Trianel Windpark Borkum
Der Trianel Windpark Borkum, ehemals Offshore-Windpark „Borkum West II“, ist ein Offshore-Windpark in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der südlichen Nordsee. Er wurde in zwei Phasen mit je 200 MW errichtet. Die Anlagen der Phase 1 sind seit 2015 in Betrieb; die Offshore-Bauarbeiten für Phase 2 begannen im Herbst 2018 und wurden im Mai 2020 mit der Installation der letzten beiden Anlagen abgeschlossen.[3]
Trianel Windpark Borkum | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 54° 2′ 30″ N, 6° 28′ 0″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Gewässer | Nordsee | ||
Daten | |||
Typ | Offshore-Windpark | ||
Primärenergie | Windenergie | ||
Leistung | Phase 1: 200 MW[1] Phase 2: 203,2 MW | ||
Betreiber | Phase 1: Trianel Windkraftwerk Borkum GmbH & Co. KG Phase 2: Trianel Windkraftwerk Borkum II GmbH & Co. KG | ||
Betriebsaufnahme | Phase 1: 2015 Phase 2: 2020 | ||
Gründung | Phase 1: Tripod Phase 2: Monopile[2] | ||
Turbine | Phase 1: 40 × Adwen AD 5-116 Phase 2: 32 × Senvion 6.3M152 | ||
Website | Trianel Borkum |
Allgemeines
Der Offshore-Windpark befindet sich auf einer Fläche von 55,6 km² rund 45 km nördlich der Insel Borkum und 44 km nordwestlich der Insel Juist bei Wassertiefen von 25–35 Metern.
Der Windpark wurde ursprünglich von der Prokon Nord Energiesysteme entwickelt. Der Antrag auf Errichtung und Betrieb von 80 Windenergieanlagen vom 26. Mai 2006 in der Fassung vom 15. November 2007 wurde vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) auf Grundlage der Seeanlagenverordnung am 13. Juni 2008 genehmigt.[4]
2009 sicherte sich die Trianel die Rechte an dem Vorhaben.[5] Aufgrund von Schwierigkeiten bei der Finanzierung im Rahmen der Finanzkrise ab 2007 wurde das Vorhaben in zwei Phasen geteilt.[6]
Die Europäische Kommission förderte das Vorhaben im Rahmen des European Energy Programme for Recovery (EEPR) mit 42,71 Mio. Euro.[7]
Trianel Windpark Borkum I (Phase 1)
Am Offshore-Projekt beteiligen sich 33 Stadtwerke unter der Führung der Trianel. Im Jahr 2010 wurde die Investitionsentscheidung über 720 Millionen Euro für die Errichtung von 40 WEA des Typs Adwen AD 5-116 (Bezeichnung bis 2016: Areva M5000, bis 2007: Multibrid 5000) getroffen. Jede WEA verfügt über eine Nennleistung von 5 MW und einen Rotordurchmesser von 116 m.
Den Auftrag für die Verkabelung der einzelnen WEA mit der Umspannplattform mit circa 65 km Mittelspannungs-Seekabel hat die Norddeutsche Seekabelwerke (NSW) erhalten.[8]
Für die erste Bauphase wurde im August 2011 eine Sicherheitszone für die Schifffahrt eingerichtet, damit zunächst 40 WEA aufgestellt werden konnten. Diese sollten zunächst bis zum zweiten Quartal 2013 ans Netz gehen.[9] Beim Rammen der Fundamente in den Meeresboden wurden Blasenschleier verwendet, um Schweinswale vor dem Baulärm zu schützen.[10] Das Kranschiff Oleg Strashnov setzte die bei WeserWind in Bremerhaven gebauten Tripods auf die in den Meeresboden gerammten Gründungspfähle.[11] Jeweils zwei dieser 60 m hohen und bis zu 900 t schweren Teile wurden vom Kranschiff Stanislav Yudun vom Offshore-Terminal der Bremer Logistic Group (BLG) in Bremerhaven abgeholt und zum rund 45 km entfernten Baufeld gebracht.[12] Ende Mai 2013 waren alle Tripods gesetzt, danach wurden die Windenergieanlagen vom niederländischen Eemshaven geholt und auf den Tripod-Fundamenten errichtet.[13] Das vom britischen Unternehmen MPI gecharterte Errichterschiff Adventure transportierte dabei jeweils die Komponenten für drei komplette Windenergieanlagen auf einer Tour vom Festland zum Baufeld und montierte sie auf die Tripods.[14] Bis Februar 2014 war die Hälfte der Anlagen errichtet, Anfang Juni wurde gemeldet, dass alle 40 WEA („BW 1“ bis „BW 40“) installiert seien.[15]
In den ersten sechs Monaten nach der Inbetriebnahme speiste der Windpark 452 GWh elektrischer Energie ins Netz. Die Ertragsprognose für das Gesamtjahr liegt bei über 4000 Volllaststunden (d. h. gut 800 GWh).[16]
Trianel Windpark Borkum II (Phase 2)
Die Phase 2 des Windparks umfasst 203,2 MW. Bis Ende 2016 liefen die EU-weiten Ausschreibungsverfahren für einzelne Gewerke wie beispielsweise die WEA, Fundamente oder interne Parkverkabelung.[17] 2016 erhielt Senvion den Zuschlag für die Lieferung von 32 Turbinen. Die Leistung der WEA vom Typ Senvion 6.3M152 sind jeweils auf 6,35 MW gesteigert.[18] Der Wechsel des WEA-Typs mit erhöhter Nennleistung und vergrößertem Rotordurchmesser machte Änderungen der Planungsunterlagen erforderlich, die am 5. Oktober 2016 vom BSH genehmigt wurden.[4]
Im April 2017 wurden die Investition von 800 Millionen Euro und der Bau offiziell beschlossen. Baubeginn war im Herbst 2018[19], die Inbetriebnahme sollte Ende 2019 erfolgen.[20] Ende April 2019 wurde die Verlegung der Innerparkverkabelung mit der Anbindung an die vorher gesetzten 32 Monopile-Gründungsstrukturen abgeschlossen.[21] Bis Dezember 2019 konnte jedoch nur die Hälfte der Anlagen errichtet und angeschlossen werden.[22] Am 17. Mai 2020 wurde die letzte Anlage durch Buss Energy Group errichtet, die vollständige Inbetriebnahme erfolgte am 3. Juli 2020.[23][24][25]
Beteiligungsstruktur in der Phase 2 (Stand: 7. April 2017):
Anteil | Anteilseigner |
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37,99 % | Trianel, Stadtwerke Bochum, Stadtwerke Mosbach, Allgäuer Überlandwerk, enwor, ENNI Stadt & Service Niederrhein, Gemeinschaftsstadtwerke Kamen, Bönen, Bergkamen, Hertener Stadtwerke, Stadtwerke Uelzen, Stadtwerke Aalen, Stadtwerke Dachau, Stadtwerke Warburg, Stadtwerke Georgsmarienhütte, Stadtwerke Rheine, Stadtwerke Verden, Stadtwerke Bonn, Stadtwerke Hamm, Stadtwerke Lengerich |
37,5 % | EWE |
24,51 % | Elektrizitätswerk der Stadt Zürich und Fontavis |
Netzanschluss
Das Kranschiff Oleg Strashnov hob Mitte April 2013 die rund 2400 Tonnen schwere Umspannplattform („BW 0“) von Alstom auf das bereits im Baufeld installierte Fundament.[26] Der Netzanschluss aller 72 WEA des gesamten Windparks erfolgt über diese zentrale Umspannplattform. Die Spannung wird hier von 33 kV auf 155 kV umgespannt und über etwa 7½ km per DHÜ an die HGÜ-Konverter-Plattform DolWin alpha des Übertragungsnetzbetreibers Tennet TSO geleitet.[27] Die HGÜ-Leitung DolWin 1 stellt die Verbindung über Norderney zum Festland her.
Durch Verzögerungen des Netzanschlusses bei dem verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber Tennet wurde die erste Ausbaustufe des Windparks erst am 1. Februar 2015 in den Probebetrieb genommen. Die offizielle Inbetriebnahme fand im Juli 2015 statt.[28]
Tripod-Fundamente im Trianel Windpark Borkum
Tripods werden schon seit längerem in der Öl- und Gas-Industrie eingesetzt. Auf eine Offshore-Windenergieanlage (OWEA) wirken jedoch andere Kräfte als auf eine schwere Ölplattform[29], und auch die Wassertiefen von mehr als 25 m stellten eine Herausforderung dar. Das Fundament-Design wurde daraufhin von OWT - Offshore Wind Technologie auf die OWEA-Anforderungen angepasst und ein Tripod-Design speziell für OWEA entwickelt. Vor dem Einsatz im Trianel Windpark Borkum hatten sich die Tripods bereits 2008 im alpha-ventus-Projekt bewährt. Alpha ventus wurde als Testfeld für die Offshore-Nutzung von Windenergie geplant. Dadurch sollte eine breite Basis an Erfahrungen und Erkenntnissen für den Bau und Betrieb weiterer Offshore-Windparks gewonnen werden. Als erster kommerzieller Einsatz in größerem Maßstab wurden die Tripods dann für den Trianel Windpark Borkum eingeplant. Die Besonderheit des Tripods liegt in der Kombination aus der Überwasserstruktur einer Einpfahllösung (geringe exponierte Oberfläche, robustes Verhalten in Risikoszenarien, einfacher Übergang zur Turmseite, Fertigung vergleichbar Monopile und Turm) mit der Tragwirkung und -leistung einer aufgelösten Struktur. Der Einsatzbereich ist geometrisch bedingt auf die Größenordnung von mindestens 25 m bis derzeit 50 m Wassertiefe zu sehen.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Wirtschaftlich ergibt sich aus dem Projekt für Anteilseigner aus dem Kreis der Stadtwerke zum Teil ein erhebliches Problempotential. Die ursprünglichen Prognosen, auf denen die Kalkulation beruhte, erwiesen sich als deutlich zu optimistisch. Die Kosten pro installierter MWh Leistung seien im Projektverlauf auf mehr als das Doppelte gestiegen. Hieraus resultierten für die Stadtwerke nicht unerhebliche Verluste.[30]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- Trianel Windpark Borkum (ehemals Borkum West II)
- EWE und Trianel realisieren Nordsee-Windpark. In: Schiff & Hafen, Heft 2/2017, S. 45
- Jens Kiffmeier: „Trianel II“: Windpark ist jetzt fertig · Betreiber meldet Abschluss der Bauarbeiten · Inbetriebnahme im Sommer geplant. In: Täglicher Hafenbericht vom 28. Mai 2020, S. 4
- Genehmigungsbescheid. (PDF) 13. Juni 2008, abgerufen am 24. März 2017.
- Projektverlauf. In: Trianel Windkraftwerk Borkum. Abgerufen am 24. April 2017.
- Mona Contzen: Grünes Licht für Windpark Borkum West II. In: DerWesten. Funke Mediengruppe, 10. Mai 2011, abgerufen am 24. April 2017.
- Europäische Kommission (PDF)
- NSW erhält Auftrag für Borkum West II. In: Schiff & Hafen, Heft 3/2011, S. 70, Seehafen-Verlag, Hamburg 2011, ISSN 0938-1643
- Trianel: Windpark startet erst 2013. In: Täglicher Hafenbericht vom 28. Juni 2012, S. 4, Seehafen-Verlag, Hamburg 2012, ISSN 2190-8753
- Vorbereitungen für den Trianel Offshore-Windpark laufen an. Abgerufen am 17. Juli 2011
- Ausbau von Windenergie auf See stockt. In: Täglicher Hafenbericht vom 23. Oktober 2012, S. 4
- Kranschiff lädt Tripods. In: Täglicher Hafenbericht vom 7. März 2013, S. 4
- Fundamentarbeiten abgeschlossen. In: Schiff & Hafen, Heft 6/2013, S. 119
- Frank Binder: Der Trianel Windpark Borkum wächst. In: Täglicher Hafenbericht vom 2. August 2013, S. 4
- Frank Binder: Nordsee-Windpark fertig – wieder kein Netzanschluss. In: Täglicher Hafenbericht vom 5. Juni 2014, S. 4
- Soest: Stadtwerke-Offshore-Windpark liefert zuverlässig Strom. In: Südwestfalen-Nachrichten. 18. März 2016, abgerufen am 18. März 2016.
- Buddensiek: Trianel Windpark Borkum: 452 GWh generated in 6 months. In: Sun & Wind Energy. 21. März 2016, abgerufen am 24. Mai 2016 (englisch).
- Senvion selected for Trianel Borkum II. In: www.4COffshore.com, 29. September 2016, abgerufen am 29. September 2016
- Erster Rammschlag für „Trianel Windpark Borkum II“. In: Schiff & Hafen, Heft 11/2018, S. 41
- Startschuss für den Offshore Windpark Borkum II gefallen. In: IWR, 10. April 2017, abgerufen am 10. April 2017
- André Germann: Meilenstein im „Trianel Windpark Borkum II“. In: Täglicher Hafenbericht vom 24. April 2019, S. 4
- Trianel Windpark Borkum II: Ausbau stockt · Offshore-Park wird erst 2020 fertiggestellt · Verzögerung wegen Senvion-Insolvenz und schlechtes Wetter. In: Täglicher Hafenbericht vom 6. Dezember 2019, S. 16
- Adrijana Buljan: Trianel Windpark Borkum II in Full Array. In: offshorewind.biz. 18. Mai 2020, abgerufen am 19. Mai 2020 (englisch).
- Jens Kiffmeier: Buss schließt Großauftrag ab · Offshore-Spezialist transportiert letzte Komponenten für Trianel-Windpark. In: Täglicher Hafenbericht vom 18. Mai 2020, S. 3
- Bautagebuch Trianel Borkum 2. Abgerufen am 22. Juli 2020.
- Alstom hands over offshore substation for wind farm to Trianel. alstom.com, 15. April 2013, abgerufen am 25. April 2013
- Parkinterne Umspannplattform errichtet Trianel Pressemitteilung, abgerufen am 30. April 2013
- Adwen nimmt Trianel Offshore-Windpark Borkum in Betrieb. In: IWR, 21. Juli 2015, abgerufen am 21. Juli 2015
- Mit drei Beinen auf hoher See. In: Deutschlandfunk. Abgerufen am 18. Februar 2016 (deutsch).
- Klotzsche Verluste des Trianel Windpark Borkum hoch. In: fuldainfo.de. 29. Dezember 2017, abgerufen am 9. März 2020 (deutsch).