Vielstängelige Sumpfbinse
Die Vielstängelige Sumpfbinse (Eleocharis multicaulis)[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Sumpfbinsen (Eleocharis) innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Sie ist von den Azoren über Marokko bis Europa verbreitet. Sie bildet in Mitteleuropa niedrigwüchsige Verlandungsröhrichte in flach überschwemmten Uferzonen von Heideweihern und Moortümpeln (dystrophe Stillgewässer). Sie gilt allgemein als selten.
Vielstängelige Sumpfbinse | ||||||||||||
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Illustration der Vielstängeligen Sumpfbinse (Eleocharis multicaulis), rechts, als Büschel-Simse bezeichnet. Links die Eiförmnige Sumpfbinse (Eleocharis ovata) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Eleocharis multicaulis | ||||||||||||
(Sm.) Desv. |
Beschreibung
Die Vielstängelige Sumpfbinse wächst als überwinternd grüne, ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen zwischen 10 und 50 Zentimetern.[1] Er bildet ohne Ausläufer kleine bis mittelgroße Horste. Die aufrecht bis niederliegend wachsenden, grasgrünen und spreitenlosen Stängel sind rund und glatt. An der untersten Spelze der Ährchen bildet sich gelegentlich ein Achselspross, welcher sich durch sein Eigengewicht abwärts neigt und bei Bodenkontakt bewurzelt. So können dichte Rasen bzw. Kleinröhrichte entstehen. Die Blattscheiden sind braun bis rötlich.
Die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis August, reicht selten auch bis in den Oktober. Der Blütenstand besteht aus nur einem endständigen Ährchen. Das 7- bis 30-blütigen Ährchen ist bei einer Länge von 5 und 14 Millimetern länglich-spitz. Die rotbraunen Spelzen sind bei Länge von 3 bis 4 Millimetern eiförmig, stumpf und stets länger als die Frucht. Die Spelzen besitzen einen Hautrand sowie einen grünen Mittelnerv. Die vier bis sechs Blütenhüllborsten sind kürzer oder wenig länger als die Frucht. Die olivbraune, scharf dreikantige Frucht ist etwa 2 Millimeter lang sowie 1 Millimeter breit. Die Blüten sind zwittrig. Es sind zwei Staubblätter vorhanden. Der Griffel besitzt eine ist etwas verdickte sowie deutlich eingeschnürte Basis und endet in drei Narben.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 20.[2]
Ökologie
Bei der Vielstängeligen Sumpfbinse handelt es sich um einen Hemikryptophyten.[1]
Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Es erfolgt Windausbreitung oder Klettausbreitung.[1]
Vorkommen und Gefährdung
Das Verbreitungsgebiet der Vielstängeligen Sumpfbinse umfasst Europa einschließlich der Azoren und Kanaren mit einem Schwerpunkt im atlantischen Westen. Außerdem kommt sie in Nordafrika vor.[3] In Mitteleuropa kommt sie in den Hochmooren des nordwestlichen Tieflands in kleinen Beständen zerstreut vor; sonst ist sie in Mitteleuropa sehr selten, dort liegt ihr südwestlichster Standort in den Vogesen; südlich davon fehlt sie; die Ostgrenze ihrer Verbreitung verläuft etwa an der gedachten Linie Vogesen-Lübeck.[4]
Die Vielstängelige Sumpfbinse besiedelt die Ufer von Heide- und Moortümpeln, Zwischen- und Regenmoorschlenken sowie vermoorte Dünentäler. Sie wächst in Mitteleuropa in der Uferzone mooriger Tümpel, seltener auf stark verschlammtem, basenarmem Feinsand im Hochwasserbereich von Weihern oder Seen. Die Vielstängelige Sumpfbinse braucht hohe Luftfeuchtigkeit, und sie erträgt höchstens mäßige Winterkälte.[4] Sie gedeiht auf nährstoffarmen, mäßig basenreichen sowie mäßig sauren, nassen, wenig durchlüfteten Torf- oder Schlammböden und meidet stickstoffreichen Untergrund.[4]
Eleocharis multicaulis ist die Kennart der Pflanzengesellschaft der Vielstängeligen Sumpfbinse (Eleocharitetum multicaulis) aus dem Verband Hydrocotylo-Baldellion.[2]
In Deutschland gilt die Vielstängelige Sumpfbinse nach der Roten Liste gefährdeter Pflanzen von 1996 als stark gefährdet (Gefährdungskategorie 2).[1] Bedroht ist sie vor allem durch die Eutrophierung der Böden durch intensive Landwirtschaft, die Entwässerung von Mooren und die Trockenlegung von Feuchtwiesen.
Literatur
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
Einzelnachweise
- Vielstängelige Sumpfbinse. FloraWeb.de
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 165.
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Eleocharis multicaulis. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 27. Oktober 2016.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Weblinks
- Vielstängelige Sumpfbinse. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Karte zur weltweiten Verbreitung
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Verbreitung in den Niederlanden (niederl.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Datenblatt mit Fotos.