Valkyrjen (Schiff, 1895)
Die bei Schichau gebaute Valkyrjen war der erste Zerstörer der norwegischen Marine, die sie als Torpedobootjäger (norw. „torpedobåtjager“) bezeichnete. Die finanziellen Mittel für den Bau wurden unter norwegischen Frauen gesammelt, und deswegen erhielt das Schiff seinen Namen und wurde auch oft als das „Damenes Krigsskib“ (Damenkriegsschiff) bezeichnet. Die Valkyrjen schied 1922 endgültig aus dem Dienst der norwegischen Marine aus.
Die Valkyrjen in Kiel, 1900 | |
Übersicht | |
Typ | Zerstörer |
Bauwerft |
Schichau-Werke, Elbing |
Kiellegung | 1895 |
Stapellauf | 1895 |
Auslieferung | 17. Mai 1896 |
Außerdienststellung | 27. September 1920 |
Aus Schiffsregister gestrichen | 12. Mai 1922 |
Technische Daten | |
Verdrängung |
375 t, maximal 415 t |
Länge |
59,4 m über alles |
Breite |
7,42 m |
Tiefgang |
2,59 m |
Besatzung |
59 Mann |
Antrieb |
2 Thornycroft-Kessel, |
Geschwindigkeit |
23 kn |
Reichweite |
2300 sm bei 10 kn |
Bewaffnung |
2 × 76-mm-Armstrong-Schnellfeuergeschütze, |
Kohlenvorrat |
88 t |
Baugeschichte
Die Einsatzplanung bei Erteilung des Auftrages sah den Kampf gegen kleinere Torpedoboote auf See vor. Dazu war das Schiff jedoch zu langsam und nicht wendig genug. Auch die Bewaffnung war den üblichen Torpedobooten gegenüber nicht wirklich überlegen. So wurde das Schiff praktisch nur das Flaggschiff der neu bestellten 105 t-Torpedoboote 1. Klasse, von denen die ersten drei – Hval, Delfin und Hai – ebenfalls von Schichau geliefert wurden. Sieben weitere Boote dieser Größe wurden dann in Norwegen gebaut, die Boote der Storm- und der Laks-Klasse.
Die Valkyrjen war eine Weiterentwicklung des deutschen Divisionstorpedoboots, dessen vorangehende deutsche Ausführung, die D 9, bei etwa gleicher Verdrängung und Ausmaßen allerdings nur einen Schornstein, viel kürzere Masten und eine abweichende Bewaffnung hatte.
Die Valkyrjen war ein Zwei-Schornstein-Schiff mit zwei relativ hohen Masten. Der vordere Mast stand in der Kuhl zwischen Vorschiff und Brücke. Der hintere Mast befand sich ziemlich weit hinten und verfügte über Ladebäume. Ihre Bewaffnung bestand zwei 76-mm-L/44-Armstrong-Schnellfeuergeschützen Typ N[1], die auf der Mittschiffslinie am Ende des Vorschiffs unten hinten kurz vor der kleinen Poop aufgestellt waren. Dazu kamen vier 37-mm-L/45-Hotchkiss-Maschinenkanonen[2] und zwei 450-mm-Decks-Torpedorohre. Die drehbaren Rohre waren auf der Mittschiffslinie zwischen den Schornsteinen bzw. hinter dem hinteren Mast eingebaut.
Bis zur Indienststellung der Draug 1908 blieb die Valkyrjen der einzige Zerstörer der norwegischen Marine. Das völlig veraltete Schiff wurde nie modernisiert und erst nach dem Ersten Weltkrieg ausgesondert.
Einsatzgeschichte
Die Valkyrjen machte ihre erste Probefahrt am 11. Mai 1896 und wurde bereits am 17. Mai 1896 in Horten in Dienst gestellt. 1900 nahm sie an dem Besuch eines norwegischen Flottenverbands in Kiel teil, zu dem auch das Küstenpanzerschiff Tordenskjold, das Kanonenboot Frithjof und vier Torpedoboote gehörten. 1901 machte die Valkyrjen eine lange Fahrt entlang der norwegischen Küste mit den Küstenpanzerschiffen Tordenskjold, Harald Haarfagre und Norge.
Bei der Loslösung Norwegens aus der Personalunion mit Schweden 1905 kam es zu keinen Gefechten, obwohl die schwedische Marine etliche ihrer Einheiten in das Kattegat verlegte. Die Valkyrjen war das Flaggschiff von sechs Torpedobooten 1. Klasse, die am Oslofjord stationiert wurden, um dort, zusammen mit den vier Küstenpanzerschiffen, einen befürchteten schwedischen Angriff von See auf Oslo und die militärischen und industriellen Installationen in Ostnorwegen abzuwehren (Skagerrak-Geschwader).[3]
Im Ersten Weltkrieg blieb Norwegen neutral und seine Marine beschränkte sich auf den Schutz der norwegischen Hoheitsgewässer.
Ende der Valkyrjen
Nach dem Krieg wurde die Valkyrjen am 27. September 1920 außer Dienst gestellt und im Mai 1922 zum Abbruch verkauft, der dann auch im darauf folgenden Jahr durchgeführt wurde.
Literatur
- B. Weyer: Taschenbuch der Kriegsflotten, J.F. Lehmanns Verlag, München, 1905
Weblinks
Fußnoten
- 12pdr-12cwt QF
- Die-37-mm-Hotchkiss-Kanone auf Naval Weapons
- Jacob Børresen: Sjømilitære krigsforberedelser i ytre Oslofjord sommeren 1905. Vestfold University College und Borre Historical Society. Archivierte Kopie (Memento vom 12. April 2018 im Internet Archive) (norw.) (abgerufen am 20. Dezember 2020)