Tony Iommi
Anthony Frank „Tony“ Iommi (* 19. Februar 1948 in Birmingham, England)[1] ist ein britischer Gitarrist und Gründungsmitglied der Heavy-Metal-Band Black Sabbath. Iommi ist als einziger Musiker der Band niemals ausgestiegen, sodass er als die treibende Kraft von Black Sabbath angesehen wird.
Biografie
Die Anfänge
Iommi, Sohn italienischer Einwanderer, fing mit dem Gitarrespielen als Teenager an, inspiriert vor allem durch die bahnbrechende Instrumentalgruppe The Shadows mit ihrem Gitarristen Hank Marvin. Bald spielte er in etlichen Bluesrockbands. In der Gründungsphase von Black Sabbath, als diese sich noch Earth nannte, hatte er 1968 ein kurzes Engagement bei Jethro Tull, die er nach einem Auftritt wieder verließ. Mit Jethro Tull spielte Iommi auch beim Auftritt im Rolling-Stones-Film „Rock and Roll Circus“ mit.
Arbeitsunfall
Bei einem schweren Arbeitsunfall in einer Stahl- und Walzblechfabrik war der 17-Jährige Iommi unkonzentriert und geriet mit der Hand in eine Maschinenpresse, worauf er diese reflexartig zurückzog und die Fingerkuppen von Mittel- und Ringfinger der rechten Hand abgetrennt wurden. Da Iommi linkshändig Gitarre spielt (wie z. B. Jimi Hendrix), bedeutet ein derartiger Unfall der Greifhand normalerweise das Karriereende; dennoch machte Iommi weiter. Die Motivation dafür bezog er aus dem Hinweis eines Freundes auf Django Reinhardt, der sich trotz der Verkrüppelung von Ring- und kleinem Finger seiner linken Hand durch eine schwere Verbrennung zu einem der besten Jazzgitarristen aller Zeiten entwickelte. Deshalb trägt Iommi heute Plastikfingerkuppen und verwendet nur sehr dünne Saiten, um überhaupt spielen zu können. Früher musste er sich seine Saitensätze aus dünnen Banjosaiten zusammensetzen. Zudem stimmte die Band nun Gitarre und Bass eine kleine Terz tiefer, um den Saitendruck zu verringern.
Privatleben
Iommi war bisher viermal verheiratet.[2] Anfang der 70er heiratete er Susan Snowden, die Ehe hatte acht Jahre lang Bestand.[3]
1980 heiratete er ein Model namens Melinda[4], 1983 bekam sie sein einziges leibliches Kind, die Tochter Toni-Marie Iommi. Die Ehe hielt nur kurz, laut seiner Biografie hatte er sie verlassen, nachdem sie ihm mehr als hunderttausend Dollar an Kreditkartenschulden verursachte. Sie ließen sich Mitte der 80er Jahre scheiden. Iommi focht vor Gericht die Rechtmäßigkeit der Ehe an, da diese ohne Trauzeugen geschlossen worden war. Als Trauzeuge hatte – auf dem Papier – lediglich ein Teddybär agiert. Das Gericht erkannte aber die Rechtmäßigkeit an.[5]
1986 lernte er eine Engländerin namens Verlery kennen, die er sechs Jahre später heiratete. Sie brachte ihren Sohn mit in die Ehe. Iommi bezeichnet ihn als seinen Sohn. Die Ehe ging Ende der 90er Jahre zu Ende.[3]
Seit 2005 ist er in vierter Ehe mit der Sängerin Maria Sjöholm verheiratet.[6]
In der Mitte der 80er Jahre hatte er eine Beziehung mit Lita Ford, mit der er später verlobt war. Laut ihrer 2016 erschienenen Biografie musste sie ihn verlassen, nachdem er sie fast tot geschlagen hätte. Die häufigen Gewaltausbrüche von Iommi schob Ford auf dessen sehr hohen Drogenkonsum. Sie bezeichnet Tony Iommi trotz allem immer noch als ihren Helden.[7]
Krankheit
Am 9. Januar 2012 gab der Pressesprecher von Black Sabbath bekannt, dass bei Iommi ein malignes Lymphom im frühen Stadium („early stages of lymphoma“) diagnostiziert wurde.[8]
Musikalischer Einfluss
Der Einfluss seines Gitarrenspiels auf die moderne Rockmusik ist immens. Seine kurzen, düsteren und prägnanten Riffs in Molltonarten verbindet er mit zu damaliger Zeit innovativen Soli im Stile des Blues oder auch des Hard Rock. Für Black Sabbath komponierte und komponiert er weiterhin die meisten Lieder. Sein markantestes Kennzeichen ist die häufige variierte Wiederholung kurzer Riffs.
Der durch die tiefe Saitenstimmung entstehende Sound führte zusammen mit dem exzessiven Einsatz von Verzerrern zum charakteristischen vollen Klang der Musik von Black Sabbath; das Herunterstimmen der Gitarre wurde speziell in den 1990er Jahren zu einem wichtigen Markenzeichen moderner Metalbands.
Am 19. November 2013 verlieh die Coventry University Iommi einen Ehrendoktor der Künste für die Erfindung des Heavy-Metal.[9]
Der Rolling Stone listete Iommi 2011 auf Rang 25 der 100 besten Gitarristen aller Zeiten. In einer Liste aus dem Jahr 2003 hatte er Rang 86 belegt.[10][11]
Soloalben
Neben seiner Tätigkeit bei Black Sabbath, die seit 1985 teilweise schon als Solokarriere gelten kann, veröffentlichte Iommi 2000 sein selbstbetiteltes Debüt, auf dem er mit etlichen Gastmusikern (u. a. Ozzy Osbourne, Serj Tankian, Henry Rollins, Billy Corgan, Phil Anselmo, aber auch Billy Idol und Ian Astbury) größtenteils im Black-Sabbath-Stil der 70er Jahre musizierte. Die folgenden beiden Soloalben 1996 DEP Sessions und Fused spielte er zusammen mit dem Sänger und Bassisten Glenn Hughes ein.
Sein Markenzeichen war die schwarze „John Birch“-SG-Gitarre, die speziell für ihn mit Kreuzen als Inlays angefertigt wurde. Momentan spielt er Gibson „Tony Iommi“-Signature-Modelle (SG mit Kreuzinlays) und verstärkt diese über einen Laney GH100TI Amp, ebenfalls ein Signature-Produkt.
Trivia
Eurovision Song Contest 2013
Tony komponierte den armenischen Beitrag Lonely Planet für die Band Dorians zum Eurovision Song Contest 2013 in Malmö. Sie konnte sich für das Finale qualifizieren und erreichte den 18. Platz.
Drepanoistodus Iommii
Im Oktober 2021 haben skandinavische Paläontologen ein in Russland entdecktes Fossil, dessen Alter auf 469 Millionen Jahre bestimmt wurde, nach dem Black-Sabbath-Gitarristen benannt. Die Spezies wurde offiziell als „Drepanoistodus iommii“ eingetragen. Expeditionsmitglied Mats E. Eriksson war für die Namensgebung verantwortlich. Er hatte schon andere Größen der Metal-Musik bei seinen Fossilfunden geehrt.[12]
Solo-Diskografie
- 2000: Iommi
- 2004: The 1996 Dep Sessions (mit Sänger/Bassist Glenn Hughes)
- Tracks: Gone; From Another World; Don’t You Tell Me; Don’t Drag The River; Fine; Time Is The Healer; I’m Not The Same Man; It Falls Through Me
- Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1996, wurde jedoch nicht offiziell veröffentlicht. 1996/97 tauchten die Aufnahmen jedoch bereits als Bootleg unter dem Namen Eighth Star auf. 2004 entschied man sich daher, die Aufnahmen auch offiziell zu veröffentlichen, lediglich das Schlagzeug wurde neu eingespielt, da der damalige Schlagzeuger Dave Holland 2004 wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt worden war.
- 2005: Fused (ebenfalls mit Glenn Hughes)
- Tracks: Dopamine; Wasted Again; Saviour Of The Real; Resolution Song; Grace; Deep Inside a Shell; What You're Living For; Face Your Fear; The Spell; I Go Insane
- 2012: Who Cares (mit Ian Gillan)
Literatur
- Tony Iommi: Iron Man – Von Black Sabbath bis Heaven & Hell. Hannibal Verlag, Höfen 2012, ISBN 978-3-85445-383-3 (Originalausgabe: Iron Man)
Weblinks
- Tony Iommi in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Tony Iommi im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website (englisch)
- Iommi auf der Website von Black Sabbath (englisch)
- Buchtipp: Tony Iommi "Iron Man"
Einzelnachweise
- Black Sabbath - Uncensored On the Record. Coda Books Ltd, 2011, ISBN 978-1-908538-85-7 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Iommi on Rockschool. YouTube. Abgerufen am 5. August 2011.
- Tony Iommi: Iron Man: My Journey through Heaven and Hell with Black Sabbath. De Capo Press, , S. 312.
- LunarMile's Biography at Myspace. In: Web. Abgerufen am 3. August 2011.
- Tony Iommi: Iron Man: My Journey through Heaven and Hell with Black Sabbath. De Capo Press, .
- Aftonbladet puls: I stort sällskap. Abgerufen am 2. August 2021.
- Lita Ford: Living Like a Runaway: A Memoir.
- Andy Greene: Black Sabbath Guitarist Tony Iommi Diagnosed With Lymphoma, auf der Webseite des „Rolling Stone“. Abgerufen am 14. Januar 2012.
- focus.de: Tony Iommi: Ehrendoktor für Erfindung des Heavy Metal
- 100 Greatest Guitarists of All Time. Rolling Stone, 18. Dezember 2015, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).
- 100 Greatest Guitarists of All Time – David Fricke’s Picks. Rolling Stone, 2. Dezember 2010, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).
- Joe DiVita: 469 Million-Year-Old Fossil Named After Black Sabbath’s Tony Iommi. Loudwire, 8. Oktober 2021, abgerufen am 11. Oktober 2021.
- Chartquellen: DE UK US