Tiefer Julius-Fortunatus-Stollen
Der Tiefer Julius-Fortunatus-Stollen (TJF) ist ein Wasserlösungsstollen des ehemaligen Erzbergwerks Rammelsberg. Er gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO unter der Bezeichnung Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft. Der 2580 Meter lange Stollen befand sich in den Jahren 1486–1585 mit mehreren Unterbrechungen fast 99 Jahre im Bau.
Geschichte
Aufgefahren wurde der Stollen unter dem Namen „Meissner Stollen“. Dies rührt daher, dass anfänglich Bergleute aus der Markgrafschaft Meißen mit der Auffahrung beschäftigt wurden.[1]
Der heutige Name als Tiefer Julius-Fortunatus-Stollen beruht auf dem damaligen Lehnsherrn des Rammelsbergs, Herzog Julius von Wolfenbüttel, unter dessen Leitung der Stollen letztendlich vollendet wurde.
Verlauf
Begonnen wurde der Vortrieb im Bereich der Wallanlagen in der Nähe des Breiten Tors. Um die markscheiderischen Arbeiten zu erleichtern wurden mehrere kleine Schächte, sogenannte Lichtlöcher, angelegt. Insgesamt gab es 12 Stück, von denen zwei namentlich bekannt sind. Von diesen Lichtlöchern wurde der Stollen auch im Gegenortprinzip aufgefahren. Insgesamt läuft der Stollen ziemlich gerade und mit einem relativ geringen Gefälle. Vom Werksgelände läuft der Stollen in nördlicher Richtung bis zum sogenannten „Blauen Haufen“. Er unterquert die Bergwiesen und läuft dann knapp 30 Meter unter dem Gebäude des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen (EFZN). Er läuft weiter nördlich und trifft neben der ehemaligen Kaserne auf die Straßen:
- Wallstraße
- Am Stollen
- Ludwig-Jahn-Straße
Ein Supermarkt und der dazugehörige Parkplatz werden ebenfalls in einer Tiefe von knapp 12 Metern nordwestlich unterquert. Die heute verschlossene Tagesöffnung des Stollens findet sich gegenüber einer Tankstelle in den Wallanlagen Goslars.[1]
Heutige Nutzung
Nach Einstellung der Erzförderung im Jahr 1988 wurde die Grube für das Absaufenlassen vorbereitet. Nachdem man Mitte der 1990er Jahre auch die Pumpen auf der 9. Sohle abgeschaltet hatte, wurde die Grube bis auf das Niveau des Tiefen-Julius-Fortunatus-Stollen (TJF) geflutet, über den das Wasser dann übertage floss. 1997 wurde der Steollen unmittelbar östlich des Neuen Lagers untertätig verschlossen. Die anfallenden Grubenwässer werden heutzutage durch den „Barbarastollen“ zu den Absetzteichen Am Bollrich übertage geführt.
Der Stollen ist noch befahrbar und sammelt heute auf seiner Strecke Sicker- und Regenwasser. Dieses Wasser wird seit 2004 durch das Goslarer Schwimmbad „Aquantic“ zur Eigenwassergewinnung genutzt. Kurz hinter dem Mundloch wird auf knapp 600 m das anfallende Wasser aufgestaut und durch eine stationäre Anlage abgepumpt. Danach durchläuft es eine Trinkwasseraufbereitungsanlage und steht dem Schwimmbad zur Verfügung.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- Stadtgeschichten – Der tiefe Julius-Fortunatus-Stollen bei Weltkulturerbe Rammelsberg - Blog vom 11. Februar 2022
- Aquantic ECO - Aquantic Schwimm- & Badespaß in Goslar. Abgerufen am 2. März 2022.