Ulrich Stutz

Ulrich Stutz (* 5. Mai 1868 in Zürich; † 6. Juli 1938 in Berlin) war ein Schweizerisch-deutscher Rechtshistoriker und Kirchenrechtler.

Ulrich Stutz um 1900

Leben

Ulrich Stutz gilt als einer der bedeutendsten Kirchenrechtshistoriker des 20. Jahrhunderts. 1896 wurde er Professor für Recht und Kirchenrecht in Freiburg, wo Nikolaus Hilling sein bedeutender Nachfolger wurde.[1] 1904 bis 1917 lehrte er zusätzlich an der Universität Bonn, baute das Kirchenrechtliche Institut an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät auf und legte die Grundsteine der Entwicklung der historischen Kanonistik. Seit 1917 lehrte er als ordentlicher Professor an der Berliner Universität Deutsches Recht und Kirchenrecht. Er leitete das Institut für Kirchenrecht; von ihm stammt die Charakterisierung des noch immer geltenden Staatskirchenrechts aus der Weimarer Reichsverfassung als „hinkende Trennung[2]. Des Weiteren ist er Urheber des Begriffs Eigenkirche; Stutz hat wesentlich zum Verständnis der frühmittelalterlichen Verflechtung von fränkisch-weltlicher und weströmisch-kirchlicher Macht beigetragen. Zu seinen Schülern zählen u. a. Johannes Heckel, Adalbert Erler und Dettmar Philippi sowie der Kirchenrechtshistoriker Franz Gescher (1884–1945), dessen Dissertation von 1919 Stutz als 95. Heft seiner Reihe Kirchenrechtliche Abhandlungen publizierte.[3][4]

Politisch exponierte Stutz sich trotz seiner Schweizer Herkunft als „rabiater deutscher Nationalist“ (Gustav Mayer). Er blieb auch nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs überzeugter Monarchist und brachte diese Überzeugung alljährlich am 27. Januar (dem Geburtstag Wilhelms II.) in seiner Vorlesung mit einer Huldigung an den im Exil lebenden Kaiser zum Ausdruck.[5]

Seine Grabstätte befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Gutachten über die rechtliche Stellung des evangelischen Universitätspredigers an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn, [Bonn] [1914] (Digitalisat)

Ehrungen

Literatur

Anmerkungen

  1. Reimund Haas: „Gescherianum“ – Rheinische Kirchenrechtsgeschichte des Mittelalters in Köln und Breslau. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 311–325, hier: S. 313 f.
  2. Ulrich Stutz: Die päpstliche Diplomatie unter Leo XIII. Nach den Denkwürdigkeiten des Kardinals Domenico Ferrata (= Abhandlungen der Preussischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Jg. 1925, Nr. 3/4, ZDB-ID 210015-0). de Gruyter u. a., Berlin 1926, S. 54.
  3. Reimund Haas: „Gescherianum“ – Rheinische Kirchenrechtsgeschichte des Mittelalters in Köln und Breslau. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 311–325.
  4. Georg May: Franz Gescher nach seinen Briefen an Ulrich Stutz. In: Zeitschrift für Rechtsgeschichte. Band 99, Kanonistische Abteilung 68, 1982, S. 419–440.
  5. Michael Grüttner u. a.: Die Berliner Universität zwischen den Weltkriegen 1918–1945. Berlin 2012 (Geschichte der Universität Unter den Linden, Bd. 2), S. 19 f. und 154 f.
  6. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 236.
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