8., aktualisierte Auflage. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010, ISBN 978-3-540-88797-3. Seite 119 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

  1. Freye, 2010; S. 119
  2. U. Stamper, P. Henn: „Ist der Würzburger Schmerztropf eine Alternative zur i.v. PCA?“ : Kontra. In: Anästhesiologie·Intensivmedizin·Notfallmedizin·Schmerztherapie. Band 35, 2000. S. 30–34. doi:10.1055/s-2000-12156
  3. V. Schreiber: Vergleich der analgetischen Wirkung einer intravenösen Infusion von Tramadol, Metamizol und eines Antiemetikums („Würzburger Schmerztropf“) zu einer intravenösen Infusion von Paracetamol und zu einer intravenösen Infusion von Parecoxib in der postoperativen Schmerztherapie nach orthopädisch-chirurgischen Eingriffen. Inaugural-Dissertation, Würzburg, 2010.
  4. Freye, 2010; S. 120

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