Vorgarten
Der Vorgarten ist der Eingangsbereich eines Grundstücks, der zwischen dem Gebäude und der Straße liegt und als Garten gestaltet ist. Zum Vorgarten gehören neben einer Grünfläche der Zuweg zum Hauseingang, die Abgrenzung zur Straße hin durch einen Zaun oder eine andere Einfriedung, eventuell ein PKW-Stellplatz oder Carport und ein sichtgeschützter Platz für die Mülltonnen.
Da der Vorgarten als Repräsentationsfläche gilt, wird auf seine Gestaltung meist großer Wert gelegt. Die Gestaltungsfreiheit findet aber ihre Grenzen in öffentlichen Vorschriften. Der Abstand zwischen Gebäude und Straße und damit die Größe des Vorgartens können in Deutschland und Österreich im Bebauungsplan festgelegt sein. Kommunale Verordnungen zur öffentlichen Sicherheit und Einheitlichkeit des Straßenbildes können die konkrete Vorgartengestaltung beeinflussen.
Der Vorgarten ist auch eine soziokulturelle Erscheinung und maßgeblich von der Ästhetik der europäischen Landschaftsarchitektur des 17. Jahrhunderts geprägt.[1][2] Er gilt bei einem Teil der Bevölkerung als „Aushängeschild“ des gesamten Haushalts.
Ökologische Bewertung und Politisierung
Im Zuge von Biodiversitätsverlusten und der zunehmenden Beachtung von Ökosystemdienstleistungen entwickelte sich in den Vereinigten Staaten (USA) in den 2000er-Jahren eine aus dem Guerilla- und Urban Gardening stammende Kritik am klassischen Vorgarten (mit Rasenflächen und kaum Nutzpflanzen), der in Teilen der USA weiterhin gesetzlich vorgeschrieben ist.[3][4] Studien zeigen, dass naturbelassene Flächen und Pflanzenvielfalt auch zur Artenvielfalt vorhandener Tiere sowie Kühlung beitragen[5][6] und weniger Instandhaltungsaufwand bedürfen.[7] Dabei ist die Steigerung der Biodiversität in Vorgärten bisher wesentlich durch ästhetische Motiv der Vielfalt und weniger durch die Wahrnehmung ökologischer Relevanz geprägt,[8] auch wenn lokale Initiativen maßgeblichen Einfluss auf die Problemwahrnehmung haben können.[9] Im deutschsprachigen Raum konzentriert sich die Debatte vor allem auf das Extrem der Schottergärten.[10][11][12]
Siehe auch
Literatur
- Fritz Haeg (Hrsg.): Edible Estates. Attack on the Front Lawn. 2. Auflage. Metropolis: New York City 2010. ISBN 978-1935202127.
- M. Haag, M. Machatschek (Red.): Über Vorgärten. Schriften der Cooperative Landschaft 2, Wien 1993.
- Horst Schümmelfeder: Der Vorgarten: Raum zwischen Garten und Haus; Funktion, Gestaltung, Beispiele. München 1990.
Weblinks
Einzelnachweise
- Loren B. Byrne: Of looks, laws and lawns. How human aesthetic preferences influence landscape mangement, public policies and urban ecosystems. In: David N. Laband (Hrsg.): Emerging Issues along Urban/Rural Interfaces. Linking Science and Society. Conference Proceedings. Auburn University, National Science Foundation, Atlanta August 2005, S. 43 (rwu.edu [PDF]).
- Tim Kurz, C. Baudains: Biodiversity in the front yard: An investigation of landscape preference in a domestic urban context. 2012, ISSN 0013-9165 (exeter.ac.uk [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
- Bret Rappaport: As Natural Landscaping Takes Root We Must Weed Out the Bad Laws. How Natural Landscaping and Leopold's Land Ethic Collide with Unenlightned Weed Laws and What Must Be Done about It. In: J. Marshall L. Rev. Band 26, Nr. 4 (865), 1993 (uic.edu).
- Frank Cerabino: Lawn police trim $30,000 from Florida man who violates the 10-inch rule | Frank Cerabino. Abgerufen am 23. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
- Désirée Tommasi, Alice Miro, Heather A. Higo, Mark L. Winston: Bee diversity and abundance in an urban setting. In: The Canadian Entomologist. Band 136, Nr. 6, Dezember 2004, ISSN 0008-347X, S. 851–869, doi:10.4039/n04-010 (cambridge.org [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
- Xavier W. Francoeur, Danielle Dagenais, Alain Paquette, Jérôme Dupras, Christian Messier: Complexifying the urban lawn improves heat mitigation and arthropod biodiversity. In: Urban Forestry & Urban Greening. Band 60, Mai 2021, S. 127007, doi:10.1016/j.ufug.2021.127007 (elsevier.com [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
- Lionel S. Smith, Mark D. E. Fellowes: The grass-free lawn: Management and species choice for optimum ground cover and plant diversity. In: Urban Forestry & Urban Greening. Band 13, Nr. 3, 1. Januar 2014, ISSN 1618-8667, S. 433–442, doi:10.1016/j.ufug.2014.04.008 (sciencedirect.com [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
- Allison Blanchette, Tara L.E. Trammell, Diane E. Pataki, Joanna Endter-Wada, Meghan L. Avolio: Plant biodiversity in residential yards is influenced by people’s preferences for variety but limited by their income. In: Landscape and Urban Planning. Band 214, Oktober 2021, S. 104149, doi:10.1016/j.landurbplan.2021.104149 (elsevier.com [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
- Mark A. Goddard, Andrew J. Dougill, Tim G. Benton: Why garden for wildlife? Social and ecological drivers, motivations and barriers for biodiversity management in residential landscapes. In: Ecological Economics (= Sustainable Urbanisation: A resilient future). Band 86, 1. Februar 2013, ISSN 0921-8009, S. 258–273, doi:10.1016/j.ecolecon.2012.07.016 (sciencedirect.com [abgerufen am 23. Dezember 2021]).
- Julia Kloß: Schottergarten. Deshalb sollte er deutschlandweit verboten werden. In: Utopia. 20. April 2021, abgerufen am 23. Dezember 2021 (deutsch).
- Negativtrend Schottergarten. In: NABU. Abgerufen am 23. Dezember 2021.
- Verwirrung um Schottergärten in Baden-Württemberg. Bestandsschutz oder Rückbaupflicht? Gemeindetag spricht von ungeklärter Rechtslage. In: SWR Aktuell. 23. Juli 2021, abgerufen am 23. Dezember 2021.