Uplewarder Kirche
Die evangelisch-reformierte Uplewarder Kirche wurde um 1300 erbaut.[1] Sie steht im ostfriesischen Ort Upleward, in der Krummhörn, und war bis zur Reformation dem Heiligen St. Donatus geweiht.
Geschichte
Ob das heutige Bauwerk einen Vorgänger aus Holz hat, ist bis dato unbekannt. Um 1300 begannen die Einwohner von Upleward, eine Kirche aus Backstein zu errichten. Sie wurde nach Fertigstellung dem Heiligen St. Donatus geweiht. Im Gegensatz zu den Gotteshäusern der Nachbardörfer ist die Uplewarder Kirche viel schlichter gehalten. Das Kirchenschiff ist geprägt von der Idee, möglichst wenig Licht in das Bauwerk zu lassen und in dieser Hinsicht eng mit der Reformierten Kirche in Campen verwandt. Im Mittelalter herrschte die Vorstellung, durch den spärlichen Lichteinfall die Erhabenheit und die machtvolle Größe Gottes zu erfahren.[2] Lediglich im Osten wurde ein besonderer Raum für den Altar geschaffen, der durch eine Dreifenstergruppe gegliedert ist.[3] Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Kirche mehrfach umgebaut und repariert, so dass sie inzwischen ein völlig anderes Aussehen als zu Zeiten ihrer Errichtung hat. Bei Restaurierungsarbeiten in den 1990er Jahren wurden an den Längswänden der Kirche Kreuzmalereien entdeckt. Diese sollen vermutlich Apostelkreuze darstellen.
Baubeschreibung
Die Uplewarder Kirche ist eine Rechteck-Einraumkirche aus Backstein. Sie wurde im Stil der Gotik errichtet. Durch die vielen Umbauten ist heute in jeder Langseite nur noch ein altes Fenster vorhanden. Die übrigen, ursprünglich schmalen Spitzbogenfenster wurden nach der Reformation erweitert, um mehr Licht in das Bauwerk zu lassen. Die nachträglich eingebrochenen und wieder zugemauerten Hagioskope, zwei in der Süd- und eines in der Nordwand, sind nur noch außen erkennbar.[4] Zu Zeiten ihrer Erbauung hatte die Kirche drei Portale. Die beiden Eingänge auf der Südseite wurden von den Männern sowie den Priestern genutzt, während durch das nach Norden ausgerichtete Portal nur die Frauen die Kirche betreten durften.[2] Die alten Portale wurden vermauert, darunter eines mit Kleeblattbogen. Er ist als Element der Hochgotik in der mittelalterlichen Bausymbolik ein Hinweis auf die Dreifaltigkeit. In Ostfriesland kommt ihm eine besondere religiös-politische Bedeutung zu, da er mit einer Darstellung auf dem Siegel des Upstalsboom aus dem Jahr 1324 eines der Symbole der Friesischen Freiheit ist.
Innerhalb der Kirche wurde ein kleiner Gemeinderaum eingerichtet, da kein Gemeindehaus vorhanden ist.[2] Der Dachreiter wurde 2003 erneuert. Er trägt an seiner Spitze einen vergoldeten Wetterhahn, der 1700 geschaffen wurde.[2]
Ursprünglich war das Innere mit vier Jochen überwölbt, die inzwischen durch eine Voutendecke ersetzt wurden. Der freistehende Glockenturm des geschlossenen Typs befindet sich südöstlich des Hauptbaus. Er wird auf das Jahr 1854 datiert[1] und trägt eine Bronzeglocke von 1752.[2]
Ausstattung
Die Reste eines Sakramentshäuschens aus der Uplewarder Kirche sind heute im Mühlenmuseum in Pewsum zu sehen.[5] Die Kanzel an der Südwand ist ein Werk des 18. Jahrhunderts.[2] Die Orgel stammt aus dem Jahr 1963 und wurde vom Orgelbauer Alfred Führer aus Wilhelmshaven erbaut.
An der Außenmauer wurden Grabplatten aufgestellt, darunter zwei mit Wappen, die auf das 16. Jahrhundert datiert werden.[1]
Sonstiges
Während des Achtzigjährigen Krieges ließen sich viele niederländische Flüchtlinge in der Krummhörn nieder. Einige wirkten dort als Pastoren in den reformierten Gemeinden, so auch in Upleward, wo Johann Bogermann wirkte. Sein Sohn Johannes Bogermann wurde 1576 im Pfarrhaus geboren. Er gilt als einflussreicher reformierter Theologe des 17. Jahrhunderts und wurde 1618/19 zum Präses der Dordrechter Synode gewählt.[6]
Siehe auch
Literatur
- Hermann Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum. 2. Auflage. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebs-GmbH, Aurich 2009, ISBN 978-3-940601-05-6, S. 161, 167 f., 171, 176, 186.
Weblinks
- Homepage der Kirchengemeinde
- Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Upleward (PDF-Datei; 51 kB)
- Genealogie-Forum: Upleward
Einzelnachweise
- Georg Dehio: Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag; Auflage: Neubearbeitung, stark erweiterte Ausgabe. München, Berlin (1. Januar 1992), ISBN 3-422-03022-0, S. 1284.
- Reformiert.de: Evangelisch-reformierte Gemeinde Upleward, eingesehen am 15. Juni 2011
- Hermann Haiduk: Mittelalterliche Architektur in Ostfriesland. In: Karl-Ernst Behre, Hajo van Lengen: Ostfriesland. Geschichte und Gestalt einer Kulturlandschaft, Aurich 1995, ISBN 3-925365-85-0. S. 271.
- Ingeborg Nöldeke: Verborgene Schätze in ostfriesischen Dorfkirchen – Hagioskope, Lettner und Sarkophagdeckel – Unbeachtete Details aus dem Mittelalter. Isensee Verlag, Oldenburg 2014, ISBN 978-3-7308-1048-4, S. 112 ff.
- Greetsiel und die Krummhörn: Upleward, eingesehen am 15. Juni 2011.
- Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Upleward (PDF-Datei; 51 kB), eingesehen am 15. Juni 2011.