Urothelkarzinom
Als Urothelkarzinom, auch Übergangszellkarzinom oder Transitionalzellkarzinom genannt,[2] werden maligne Tumoren des Übergangsgewebes (Urothel), das die ableitenden Harnwege auskleidet, bezeichnet. Dementsprechend kommen sie als Krebs des Nierenbeckens, der Harnleiter, der Harnröhre und als Blasenkrebs vor.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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C65 | Bösartige Neubildung des Nierenbeckens |
C66 | Bösartige Neubildung des Ureters |
C67.- | Bösartige Neubildung der Harnblase |
C68.0 | Bösartige Neubildung der Urethra |
C68.9[1] | Bösartige Neubildung Harnorgan, nicht näher bezeichnet |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Je nach Grad der Entdifferenzierung weisen sie ein papilläres bis solides Wachstumsmuster auf.
Ätiologie und Pathogenese
Der Altersgipfel liegt zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr, wobei Männer doppelt so häufig betroffen sind wie Frauen. Für Deutschland rechnet man mit etwa 25.000 Neuerkrankungen und etwa 6.400 Todesfällen pro Jahr. In der ganzen Europäischen Gemeinschaft gibt es etwa 104.000 neue Fälle und 36.400 Todesfälle pro Jahr.[3]
Epidemiologisch konnten folgende Risikofaktoren gefunden werden:
- chronische Entzündung
- Leukoplakien
- aromatische Amine (Benzidin, 2-Naphthylamin)
- Teerprodukte (Rauchen: 4-fach erhöhtes Risiko)
- chronischer Missbrauch von Phenacetin[4]
Morphologie
Mehr als 90 % der Urothelkarzinome befinden sich in der Harnblase. Wie die Papillome sind sie vor allem an der Blasenrück- oder -seitenwand lokalisiert. Zudem wachsen die meisten Tumoren papillär. Dringt der Tumor in die Lamina propria ein, so spricht man von einem invasiven infiltrierenden Urothelkarzinom.[4]
Metastasierung
Die Metastasierung erfolgt frühzeitig über das Lymphsystem (lymphatisch). Erst später erfolgt eine Metastasierung über das Blutsystem (hämatogen) beispielsweise in Leber, Lungen und Knochen. Im metastasierten Zustand ist die Cisplatin-basierte Chemotherapie der derzeitige Therapiestandard. Bei einem Rezidiv nach Cisplatin-haltiger Chemotherapie wird seit 2010 das Vincaalkaloid Vinflunin empfohlen.[5]
Literatur
- Ursus-Nikolaus Riede, Hans-Eckart Schaefer: Allgemeine und spezielle Pathologie. Thieme, Stuttgart 1999, ISBN 3-13-683304-X.
- Werner Böcker, Helmut Denk, Philipp U. Heitz (Hrsg.): Repetitorium Pathologie. Elsevier, München 2004, ISBN 3-437-43400-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Alphabetisches Verzeichnis zur ICD-10-WHO Version 2019, Band 3. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Köln, 2019, S. 917
- H. Bünte, K. Bünte: Das Spektrum der Medizin. Schattauer Verlag, 2004, ISBN 3-7945-2374-1, S. 434. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- J. Ferlay, F. Bray, P. Pisani, D. M. Parkin: GLOBOCAN 2002: Cancer Incidence. Mortality and Prevalence Worldwide, IARC CancerBase No. 5, version 2. IARC Press, Lyon 2004.
- H. Bankl (Hrsg.): Arbeitsbuch Pathologie. Band 2+3. Facultas Verlag, 2000, ISBN 3-85076-536-9, S. 344. eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- A. Stenzl (Chairman), N. C. Cowan, M. De Santis, M. Kuczyk, A. S. Merseburger, M. J. Ribal, A. Sherif, J. A. Witjes: EAU Guidelines on Bladder Cancer – Muscle-invasive and Metastatic. (PDF; 299 kB) 2010, abgerufen am 19. Juni 2011 (englisch, Guidelines der European Association of Urology 2010).