Turm des Sint-Lievens-Münsters (Zierikzee)
Der Turm des Sint-Lievens-Münsters (auch Dicker Turm genannt) ist der weithin sichtbare monumentale Kirchturm („Monstertoren“, so viel wie: Münsterturm) des ehemaligen Münsters zu Zierikzee in den Niederlanden (Provinz Zeeland). Das Kirchenschiff wurde nach einem Brand 1832 abgerissen. Der Turm ist das bekannteste Bauwerk von Zierikzee.
Geschichte
Bis zur Reformation war das Münster zu Zierikzee dem Heiligen Livinus von Gent (niederl. Lieven) geweiht. Durch archäologische Grabungen konnte die Baugeschichte des Sakralbaus geklärt werden. Zunächst wurde im 12. Jahrhundert eine Basilika aus Tuffstein mit Querhaus errichtet. Der Chor und die Querhausarme schlossen jeweils mit einer Apsis. Hieran wurde im 14. Jahrhundert ein neuer Chorraum aus Backstein mit Strebepfeilern und 5/8-Schluss angebaut. Schließlich folgte die Hallenkirche des 15. Jahrhunderts.
Das ambitionierte spätgotische Bauprogramm von Turm und neuer Kirche wurde vom Münsterkapitel 1454 begonnen, Baumeister war wahrscheinlich Andries Keldermans aus Mechelen. Die Fundamentarbeiten dauerten ca. 25 Jahre und wurden durch den großen Stadtbrand von 1466 behindert. Der Umfang des Turmes beträgt am Fuß 16 × 16 m (24,5 × 24,5 m mit Strebepfeiler) (zum Vergleich: Der Turm des Domes von Utrecht hat einen Basisumfang von 19,5 × 19,5 m). Nach ca. 30 Jahren weiterer Bauzeit hatte der Turm die heutige Höhe von 61 m erreicht, als die Blütezeit der Stadt vorbei und damit das notwendige Kapital für den Weiterbau aufgebraucht war. Nach neueren Schätzungen hätte der Turm nach den ursprünglichen Plänen wohl eine Höhe von ca. 130 m erreichen sollen.
Nach dem Brand der Kirche 1832, bei dem der Turm unbeschädigt blieb, wurde die spätgotische Kirche abgerissen und an ihrer Stelle ein schlichter klassizistischer Saal erbaut, die 1848 vollendete Nieuwe Kerk, der keine Verbindung mehr mit dem nun freistehenden Turm hat. In den Jahren 1839/1840, 1883–1887 und 1957–1972 fanden Restaurierungsarbeiten statt.
Sonstiges
Der Turm ist zur Besichtigung geöffnet und kann bis zur obersten Plattform bestiegen werden. Im Erdgeschoss befindet sich ein kleines Museum zur Geschichte von Kirche und Turm und eine Anlaufstelle der Kirchengemeinde.
Literatur
- H. Uil, Zierikzee. Monumentenstad aan de Schelde, Goes 1995 ISBN 90-72138-45-7