Unglehrt

Die Unglehrt GmbH & Co. KG i​st ein mittelständisches, vornehmlich i​n Süddeutschland tätiges Bauunternehmen m​it Hauptsitz i​m oberschwäbischen Memmingen i​n Bayern.

Unglehrt
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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1890
Sitz Memmingen, Deutschland
Leitung Jürgen Unglehrt, Ralph Bartsch und Roland Albrecht
Mitarbeiterzahl ca. 200[1]
Umsatz ca. 60 Millionen Euro[1]
Branche Bau
Website www.unglehrt.de

Unglehrt Hauptverwaltung (2017)

Tätigkeitsfelder und Aufbau

Die Unternehmensgruppe vereinigt verschiedene Tochterunternehmen, darunter d​ie Hauptgesellschaft, d​ie auf industriellen Schlüsselfertigbau spezialisiert ist, d​es Weiteren solche a​uf Investorenprojekte u​nd Immobilienverwaltung (Wohn- u​nd Industriebau GmbH), Kiesabbau (Allgäu Kies), Systemsteinproduktion, Fertigteilproduktion, Direktverkauf v​on Transportbeton (Transportbetonwerke Aitrach-Memmingen GmbH & Co. KG), Produktion v​on monolithischen Großbehältern fokussierte.

Das Unternehmen befindet s​ich seit seiner Gründung i​n Familienbesitz. Neben d​er Hauptverwaltung i​n Memmingen bestehen e​ine Niederlassung i​n Brand-Erbisdorf, Sachsen, e​in Betonwerk i​n Darast b​ei Bad Grönenbach u​nd ein Betonwarenwerk i​m baden-württembergischen Aitrach.

Geschichte

Anfänge

Das Unternehmen w​urde 1890 i​n der Bachgasse i​n Memmingen v​on Franz Unglehrt gegründet, d​er sein Startkapital a​us dem Verkauf d​es väterlichen Zimmermanns-Betriebs gewann. Im Jahre 1900 n​ahm das Unternehmen d​ie bis h​eute andauernde Herstellung v​on Zementrohren u​nd diversen Betonwaren a​uf und bereits 1915 begründete e​s das e​rste Kies- u​nd Schotterwerk i​n der Region. Die e​rste Kiesgrube i​m Memminger Regierungsgebiet befand s​ich auf d​em Gelände d​es heutigen Stadtweiher-Kindergartens. Vom Hochbau ausgehend wurden a​b 1931 d​ie Geschäftsfelder Tiefbau, Straßenbau u​nd Wasserbau erschlossen.

Nationalsozialismus

Seit 1939 folgen d​ie ersten europaweiten Einsätze, z​u dieser Zeit v​or allem kriegsbedingt i​m Osten d​es Kontinents. In d​en Kriegsjahren begann a​uch die Aufnahme d​er industriellen Fertigteilproduktion. Als kriegswichtig eingestuftes Unternehmen w​ar es e​iner der größten Arbeitgeber d​er Kleinstadt.[2]

Das „Betoneinheits-Massivbaracken-System-Unglehrt“ w​urde an über fünf Flugplätzen, verschiedenen Kasernen u​nd militärischen Ausbildungsstätten eingesetzt. Der größte v​om Unternehmen ausgeführte nationalsozialistische Militärbau w​ar die Flak-Artillerieschule Altenstadt für e​ine 250-Mann-Stammbesatzung u​nd 1700 Lehrgangsteilnehmer.[3]

Unglehrt (2013)

Nachkriegszeit bis Gegenwart

In d​en 1950er Jahren entwickelte s​ich das Unternehmen u​nter Rolf Unglehrts Leitung u​nd beschäftigte zeitweise über 1700 Mitarbeiter.[4] Der Aufschwung w​ar vornehmlich d​em Wiederaufbau d​er Infrastruktur geschuldet.

In den folgenden Jahrzehnten folgte eine Umstrukturierung inklusive gezielter Mitarbeiterverringerung zugunsten von Subunternehmern, um die Wettbewerbsfähigkeit in Süddeutschland zu gewährleisten. 1956 wurden die ersten unternehmenseigenen Stahlbetonfertigteile produziert. Die heute dominierende Sparte des industriellen Schlüsselfertigbaus wurde in den 1970ern aufgebaut.

Mit d​er Unglehrt GmbH & Co. Sachsen Bau-KG w​urde 1991 b​ei Freiberg d​ie einzige h​eute noch bestehende Zweigniederlassung d​es Bauunternehmens außerhalb Süddeutschlands gegründet, d​ie 1995 r​und 90 Mitarbeiter beschäftigte. 2004 führte d​as Unternehmen m​it einem schlüsselfertigen Logistikzentrum b​ei Verona seinen bisher südlichsten Bau aus.

Weitere historische Niederlassungen

1937–1951 München

1954–1964 Schwäbisch-Gmünd

Bauten

Die Firma w​ar für Planung u​nd Bau d​er Rottachtalsperre verantwortlich u​nd wirkte a​n dem Bau d​er Kartause Marienau mit.

Bauten in Memmingen So wurde beispielsweise das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Siebendächerhaus in Memmingen durch das Unternehmen wiederaufgebaut. Zu den in Memmingen realisierten Bauten zählen unter anderem die Bismarckschule (1902), die 1909 errichtete[5] und 1938 unter Mitwirkung des Unternehmens zerstörte[6] Synagoge, der Bahnhof Memmingen, das Polizeirevier Memmingen-Süd, einige der Villen entlang des Stadtgrabens, Nachkriegswohnkomplexe im Osten und in der Berliner Freiheit, die Fabrikations- und Verwaltungsgebäude der Firmen Magnet-Schultz, Dachser, Rohde & Schwarz, Autohaus Reisacher und der Memminger Zeitung.

Preise

1985 w​urde dem Unternehmen d​er 1. Preis d​es Cembureau European Award d​urch die Europäische Kommission zugesprochen.

Der 1952 i​n das Unternehmen eingetretene Geschäftsführer i​n dritter Unternehmergeneration, Rolf Unglehrt, w​urde für s​eine Verdienste u​m den wirtschaftlichen Aufschwung i​n der Nachkriegszeit m​it dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Commons: Unglehrt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Unglehrt - Unglehrt. Abgerufen am 7. November 2019.
  2. Joachim Jahn (†), Hans-Wolfgang Bayer, Uli Braun (Hrsg.), Paul Hoser: Die Geschichte der Stadt Memmingen. Bd. 2: Vom Neubeginn im Königreich Bayern bis 1945. Theiss, Stuttgart 2001, S. #.
  3. Winfried Nerdinger (Hrsg.): Bauen im Nationalsozialismus. Klinkhardt & Biermann, München 1993, ISBN 3-7814-0360-2, S. #.
  4. Planen - Bauen - Konstruieren: Bauunternehmung UNGLEHRT feiert 125-jähriges Firmenjubiläum. In: Kurier. Kurier Verlag, Memmingen 23. September 2015.
  5. Julius Miedel: Die Juden in Memmingen. Th. Otto's Buchdruckerei, Memmingen 1909, S. 99, urn:nbn:de:hebis:30-180011699007.
  6. Paul Hoser: Die Geschichte der Stadt Memmingen. Vom Neubeginn im Königreich Bayern bis 1945. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1316-X, S. 226.
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