Thiemo von Salzburg
Thiemo von Salzburg, auch Diemo, Ditmar, Tyemo oder Theodemar, (* um 1040 in Bayern; † 1101 oder 1102) war zuerst Abt des Klosters St. Peter und dann ein katholischer Erzbischof der Erzdiözese Salzburg, der als Heiliger bzw. Seliger verehrt wird.
Leben
Thiemo entstammte als Sohn des Grafen Thiemo II. dem Geschlecht der Grafen von Formbach (Landkreis Passau). Er wurde Benediktinermönch im Niederaltaich und war ein begabter Maler und Bildhauer. 1077 wurde er Abt von St. Peter in Salzburg, wo er im Investiturstreit auf der Seite des Papstes stand. Der kaisertreue Gegenerzbischof Berthold vertrieb ihn 1081 aus Salzburg. Thiemo lebte danach in den Klöstern Hirsau und Schaffhausen bei Mönchsdeggingen. 1084 konnte er für kurze Zeit wieder nach Salzburg zurückkehren, zog sich aber bald in das Stift Admont zurück. 1086 konnte Thiemo mit dem papsttreuen Erzbischof Gebhard nach Salzburg zurückkehren. Nach dem Tod Gebhards wurde er am 25. März 1090 zum Erzbischof von Salzburg gewählt und am 7. April zum Bischof geweiht. Er erhielt das Pallium von Papst Urban II., der ihn damit als Erzbischof bestätigte. Thiemo reformierte das Stift Admont und nahm 1095 an der Synode von Piacenza teil. 1097 unterlag er Berthold im Gefecht bei Saaldorf und wurde mehrere Jahre gefangen gehalten, bis ihm ein Mönch zur Flucht verhalf. Danach nahm er im Heereskontingent Herzog Wilhelms IX. von Aquitanien 1100/1101 am Kreuzzug von 1101 teil. Er soll in der Schlacht bei Eregli in rum-seldschukische Gefangenschaft geraten sein. Der Überlieferung nach erlitt er bei Chorasan 1101 den Märtyrertod, indem ihm die Gedärme aus dem Leib gezogen wurden. Nach anderer Überlieferung soll er das gleiche Martyrium erst 1102 in fatimidischer Gefangenschaft in Askalon erlitten haben (Riant). Als Grund des Märtyrertods wird in einer Version angegeben, er wäre in Gefangenschaft aufgrund seiner Fertigkeiten in Metallbearbeitung beauftragt worden, ein Götzenbild zu erneuern, habe dieses aber stattdessen zerstört, worauf man ihn zur Strafe zu Tode folterte.
Da die monotheistische Ausrichtung des Islam aber einigen europäischen Gelehrten schon bekannt war, äußerte bereits Bischof Otto von Freising kaum ein halbes Jahrhundert nach dem Martyrium ernsthafte Zweifel an dieser Version der Geschichte; auch wenn er das Martyrium nicht selbst in Frage stellte, schrieb Otto dennoch wörtlich, die Geschichte von der Zerstörung des Götzenbildes sei „schwer zu glauben, da feststeht, dass die Gesamtheit der Sarazenen Verehrerin des einzigen Gottes ist und die Bücher des [göttlichen] Gesetzes angenommen hat (...)“[1].
Er wurde nie offiziell heiliggesprochen, in Salzburg und den Benediktinerklöstern Niederaltaich und Admont aber bald nach seinem Tod als Heiliger verehrt. Sein Gedenktag ist der 28. September. Er wird mit einer Darmspindel dargestellt.
Literatur
- Heinrich von Zeißberg: Thiemo. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 760 f.
- Heinz Dopsch: Thiemo von Salzburg. In Lexikon der Heiligen und der Heiligenverehrung. (R-Z) 3. Band. Herder, Freiburg i. B. 2003, ISBN 3-451-28193-7
- Matthias Rumpler: Leben der heiligen Thiemo und Eberhard. Ein Christenlehrgeschenk für Kinder, und auch eine erbauliche Legende für Erwachsene. Mayr, Salzburg 1803
- Johannes Hofmann: Thiemo. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 11, Bautz, Herzberg 1996, ISBN 3-88309-064-6, Sp. 1132–1134.
- Paul Riant Le Martyre de Thiémon de Salzbourg (28 septembre 1102). A. Palmé, Paris 1886
Weblinks
- Eintrag zu Thiemo von Salzburg im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
Einzelnachweise
- „(...) quod autem ydola comminuerit, ex hoc credere difficile est, quia constat universitatem Sarracenorum unius Dei cultricem esse librosque legis (...) recipere“ Otto von Freising, Chronica sive Historia de duabus civitatibus, Buch VII Kap.7, hier ed. Adolf Hofmeister, MGH Scriptores rerum Germanicarum vol. 45, Hannover & Leipzig 1912 (Digitalisat bei der Digitalen MGH).
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Gebhard | Erzbischof von Salzburg 1090–1098 | Konrad von Abensberg |