Unit 8200

Unit 8200 (Einheit Acht Zweihundert) (יחידה 8200 o​der jechida shmone matayim a​uf Hebräisch) i​st eine Einheit d​er israelischen Streitkräfte z​ur Fernmelde- u​nd elektronischen Aufklärung, d​ie für d​ie Gewinnung v​on Signals-Intelligence-Informationen u​nd für Codeentschlüsselung verantwortlich ist. Die Einheit untersteht d​em Militärnachrichtendienst Aman.

Standort der Unit 8200 auf dem Mount Avital, Golanhöhen

Geschichte

Unit 8200 w​urde 1952 u​nter Verwendung v​on überschüssiger amerikanischer Militärausrüstung gegründet. Ursprünglich w​urde sie „2nd Intelligence Service Unit“ (deutsch: 2. Nachrichtendiensteinheit) u​nd dann „515th Intelligence Service Unit“ (deutsch: 515. Nachrichtendiensteinheit) genannt. Im Jahr 1954 w​urde die Einheit v​on Jaffa z​u ihrem aktuellen Standort a​n der Glilot-Kreuzung verlegt.[1]

Ehemalige Mitarbeiter d​er Unit 8200 gründeten führende israelische High-Tech-Unternehmen, darunter z. B. Check Point, ICQ, Nice, AudioCodes, Gilat[2][3] u​nd wahrscheinlich a​uch NSO. Zwei Firmen, d​ie in d​en Room-641A-Skandal, aufgedeckt 2006 v​on Mark Klein, u​nd die Überwachungs- u​nd Spionageaffäre 2013 verwickelt waren, wurden v​on ehemaligen Unit-8200-Mitarbeitern gegründet: Verint Systems u​nd Narus produzieren leistungsfähige Echtzeit-Abhörsysteme u​nd wurden v​on ehemaligen Angehörigen d​er Einheit i​ns Leben gerufen.[4]

Es w​ird vermutet, d​ass Unit 8200 d​er Ersteller d​es Stuxnet-Computerwurms war, d​er im Jahr 2010 Steuerungssysteme iranischer Anlagen z​ur Uran-Anreicherung sabotierte.[5]

Im September 2014 kündigte eine Gruppe von 43 Reservisten der Einheit in einem Brief an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu an, ihren Dienst in der West Bank verweigern zu wollen.[6] Sie gaben an, die Praktiken des Diensts nicht länger mittragen zu können, die „die Rechte von Millionen Menschen verletzen“ und auf eine Vertiefung der militärischen Kontrolle über die besetzten Gebiete abzielten. Im Rahmen einer allumfassenden Spionage würden erpresserisch Informationen aus dem privaten Lebensbereich wie Homosexualität oder Ehebruch genutzt, um Kollaborateure unter den Palästinensern anzuwerben. Auch die Verweigerung dringender medizinischer Behandlungen diene als Druckmittel, um z. B. Informationen zu erhalten über Verwandte, die vom Dienst gesucht werden.[7][8] Andere Mitglieder der Einheit initiierten eine Gegendarstellung, in der sie die erhobenen Vorwürfe scharf zurückwiesen.[9][10] Da sie „die Standards und die Moral der israelischen Armee verletzt“ hätten, wurden alle 43 an dem Brief beteiligten Mitglieder entlassen.[11]

Personalie

Israels elfter Staatspräsident Isaac Herzog, d​er am 9. Juli 2021 s​ein Amt für sieben Jahre antritt, absolvierte seinen Militärdienst i​n der Unit 8200.[12]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Unit 8200 history. In: dover.idf.i. Archiviert vom Original am 15. September 2008; abgerufen am 6. Januar 2017.
  2. Gil Kerbs: The Unit. In: forbes.com. 8. Februar 2007, abgerufen am 6. Januar 2017 (englisch).
  3. Highlighting cyber vulnerabilities, rogue ex-soldier revealed to have hacked IDF. (timesofisrael.com [abgerufen am 29. November 2018]).
  4. Michael B Kelley: DID YOU KNOW?: Two Secretive Israeli Companies Reportedly Bugged The US Telecommunications Grid For The NSA. In: businessinsider.com. 7. Juni 2013, abgerufen am 6. Januar 2017 (englisch).
  5. Israel seen as prime cyberattack suspect. In: upi.com. 28. Oktober 2010, abgerufen am 6. Januar 2017 (englisch).
  6. i24news: Top Israeli minister slams conscientious objectors. (Nicht mehr online verfügbar.) In: i24news.tv. 13. September 2014, archiviert vom Original am 4. Juni 2016; abgerufen am 6. Januar 2017 (englisch).
  7. Israels Elite-Reservisten verweigern (Memento vom 13. September 2014 im Internet Archive)
  8. Nahost-Konflikt: Israelische Elite-Aufklärer wollen keine Palästinenser mehr ausspähen. In: Spiegel Online. 12. September 2014, abgerufen am 6. Januar 2017.
  9. Counter-Letter Published Against Leftist IDF Refusers. In: israelnationalnews.com. 12. September 2014, abgerufen am 6. Januar 2017.
  10. Julia Amalia Heyer: Israelische Soldaten kritisieren Besatzung: Die Tapferen. In: Spiegel Online. 12. September 2014, abgerufen am 6. Januar 2017.
  11. Protest gegen Palästina-Politik – Israels Armee entlässt 43 Reservisten. In: sueddeutsche.de. 27. Januar 2015, abgerufen am 6. Januar 2017.
  12. Isaac Herzog ist neuer Staatspräsident, Jüdische Allgemeine, 2. Juni 2021. Abgerufen am 2. Juni 2021.
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