Treckschute
Eine Treckschute (auch Treckschüte oder Treckschüt, niederl. trekschuit) ist ein Holzboot für Passagiere und Fracht ohne eigenen Antrieb (Schute), das von Zugtieren und mitunter auch von Menschen getreidelt (getreckt) wurde. Mit dem sogenannten Treckseil wurden die Boote vom Leinpfad (Treckweg) an den Ufern aus über Kanäle und ruhige Flüsse gezogen.[1] Die Boote waren geschlossen und mit Bänken ausgestattet. Sie fuhren ähnlich wie Postkutschen auf festen Linien nach einem Fahrplan. Treckschüten waren vor allem in den Niederlanden gebräuchlich.[2]
Dort entstand ab dem 16. Jahrhundert ein Netz von Verbindungen, das als frühes öffentliches Verkehrssystem bezeichnet werden kann.[3] Der erste für Treckschuten angelegte Kanal verband ab 1587 Rotterdam und Delft. Später kamen immer mehr Kanäle hinzu, und die zunächst getrennten Verbindungen wurden nach und nach zu einem großen Netz. Die Zentren waren dabei Amsterdam und Rotterdam.[4] Um 1700 war das Netz der Treckschuten in den Niederlanden 700 Kilometer lang.[5]
Eine Treckschüt bot meist Platz für etwa 30–40 Reisende, die auf seitlichen Bänken unter Deck saßen.[6] Die Schuten transportierten auch Güter, insbesondere wertvolle Waren.[4] Die Zugtiere wurden von einem Treiber geführt.[6] Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit betrug 3[3]–7[4] km/h. Mit dem Aufkommen der Chausseen, der Eisenbahn[4] und der Dampfschifffahrt verschwanden die Treckschuten.
- Modell der Treckschut Amsterdam–Haarlem, 1716
- Ansicht von Den Haag, gesehen von Delftse Vaart im 17. Jahrhundert, Ölgemälde von Cornelis Springer, 1852
- Innenraum einer Treckschüte, Zeichnung von Simon Fokke, 16. Juni 1760
- Treckschut in Amsterdam (Weesperzijde), Foto von Jacob Olie, 1901
Weblinks
Einzelnachweise
- Johann Christoph Adelung: Die Trêckschüte. In: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart. Band 4. Leipzig 1801, S. 658 (zeno.org [abgerufen am 15. November 2020]).
- Treckschüt. In: Brockhaus Conversations-Lexikon. Band 6. Amsterdam 1809, S. 222 (zeno.org [abgerufen am 15. November 2020]).
- 1. Die frühen Anfänge (1830-1835). In: Train World. Abgerufen am 15. November 2020.
- Pim Kooij: Städte und ihr Umland in den Niederlanden vom Mittelalter bis ins zwanzigste Jahrhundert. In: Johannes Renes, Winfried Schenk (Hrsg.): Siedlungsforschung : Archäologie – Geschichte – Geographie. Band 26. ARKUM e.V, 2008, ISSN 0175-0046, S. 40–44 (kulturlandschaft.org [PDF; abgerufen am 15. November 2020]).
- Hans von Ham: Den Gütertransport im Blut. In: Neue Zürcher Zeitung. 24. Mai 2004, abgerufen am 15. November 2020.
- Eintrag. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 45, Leipzig 1745, Sp. 334 f.