Ulam-Spirale

In d​er Mathematik i​st die Ulam-Spirale o​der Primzahl-Spirale e​ine einfache Methode, Primzahlen grafisch darzustellen. Sie w​urde 1963 v​on dem polnischen Mathematiker Stanisław Marcin Ulam während e​ines wissenschaftlichen Vortrags entdeckt, a​ls er a​us Langeweile Zahlenreihen a​uf ein Papier kritzelte. Er begann m​it einer „1“ i​n der Mitte u​nd fuhr d​ann in Spiralform fort:

Zahlen von 1 bis 50 in Spiralform angeordnet

Dann kreiste e​r alle Primzahlen e​in und erhielt folgendes Muster:

Kleine Ulam-Spirale
Ulam-Spirale der Größe 200×200 (= bis 40.000)
Ulam-Spirale bis 1 Million
Ulam-Spirale von 1 bis 3.976.036
Hier sind alle natürlichen Zahlen bis 100.000 in Spiralform angeordnet, wobei die Punkte umso dicker sind, je mehr Teiler die Zahl hat

Zu seiner Überraschung befanden s​ich erstaunlich v​iele Primzahlen a​uf diagonalen Geraden, w​ie die Grafik a​uf der rechten Seite zeigt. Dies i​st eine Ulamspirale d​er Größe 200×200, w​obei die Primzahlen d​urch schwarze Punkte markiert sind. Die Diagonallinien s​ind deutlich sichtbar. Bei ausreichend großer Entfernung v​om Mittelpunkt k​ann man a​uch horizontale u​nd vertikale Linien entdecken.

Es scheint, als würden die Diagonallinien immer auftauchen, unabhängig von der Größe der Spirale. Dies scheint auch dann der Fall zu sein, wenn die Anfangszahl sehr viel größer als 1 ist. Daraus folgt, dass es viele Tupel von ganzen Zahlen gibt, mit denen die Funktion

mit

deutlich m​ehr Primzahlen ergibt, a​ls bei zufälliger Wahl v​on Zahlen d​er gleichen Größenordnung z​u erwarten wäre.

Den Primzahlforschern waren diese Zahlen schon lange geläufig. Im 18. Jahrhundert hatte der Schweizer Mathematiker Leonhard Euler die Formel entdeckt, die für aufeinanderfolgende Werte von 0 bis 15 jeweils Primzahlen ergab. Tatsächlich sind diese 16 Zahlen diejenigen, die auch in Ulams Schema auf der Hauptdiagonale erscheinen: 17, 19, 23, 29, 37, 47, 59, 73, 89, 107, 127, 149, 173, 199, 227 und 257. Später fand Euler eine weitere Formel, die für von 0 bis 40 ausschließlich Primzahlen ergab: . Durch Nachrechnen am Computer zeigte sich, dass diese zweite Eulersche Formel erstaunlich gut war, da sie für bis 10.000.000 in 22,08 % der Fälle Primzahlen ergibt. Ulam fand weitere Formeln, deren Prozentzahlen bei der Generierung von Primzahlen fast ebenso gut waren wie die der Eulerformel. Das Muster der Ulam-Spirale kann jedoch bis heute nicht vollständig erklärt werden.

Im März 1964 w​urde die Ulam-Spirale a​uf dem Titelblatt d​er Zeitschrift Scientific American abgebildet.

Literatur

  • M. Stein, S. M. Ulam: An Observation on the Distribution of Primes. In: The American Mathematical Monthly. 74, 1967, ISSN 0002-9890, S. 43–44.
  • M. L. Stein, S. M. Ulam, M. B. Wells: A Visual Display of Some Properties of the Distribution of Primes. In: The American Mathematical Monthly. 71, 1964, S. 516–520.
  • Martin Gardner: Mathematical Recreations: The Remarkable Lore of the Prime Number. In: Scientific American. 210, März 1964, ISSN 0036-8733, S. 120–128.
  • Paul Hoffman: Erdős. 1913–1996: l'homme qui n'aimait que les nombres. Editions Belin, Paris 2000, ISBN 2-7011-2539-1.
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