Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur
Der Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur (VEBWK) mit Sitz in München hat den Vereinszweck, die bayerische Wirtshauskultur und damit zahlreiche Kommunikationsstätten zu erhalten. Heute ist in Bayern jede vierte Gemeinde ohne Wirtshaus. Der Verein will angeblich übermäßigen Einschränkungen der persönlichen Freiheit entgegenwirken und die Interessen sowohl der Gastronomen als auch der Gäste gegenüber politischen Entscheidungsträgern vertreten.[1]
Als Vereinsziele werden genannt: Korrekturen am geltenden Gesundheitsschutzgesetz, kein generelles Rauchverbot durch die EU, Liberalisierung der Stille Tage Regelung, Beibehaltung der geltenden Sperrzeitregelung, keine Alkoholverkaufsverbote, reduzierter Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie, praktikable und bezahlbare Lösungen beim Brandschutz, kein Hygienebarometer.[2]
Gründung
Der Verein wurde am 5. Dezember 2007 gegründet. Er ging aus dem von Franz Bergmüller, Rudi Ostermeier, Dietmar Assel, Heinrich Kohlhuber, Hans Eser und Hans Koller ins Leben gerufenen Arbeitskreis zum Erhalt der Dorfwirtschaften und Kneipen (AEDK) hervor. Erster Vorsitzender des Vereins wurde Franz Bergmüller, der dieses Amt noch heute ausübt.[3]
Am 10. Dezember 2007 rief der VEBWK zu einer Protestveranstaltung gegen das damals geltende totale Rauchverbot im Münchner Löwenbräukeller auf, die von ca. 1500 bayerischen Wirten und Gastronomiebeschäftigten besucht wurde. Die Veranstaltung fand in den Medien breiten Widerhall.[4]
Der Verein fordert, in Einraumgaststätten bis 75 m² selbst wählen zu dürfen, ob sie als Raucherlokal geführt werden, während größere Gaststätten einen separaten Raucherraum einrichten dürfen.[5]
Mitgliederentwicklung
Der Verein zählte im Februar 2008 ca. 10.000 Mitglieder[6] und im April 2008 über 70.000 Mitglieder. Er war damit zu diesem Zeitraum der am schnellsten wachsende Verein Deutschlands.
Dieses schnelle Wachstum verdankt er hauptsächlich der Tatsache, dass im bayerischen Gesundheitsschutzgesetz geschlossene Vereinsveranstaltungen in öffentlichen Lokalen vom Rauchverbot ausgenommen waren. Die Betreiber wiesen ihr Lokal deshalb als Vereinslokal des VEBWK aus. Von den Gästen wurde eine Mitgliedschaft im VEBWK gefordert, die 12 Euro pro Jahr kostete, um Zutritt zu einem solchen Raucherclub zu haben.
Am 1. Juni 2008 erschienen zu einer Großkundgebung des VEBWK mit dem Motto "Gegen Rauchverbot und Sperrstunde" auf der Münchner Theresienwiese, bei der auch namhafte Politiker zu einer Talkrunde eingeladen waren, ca. 500 Teilnehmer.[7]
Volksbegehren 2010
Angesichts des erfolgreichen Volksbegehrens „Für echten Nichtraucherschutz!“ und des daran angeknüpften Volksentscheids gründete der VEBWK Anfang 2010 das Aktionsbündnis „Bayern sagt nein!“, das sich für die Ablehnung des Volksbegehrens im Volksentscheid einsetzte. Bündnispartner waren neben dem VEBWK Branchenverbände der Gastronomie, der Festwirte, der Schausteller, der Brauereien sowie der Tabakindustrie. Als einzige Partei war die Bayernpartei dem Bündnis beigetreten.[8]
Die bayerischen Bürger entschieden sich jedoch für ein striktes Rauchverbot.[9]
Bayerischer Stammtischbruder
Seit 2011 vergibt der VEBWK jährlich den Preis „Bayerischer Stammtischbruder“. Diese Aktion wurde ins Leben gerufen, um auf das Wirtshaussterben aufmerksam zu machen. Ausgezeichnet werden soll eine Person, eine Gruppe oder eine Fernsehsendung, die sich in besonderem Maße um den Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur verdient gemacht hat. Das kann ein/eine Wirt/-in sein, der besonders die Stammtischkultur pflegt, das kann ein Heimatpfleger sein, genauso chancenreich ist aber auch ein Mitglied der schreibenden Zunft oder gar eine Fernsehsendung, die sich dem Thema Wirtshaus widmet. Alle eingegangenen Vorschläge werden von einer Jury gesichtet, die aus allen Einsendungen den Preisträger bestimmt. Die Jury setzt sich zusammen aus Vertretern des Verein zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur e. V., dem Dehoga Bayern, dem Bayerischen Brauerbund, dem Verband Private Brauereien sowie dem GenußJournal.
Gewürdigt in festlichem Rahmen, begleitet durch großes Medieninteresse und launig geehrt durch prominente Laudatoren wie Hannes Burger, Christian Ude (Münchner Oberbürgermeister a. D.), Luise Kinseher, Markus Söder (Bayerischer Finanzminister) und Barbara Stamm (Bayerische Landtagspräsidentin) findet dieser Preis immer größere Beachtung. Bisherige Preisträger waren die Familie Eser (Schloßgut Odelzhausen), Franz Zacher (Kirchenwirt, Kirchberg vorm Wald), Familie Schieder (Landgasthof Schieder, Altfalter), Familie Michel (Mahrsbräu Bamberg, Familie Böhm (Madenhäusle in Madenhausen)[10] 2016 sagte der als Laudator vorgesehene ehemalige Bundesminister Theo Waigel seine Teilnahme an der Verleihung wegen der AfD-Mitgliedschaft des Vereinsvorsitzenden Bergmüller ab.[11] Trotz der politischen Querelen nahm die Gemeinde Mertingen, vertreten von Bürgermeister Albert Lohner (CSU) zusammen mit Franz Nosalski, dem Pächter der Alten Brauerei Mertingen, den Preis aus den Händen von Volksschauspielerin Gitti Walbrun entgegen.[12]
Onlineportal
Im Sommer 2015 startete der Verein das Onlineportal www.wirtshausfreunde.de, da es in einigen bayerischen Orten kaum noch Wirtshäuser, Kneipen und Gastronomie gibt. Jeder Gastronom kann ein Profil auf www.wirtshausfreunde.de anlegen, jeder Besucher kann einen Kommentar über seinen Wirtshausbesuch hinterlassen. Nachdrücklich begrüßt wurde das neue Portal vom bayerischen Tourismusstaatssekretär Franz Josef Pschierer, der zum Start Marketingunterstützung der Bayern Tourismus Marketing GmbH zusicherte: „www.wirtshausfreunde.de ist ein aktiver Beitrag zur Unterstützung unserer Wirte und der bayerischen Wirtshauskultur im harten Wettbewerb. Damit ist es jetzt noch leichter, mit einer Vielzahl von Suchoptionen landesweit genau das Wirtshaus zu finden, das man sich gerade wünscht. […] Ich bin stolz auf die über 2.100 Wirte, die bereits mit dem VEBWK e.V. die Chancen der Digitalisierung beispielhaft nutzen. Diese Datenbasis ist ein wichtiger Beitrag für die Zukunft unserer Wirtshauskultur und damit der Identität des Tourismuslandes Bayern. Dieser Wirtshausfinder ist ein guter Grund mehr, noch öfter zum Wirt zu gehen - und damit auch einen persönlichen Beitrag zum Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur zu leisten!“[13]
Durch spezielle Suchkriterien kann nicht nur nach besonderen Spezialitäten, Lokalen in der Nähe oder am Urlaubsort gesucht werden, sondern auch nach den bevorzugten Biersorten. Erfahrungsberichte und Bewertungen kann jeder abgeben und damit vom Status des Wirtshausfreundes zum Wirtshauskönig aufsteigen. Auch die Wirte können ihr Lokal präsentieren und als Lokal der Woche in den Vordergrund der Bewertungsplattform treten.
Zudem wird eine Gastro-Immobilienbörse und eine Brauereienfinder angeboten. Außerdem kann man sich auch gleich die Wirtshäuser anzeigen lassen, die das entsprechende Bier ausschenken.[14]
Weblinks
Einzelnachweise und Fußnoten
- Vereinssatzung
- Vereinsziele http://www.vebwk.com/verein/unsere-ziele/
- http://www.vebwk.com/verein/vorstand
- Donaukurier vom 11. Dezember 2007 http://donaukurier.de/nachrichten/aktuellesthema/Revolte-in-dicker-Luft;art3112,1795848
- http://www.ganz-muenchen.de/freizeitfitness/alle_veranstaltungen/2007/12/raucherproteste/info.html
- Thomas Gautier: Schon 10000 Mitglieder im Qualm-Verein. In: abendzeitung-muenchen.de. 4. Februar 2008, abgerufen am 31. Mai 2019.
- Flyer Rauchverbot für Grosskundgebung (Memento vom 24. Oktober 2016 im Internet Archive)
- Das „Aktionsbündnis Bayern sagt Nein!“, abgerufen am 1. April 2020
- Pressemitteilung - Volksentscheid zum Nichtraucherschutz am 4. Juli 2010 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- http://www.vebwk.com/?s=Stammtischbruder
- rosenheim24.de, abgerufen am 28. September 2016
- Preisverleihung: Ein "Stammtischbruder für Mertingen". In: Augsburger Allgemeine. 15. Oktober 2016, abgerufen am 31. Januar 2017.
- http://www.vebwk.com/?s=Wirtshausfreunde
- http://www.wirtshausfreunde.de/