Württembergische Frottierweberei Lustnau
Die Württembergische Frottierweberei Lustnau GmbH war ein deutsches Unternehmen der Textilindustrie im Tübinger Stadtteil Lustnau. Bekannt wurde vor allem die Marke Egeria, unter der die Produkte verkauft wurden. Zeitweilig war das Unternehmen der größte industrielle Arbeitgeber Tübingens.
Geschichte
Gegründet wurde die Weberei am 29. November 1920 von Konrad Hornschuch und Hermann Schweitzer (* 1884; † 1961)[1], indem die beiden Gründer ein bereits seit 1911 bestehendes Textilunternehmen in der damals selbständigen Gemeinde Lustnau aufkauften, umfirmierten und sukzessive ausbauten. Der Betrieb begann mit zunächst 44 Mitarbeitern. Hergestellt wurden vor allem Hand- und Badetücher, später kamen Bademäntel hinzu. In den 1920er und 1930er Jahren etablierten sich die Produkte vor allem im Hochpreissegment. Zahlreiche namhafte Hotels und der Schnelldampfer Bremen wurden mit Egeria-Frottierwaren ausgestattet. Mit der steigenden Nachfrage stieg auch die Zahl der Beschäftigten bis Mitte der 1930er Jahre auf über 500. Um noch mehr weibliche Arbeitskräfte beschäftigen zu können, eröffnete das Unternehmen 1938 einen in der damaligen Zeit seltenen Werkskindergarten.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion von Textilien weitgehend eingestellt, da die Werkshallen für die Produktion kriegswichtiger Motoren beschlagnahmt worden waren. Im Boom der Nachkriegsjahre erlebte auch die Württembergische Frottierweberei ihre Blütezeit. In den 1950er und 1960er Jahren wurden bis zu 1500 Mitarbeiter, darunter zahlreiche italienische Gastarbeiter beschäftigt. Diese gründeten eine noch heute betriebene Bocciabahn direkt neben dem Werksgelände. Mit dem Niedergang der deutschen Textilindustrie geriet auch das allgemein als Egeria bezeichnete Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1992 wurde über die Württembergische Frottierweberei Lustnau GmbH das Konkursverfahren eröffnet und einige Jahre später der Betrieb eingestellt.[2]
Das Unternehmen heute
Die Württembergische Frottierweberei Lustnau GmbH existiert seit den 1990er Jahren nicht mehr, der Markenname Egeria ist aber erhalten geblieben. Er wurde von einem türkischen Unternehmen aufgekauft, das unter anderem in einem Teil der ehemaligen Werkshalle in Tübingen seine Produkte unter diesem Namen verkauft. Die ehemaligen Fabrikhallen wurden weitgehend abgerissen und das Areal mit Wohngebäuden überbaut. Stehengeblieben ist lediglich das Gebäude mit dem Egeria-Turm, dem einstigen Wahrzeichen des Unternehmens.[3]
Im Juli 2020 verlegte das Unternehmen seinen Firmensitz ins nordrhein-westfälische Mettmann.[4]
Weblinks
- www.egeria.de
- Schwäbisches Tagblatt (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive)
- Das Areal heute
Einzelnachweise
- Laut Zusatzschild unter dem Straßennamensschild der Hermann-Schweitzer-Straße in Tübingen-Lustnau
- Schwäbisches Tagblatt vom 22. Mai 2010.
- Archivlink (Memento vom 25. Juli 2014 im Internet Archive) Schwäbisches Tagblatt vom 5. Februar 2010.
- Egeria - von Tübingen nach Mettmann. In: Stadtverwaltung Mettmann. 29. Juli 2021, abgerufen am 29. Juli 2021 (deutsch).